Der lange Weg zum Yukon
Eine halbe Ewigkeit trug ich die Bilder schon in Kopf mit mir herum. Genauer gesagt seit dem Jahrzehnt in dem die "Bay City Rollers" noch die Mädchenherzen höher schlagen ließen. Mein Herz beflügelte damals anderes. Bilder von verschneiten Wäldern, Pelztierjägern auf beladenen Hundeschlitten und jagenden Wolfsrudeln. Die Bücher Jack Londons und alte Goldrausch-Westernfilme nährten meine Fantasie. Bubenträume. Schnell ging die Bubenzeit vorrüber, Jahre verrannen, Jahrzehnte verflogen. Vieles verlor sich in der gnadenlosen Mühle der Zeit, verschwand im Bermuda-Dreieck des Gedankespeichers. Nicht jedoch diese verschneiten Bilder meiner Bubenträume. Sie verblassten zwar etwas, wie alte Fotos, blieben aber abrufbar. Und dann viele Jahre später erstrahlten sie in ungeahnt neuer Schärfe. Dann, als ich auf der Suche nach einer extremen, sportlichen Herausforderung auf die Homepage des Yukon Arctic Ultramarathon stieß. Dann wurde mir bewußt, dass ich noch einen Bubentraum zu realisieren hatte. Meine Recherechen begannen................
Der Yukon Arctic Ultramarathon findet alljährlich auf dem Trail namens "Yukon Quest" statt. Dieser Trail führt von Whitehorse (Kanada) nach Fairbanks (Alaska) und hatte schon in den vergangenen Jahrhunderten, vor allem in den Zeiten des Klondike - Goldrauschs große Bedeutung. Als effizientestes Fortbewegungs und Transportmittel gewann das Hundeschlittengespann unter den Goldschürfern und Pelztierjägern bald an Beliebtheit. Das Dasein in dem schneereichen Gebiet am Yukon gestaltete sich hart und entbehrungsreich. Trafen sich die Glücksritter und Abenteurer gelegentlich in einem der Saloons am Trail, so ließen sie es so richtig krachen. Alkohol floß in rauhen Mengen und weckte bei manchem Wetteifer und Kampfgeist. So entstanden laut Überlieferungen die ersten Wettrennen der Musher mit ihren Schlittenhundegespannen. Später im 20. Jahrhundert, der Vorhang der Goldrauschzene am Yukon war schon längst gefallen, entdeckte man den Reiz dieses harten Wettkampfes auf das Neue. Und dann, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, schuf der Outdoorspezialist Robert Pollhammer eine neue Herausforderung - den Yukon Arctic Ultra, im folgenden Bericht nur noch kurz "YAU" genannt. Es sollte der kälteste und härteste Wettkampf unserer Zeit für Läufer, Mountain-Biker und Skilangläufer werden. Jährlich im kältesten Monat ausgetragen, und das am Yukon Quest einer der schönsten und naturbelassensten Gegenden Nordamerikas.
Das war genau das, wonach ich gesucht hatte. Allerdings sollten von der Idee daran teilzunehmen, bis zur Ausführung einige Jahre vergehen. Erstmals scheiterte mein Plan mitzumachen im Jahr 2010, nachdem eine Hinterlist des Schicksals die Termine des "Yau" und der olympischen Winterspiele im selben Land zusammentreffen ließ. Wegen des erwartet großen Besucherandranges und den unweigerlich damit verbundenen Reiseverzögerungen befürchtete man Probleme bei der Abwicklung des Yau und känzelte die Veranstaltung für dieses Jahr. Zum Trost entschädigte mich kurze Zeit danach mein hervoragendes Abschneiden bei einem nicht ganz adequaten aber dennoch wetterbedingt schwierigen 100-Meilen-Lauf. Für das darauf folgende Jahr hatte ich schon den Athener 7-Tages-Lauf ins Auge gefaßt. Dieser stellte ebenfalls ein magisches Ziel dar und verlief zudem für mich äußerst erfolgreich. Mein Weg zum Yau aber entwickelte sich immer mehr zur Odyssee. Ungeachtet dessen betrieb ich ein intensives meinem Naturell entsprechend exzentrisches Training. Wobei mein Hauptaugenmerk nicht vorrangig galt Kälte ertragen zu lernen, sonder Schweißreduktion bei körperlicher Anstrengung zu erreichen. Denn bei den zu erwartenden Temperaturen, um -40° Celsius, möglicherweise auch darunter, wird das bloße Atmen zu Herz-Kreislauf-Training. Schweiß gefriert bei solcher Kälte am Körper, egal in welch hochtechnischer Kleidung man steckt. Dieses führt zur Unterkühlung, worauf der Körper seine Funktionen zum Schutz reduziert, um Energie zu sparen. Kein wünschenswerter Zustand, also übte ich das Schwitzen zu verlernen. Wie ich das anging war nichts ganz neues. Mit langen Trainingsläufen in viel zu warmer Kleidung hatte ich mich in vergangenen Jahren ja schon für einige Wüstenläufe vorbereitet. Diesmal aber trieb ich das Ganze, oft zur nächtlichen Stunde im unwegsamsten und finstersten Gelände unseres Waldes, oder in den Bergen mit einem schwer beladenen Bob als Anhängserl. An die Kälte gewöhnte ich mich wie alle Jahre wieder zur Winterzeit bei Gerätetauchgängen im eisigen Wasser unseres heimischen Sees. Als es endlich an der Zeit war nach Kanada abzureisen, fühlte ich mich gut vorbereitet und fit. Im Gegensatz zu vielen Mitmenschen meines Umfeldes, denen Grippe und Erkältung zu schaffen machte. Dass sich auch in meinem Körper Grippesymptome bemerkbar machten, hatte ich erfolgreich verdrängt.
Whitehorse (-9 Stunden zu MEZ)
Endlich waren mein Teamkollege Christian Scheuerer und ich nach einer Gesamtreisezeit von etwa 40 Stunden in Whitehorse angekommen. Christian und ich trafen in München zusammen um gemeinsam über Amsterdam weiter nach Vancouver und schließlich nach Whitehorse zu gelangen. Unsere Ankunftszeit (1:10 Uhr AM) konnte ungünstiger nicht sein, denn die im Vorfeld reservierte Backbacker-Unterkunft hielt ihre Pforten bis 8:00 Uhr morgens geschlossen. Somit blieb uns weiters nichts übrig als unsere Schlafsäcke auf dem wenig einladenden Boden der Flughafenhalle auszurollen. Der erwies sich aber als königliche Ruhestätte im Vergleich zu einem tiefgefrorenen Plätzchen im Freien. Whitehorse empfing uns mit Hilfsbereitschaft und wohltuender Ruhe. Tugenden mit denen offenbar nur noch kleine Städtchen in der Wildnis aufwarten mochten. Die Uhren schienen hier noch langsamer zu ticken als anderswo. Dieses Gefühl vermittelte mir auch die Optik der beschaulichen Hauptstraße, wo Holz nach wie vor als Baustoff Dominanz behalten hatte.
Der Yukon-River säumte malerisch den Osten des Stadtzentrums, den Westen begrenzten schneebedeckte Berge. Am Ufer des Flußes, dort wo er südwärts die Stadt verließ, bewunderte ich das Wahrzeichen von Whitehorse. Ein gestrandetes altes Schaufelraddampfschiff aus längst vergangenen legendären Tagen.
So wohl ich mich auch fühlte, so gut mir Land und Leute auch gefielen, so wenig konnte ich mich mit deren Eßkultur anfreunden. Ob Fisch, ob Fleisch, fast alles wurde in monströsen Burgern verpackt, oder verwürzt und niedermariniert. Als Supplement servierte, man ausnahmslos saftige Rechnungen. Aber wenigstens saßen Christian, Hanspeter, Ignatios und ich bei dieser Gelegenheit wieder an einem Tisch beisammen. Wir hatten uns 5 Jahre zuvor beim "Marathon des Sables" in der Sahara kennengelernt und den Kontakt nie abreißen lassen. Für häufige Treffen wohnten wir zu weit entfernt voneinander. Umso schöner war es nach langem wieder persönlich beisammen zu sein. Ein Veteranentreffen, eines mit gutem Unterhaltungswert. Wir sprachen übers Laufen und tauschten unsere Erfahrungen wie andere Menschen Briefmarken oder Kochrezepte. Von Wüstenläufen, vom Himalaja-Stage-Race, dem Jungle-Marathon, dem 7-Tages-Lauf von Athen und dergleichen. Aber ganz besonders beschäftigte uns was uns hier in der Arktis bevorstand, und das sollte ja noch einiges werden.
Outdoor - Training
Den Nachmittag des 2. Februar verbrachten wir im warmen Lehrsaal des Hotels "High Country Inn". Am Programm stand der theoretische Teil des Outdoor-Trainingskurses. Ein Pflichtermin für alle Teilnehmer des YAU, welche nur wenig oder keine Erfahrung mit arktischer Kälte und lebensbedrohlichen Situationen in der Wildnis nachweisen konnten. Die Vorträge der beiden Damen ließen den Nachmittag invormativ und sachlich verstreichen. Shelley, die Outdoorspezialistin, belehrte uns darüber mit welchen Überraschungen und Gefahren die Natur auf uns wartete. Die andere Dame namens Diane, eine Ärztin, gab sich verantwortlich für den medizinischen Teil des Trainings. Anschließend, die Dunkelheit war schon hereingebrochen, versammelten wir uns vor dem Hotel um den praktischen Teil des Kurses zu absolvieren. In voller Wettkampfadjustierung , inklusive bepackter Pulka, zogen wir in einer Menschenschlange durch Whitehorse, entlang des Yukon River, Richtung Wald. Shelley an der Spitze. Wir sollten unser Tempo im Zaume halten, nicht laufen sondern walken. Denn dies sei kein Wettkampf sondern ein Training, verkündete sie noch vor dem Start. Dann zog sie los.....zu schnell und wurde noch schneller. So als hätte sie feurige Chilli-Schoten zwischen den Hinterbacken. Nach etwa einer halben Stunde war unsere Menschenschlange kilometerweit verstreut. Shelley stoppte an einer Weggabelung, dort warteten wir auf die Nachzügler. Der Letzte war kaum angekommen, schon wetzte unsere Anführerin erneut wie von einer Tarantel gebissen los. Die Vernunft schien ihr fremd, denn zuletzt Geschildertes geschah folgend noch zweimal, bis wir endlich am Ziel anlangten. Mit stolzer Mine, das Schnaufen unterdrückend, schritt sie entlang unserer Front wie ein siegreicher Feldherr. Dabei bemerkte sie offensichtlich gar nicht, dass sie viele Sympathien durch ihre Selbstdarstellung verloren hatte.
Vor uns lag, wie schon erwähnt, unser Ziel. Ein gänzlich zugefrorener, schneebedeckter See, eine Outdoor-Spielwiese. YAU-Boß Robert Pollhammer instruierte was wir zu tun hatten, ehe er die Gruppe ausschwärmen ließ. Ich entdeckte am Ufer die Reste eines abgestorbenen Baumes und belegte sofort einen Platz in unmittelbarer Nähe. Denn die erste Fertigkeit, von der man sein Können unter Beweis stellen mußte, war ein Holzfeuer zu machen. Mit nassem Holz, bei arktischen Temperaturen und permanentem Wind. Noch dazu mit Handschuhe, um Frostschäden an den Fingern zu vermeiden. Das war wahrlich kein Pfadfinderunternehmen. Allerdings, ohne Schnellanzünder und Espitwürfel hätten wir Greenhorns vermutlich eher den Mond mit einer Steinschleuder herunter geholt, als gefrorenes Holz zum Brennen gebracht. Wie dem auch sei, mein Feuer brannte, der Schnee schmolz zu Trinkwasser und ich vor Glück dort zu sein. Alles lief so richtig rund.
Die Berge des Glücks haben oft kleine Gipfel, und manchmal führt der Weg schnell runter in das Tal der Rückschläge. "Du siehst fürchterlich aus", bestätigte mir Kollege Christian mein miserables Befinden am nächsten Morgen. Nun war sie also ausgebrochen, meine Erkältung, Grippe, oder weiß der Kuckuck was ich da schon seit Wochen mit mir herumtrug. Husten, Schnupfen, erhöhte Temperatur - all das was ich einen Tag vor einem 100 Meilen-Lauf noch weniger brauchte als eine geschenkte Musik-CD von Hansi Hinterseer. Der Schlafmangel der letzten Tage hatte mein ansonsten wiederstandsfähiges Immunsystem geschwächt. Reisestrapazen und Jetlag brachten meinen ohnehin gestörten Schlafrythmus zum erliegen. Mit gedämpfter Stimmung, aber zielstrebig, ohne Resignationsgedanken schleppte ich mich durch den Tag. Punkto Medikamente tendierte ich schon viele Jahre in die alternative Richtung. Deshalb vermied ich es, mit Ausnahme von Aspirin-C-Brause, chemische Arznein einzunehmen. Weil ich aber selbst Aspirin sehr selten einsetzte, zeigte die Brause bis zum Abend Wirkung. Mein Zustand hatte sich etwas gebessert.
Christian und ich übersiedelten ins "High Country Inn Hotel", was sehr praktisch war, da Rennleiter Robert Pollhammer alle Beteiligten zum Race-Dinner geladen hatte. Der Abend verlief gemütlich. Ich vermutete, daß es meinen gesundheitlichen Zustand nicht verschlechtern konnte mir Gutes zu gönnen und genoß ausnahmsweise kein alkoholfreies Bier, sondern Bier-freien Alkohol. Bald streckte mich der köstliche chilenische Rotwein in unser riesiges "King-Size-Bed". Welches von mir übrigens ganz alleine beansprucht wurde, da Zimmergenosse Christian es vorzog am Fußboden zu nächtigen, um meinen Viren zu entgehen. Das vermittelte mir das Gefühl unter einer Art Luxus-Quarantäne zu stehen. Doch unter diesen Umständen schlief ich das erste Mal seit unserer Ankunft tief und lange. Die einzige Unterbrechung in der Nacht nützte ich für eine weitere Ausnahmehandlung, dem Einnehmen eines fiebersenkenden, entzündungshemmenden Medikamentes. Alles in allem eine zugegebenermaßen nicht ganz konventionelle Behandlungsmethode, aber sie half.
Endlich am Start
"Unser Körper ist ein Garten und der Wille ist der Gärtner"(William Shakespeare)
Der Tag explodierte lautlos in ein Sonnenlicht-Inferno. Es war schon gegen 10:00 Uhr als dies geschah. Whitehorse liegt etwas südlich des Polarkreises, wo die Sonne im Winter täglich nur wenige Stunden (wenn überhaupt) zu sehen ist. Umso beeindruckender, welche Lichtspiele wir miterleben durften. So zogen Christian und ich unsere vollbepackten Pulkas guter Dinge zum Startpunkt, zum Ortsende von Whitehorse, dem Beginn des Yukon-Trails. An zusätzlichem Gewicht schleppte ich etwa 20 Kilogramm mit. Thermoskannen zweckmäßig verteilt, am Getränkegurt und im Rucksack, - Notfallausrüstung, Schlafsack, Bivouak, und eine Menge Nahrungsmittel in der Pulka. Unter den ersten beiden Jacken hatte ich mir einen Kängurugürtel geschnallt. Der warme Platz an der Brust, nahe dem Herzen sollte das Frieren von Energieriegel, Power-Gels, Leberpastete und Brot verhindern. Was sich durchaus bewährte, da mit wenigen Handgriffen ständig Eßbares verfügbar war, ohne das Laufen unterbrechen zu müssen. Wie wichtig permanente Energieversorgung bei solchen Strapazen unter extremer Kälte ist zeigte sich später. Am Startplatz herrschte geschäftiges Treiben. Etwa 35 Teilnehmer trafen letzte Vorbereitungen unter neugierigen Augen einer überschaubaren Anzahl von Zuschauern. Man schoß noch einige Erinnerungsfotos, wünschte sich gegenseitig Glück und dann war es endlich soweit.
"....three,two,one,go...." Die ersten Schritte waren befreiend, wie jedes Mal bei einem Wettkampf nach langer, intensiver Vorbereitung. Alle Zweifel fielen ab, wie Krusten geheilter Wunden. Alles war gut, so wie beinahe immer beim Laufen. Mein Teamkollege und ich, setzten uns wie vor dem Start vereinbart, gemeinsam mit zügigem Tempo an die Spitze des Teilnehmerfeldes. Nicht etwa der Führungs-ambitionen wegen, sondern um nicht im Pulk der Langsameren, im zähflüssigen Kolonnenverkehr gebremst zu werden. Wir wußten nämlich aus dem Race-Briefing, dass der Trail häufig über längere Passagen führte, an denen überholen schwer oder gar nicht möglich war. In unserer Euphorie voran zu kommen, übersahen wir glatt den ersten Overflow, durchbrachen beide die oberste Eisschicht und schon befüllten sich die Schuhe mit Wasser. Nie zuvor hatte ich meine wasserdichten Neoprensocken so geliebt wie in diesem Moment, in dem sie meine Füße warm hielten, so wie es einem Ungeborenen im Mutterleib geschah. Christian war noch mehr im Glück, er konnte gerade noch einen kapitalen Sturz ins eisige Naß vermeiden. Nun waren wir beide umhüllt von einer Wolke "Eau de Adrenalin".
Unbeschadet ging es weiter. Leider nur von kurzer Dauer. Denn plötzlich, nach einem Ruck, zog meine Pulka rechtslastig. Ein Blick nach hinten reichte um zu sehen, dass die linke Halterung am Beckengurt verloren gegangen war. Die Einzelteile im Schnee zu suchen wäre zu zeitaufwendig und vermutlich auch erfolglos gewesen. Also reichte mir Christian Kabelbinder, mit denen mir schnell und unkompliziert eine haltbare Reparatur gelang. Drei Läufer zogen an uns vorbei. Danach waren auch wir wieder im Rennen. Der Großteil der Teilnehmer lag noch immer ein gutes Stück zurück. Und der Abstand vergrößerte sich zusehends, da unser Tempo in Anbetracht der Umstände wie Bodenbeschaffenheit und Zuglast, gleich wieder sehr hoch war. Meiner Meinung nach zu hoch. Ich reihte mich als Schlußlicht der Fünfergruppe.
Der Trail schlängelte sich auf der Eisdecke des Yukon-River Richtung Norden. Bewaldete, teils steile Uferböschungen säumten den Flußlauf. Den fernen Horizont schmückten majestätische Bergketten. Ich genoß es mich durch einen Traum zu bewegen, den ich das erste Mal vor 35 Jahren geträumt hatte. Etwa bei Kilometer 10 festigte sich der Entschluß, Vernunft walten zu lassen, nämlich das Tempo zu reduzieren. Zur Überraschung der Dame an meinen Fersen machte ich Platz, um sie an mir vorüberziehen zu lassen. Es war Shelley, genau die Shelley, die Outdoor Shelley. Nun war ich gespannt ob sie tatsächlich über solch ein enormes Leistungspotential verfügte, oder sich nur von der Selbstüberschätzung treiben ließ. Das sollte sich aber später zeigen.
Die Mittagszeit bescherte uns den Temperatur-Tageshöchstwert von -10°C. Dafür trug ich mindestens eine Schicht Kleidung zuviel und begann langsam aber sicher zu schwitzen. Aus der Ferne näherte sich ein vorerst undefinierbares Surren. Erst zaghaft anschwellend, durchschnitt bald ein, wie von mobilen Kettensägen verursachtes, lautstarkes Geräusch die Stille. Nach einiger Zeit brausten unsere Streckenposten, freundlich winkend, auf nach Abgasen stinkenden Schneemobilen vorüber. An der Thaikini-Brücke, der einzigen Brücke, welche ich auf unserem langen Weg zu Gesicht bekam, hatten sich einige Zuseher eingefunden. Kinder, Erwachsene, Menschen beinahe jeder Altersgruppe verband an diesem Tag eine Gemeinsamkeit, und zwar die Begeisterung für unser Tun. Nach dem Passieren dieser netten Gruppe herrschte Stille. Nur das monotone Knirschen meines Laufschrittes im Schnee und das leise Schleifgeräusch der Pulka drangen an mein Gehör. Der Abstand zu den Vorderen war größer geworden, das schien mir in Ordnung. Hinter mir zeigte sich kein Verfolger, ich war nun alleine, auch das war in Ordnung. Beim Alleinsein kommt man der Weltenseele näher, ein gutes Gefühl. Manchmal ging ein Heulen durch die Eisdecke und endete in einem dumpfen Knall. Fremdartige Vögel pfiffen, sangen zwitscherten.
Dann vernahm ich freudiges Hundegebell. Der Trail schlängelte sich nun um eine dicht bewaldete Landzunge. Dort befand sich, auf einer Anhöhe, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte, Frank Turners Domizil namens "Muktuk". Frank, eine lebende Legende unter den Mushern kennt die 1000 Meilen des Yukon Quest wie kein anderer. Er startete erstmals 1984 und finishte lückenlos alle Rennen bis zum Jahre 2005, siegreich oder mit Top-Platzierungen. 1995 gelang ihm ein Streckenrekord (10 Tage 16 Stunden und 28 Minuten ), der für seine Konkurrenz 12 Jahre unerreichbar blieb. Aber das Wichtigste dabei war für Frank stets, das Rennen mit gesunden glücklichen Hunden zu beenden. Ein großartiger Mensch, hart zu sich selbst, herzlich den anderen gegenüber. Zwei Tage nach unserem Rennen besuchten Hanspeter, Christian und ich den Hundeschlitten-Meister auf seiner heimeligen Farm, wo er mit 145 Hunden und einigen Helfern lebt. Dort lernten wir einen Frank Turner kennen, der sich neben den Medaillen des Yukon Quest auch noch einige für Bescheidenheit, Warmherzigkeit und Großzügigkeit verdient hätte.
Wie zuvor erwähnt, wußte ich das alles zu diesem Zeitpunkt, als ich das Hundegebell hörte, noch nicht und war etwas überrascht als wie aus dem Nichts 3 Hundeschlittengespanne auf mich zukamen. Welch ästhetisches Bild, welch langer Hoffnung freudige Erfüllung, dies zu sehen. Obwohl ich den Weg frei machte, stoppte das Führungsgespann vor mir. Die beiden Nachkommenden ebenso dahinter. Da draußen fährt man anscheinend nicht ohne weiteres an einem vorbei, der alleine zu Fuß unterwegs ist. Man ist hilfsbereit. Die kurze Unterhaltung mit dem Leit-Musher tat gut. Der Bewegungsdrang der vierbeinigen Ultra-Läufer faszinierte mich. Der Glanz in ihren Augen, die ungestüme Erwartung wieder loszulaufen. Kein Gramm Fett am Leib - diese tierischen Athleten verkörperten das pure Leben. Ein unvergessliches Treffen.
Einige Zeit danach gelangte ich zum Wegweiser mit der Aufschrift "Check Point YAU". Ich folgte der Abbiegespur zur Uferböschung, welche aufgrund ihrer Steilheit an eine alpine Skipiste erinnerte. Mühsam ging es hinauf. Im Kampf gegen die Schwerkraft, fühlte es sich an, als schleppte ich nicht die Pulka sondern einen Kleinwagen hinter mir her. Bei dieser Plage genehmigte ich mir ausnahmsweise herzhaft zu Fluchen. Oben angelangt, kam es zur Begegnung mit der Führungsgruppe. Die waren bereits wieder auf dem Weg vom Check-Point, zurück zum Trail. Am Check-Point, der Rivendell-Farm, begrüßten mich einige Zuseher und Helfer mit lautem Jubel. Kaum angekommen, nahm man mich in den Mangel, wie bei einem Formel-1 Boxenstop. Man wußte bereits vom Defekt meiner Pulka. Weshalb der sehr umsichtige Robert Pollhammer schon mit einer neuen Halterung bereit stand. Joachim Rintsch, genannt "Fisse" (legendärer Yukon Abenteurer und mehrfacher YAU-Finisher - diesmal Betreuer) machte sich sofort mit flinken Händen an die Reparatur. Ein anderer befüllte inzwischen meine Thermoskannen, ein weiterer Helfer nahm den Verpackungsmüll der Power-Gels entgegen. Nach nur 8 Minuten Aufenthalt ging es, frisch gewartet zum Trail. Die Böschung unfallfrei hinunter gestolpert, danach rechts abgebogen, wo ich auf der ebenen Eisdecke schnell wieder mein Tempo gefunden hatte.
Die Uhr zeigte 15:20. Der letzte Kontakt zu Menschen lag für einige Stunden hinter mir. Die Entfernung zum Check-Point 2 betrug etwas mehr als 60 Kilometer. Topografisch gesehen war dies der schwierigste Teil der Strecke, beinahe zur Gänze gebirgig. Hier galt es den Großteil, der 3100 Höhenmeter der Gesamtstrecke, zu bewältigen. Zeitmäßig kalkulierte ich für dieses fordernde Stück ungefähr 12 Stunden. Weil ich bedenken hatte, dass für diesen langen Zeitraum der Anstrengung, mein Getränkevorrat (3.5 Liter) nicht ausreichen würde, gab ich, nach jedem Trinkvorgang eine Hand voll Schnee in die Thermoskanne. Und war zuversichtlich, mir damit zeitfressendes Schnee schmelzen zu ersparen. Der Gewöhnung bedurfte es nur, den Sud der Natur mitzutrinken. Nun war es auch klar, warum Medikamente gegen akuten Durchfall als Teil der Pflichtausrüstung vorgeschrieben waren. Mit dem Schnee ist es nämlich leicht möglich dass Bakterien (z.B. von Tierkot) in das Getränk gelangen. Bakterien, welche selbst beim Schnee schmelzen am Feuer nicht abgetötet werden. Da bei solcher Kälte Wasser nur sehr zeitaufwendig, ausreichend keimtötend zum Kochen gebracht werden kann. Die bewegungsarmen Stunden während dessen, kosten dem Läufer viel Energie, da der Körper auskühlt. Und natürlich Zeit, - Wettkampfzeit - Zeit die nicht zu verschenken ist.
Mittlerweile lugte die Sonne nur noch wenig hinter den Bergen hervor. Der Tag alterte, die Temperatur sank. Am Ufer entdeckte ich eine rustikale Goldwäscher-Anlage. Siebe, Rinnen, Auffangbecken, wie von anno dazumals. Aber alles schien irgendwie intakt, benützt. In Whitehorse hatte man uns erzählt, dass aufgrund des aktuell hohen Goldpreises, ein neuer Goldrausch ausgelöst worden war. Und dass von dem edlen Metall noch immer welches gefunden wurde. Das schönste Gold jedoch, hatte ich gerade vor Augen, nämlich das des Sonnenunterganges. Nachdem es eine Weile dem herrlichen Lichtschein der Sonne entgegen gegangen war, bog der Trail weg vom Fluß, Richtung Wald. Leicht bergauf, stark genug um die Last der Pulka zu erschweren. Ins Schwitzen kam ich allerdings trotzdem nicht mehr. Es wurde kälter. Die Schweißränder auf meiner Überhose hatten kunstvolle Eiskristallmuster gebildet. Die unterste Bekleidungsschicht, an der Haut, war bereits getrocknet. Trocken gelaufen, umziehen hielt ich nun nicht mehr für nötig. Das Training in der Vorbereitung, welches ich zum Teil auf Schweißregulation ausgerichtet hatte, schien sinnvoll gewesen zu sein. Steiler, immer steiler ging es in die Berge. Der dunkle Schleier der Nacht breitete sich aus. Beinahe voll strahlte der Mond vom klaren Himmel. Das kam mir von den Lichtverhältnissen entgegen, bedeutete aber auch, dass es kälter als in den vorhergehenden Nächten werden würde. Höchste Zeit mir eine dritte Jacke überzuziehen. Mit klammen Fingern schnallte ich mich aus dem Geschirr, stapfte zurück zur Tasche und öffnete den steifgefrorenen Zipp. Der rieselnd Reif funkelte im Licht der Stirnlampe. Bei den sparsamen Bewegungen wurde ich durch die Kälte schnell träger, unbeweglicher. Da wurde mir bange, so also fühlte es sich an wenn man erfriert. Ich hatte davon gelesen, es soll ein relativ schmerzloser Tot sein. Die polaren Ureinwohner wählten diesen Weg, wenn sie fühlten, dass ihre Zeit gekommen war. Meine war es noch nicht, hoffte ich jedenfalls. Hatte aber Respekt davor wie schnell das gehen konnte. Flott in die Jacke, Reißverschluß zugemacht, Pulka wieder angeschnallt und weiter getrabt. Der Laufschritt war nun schneller als vor dem Stop. Zu einem, um wieder warm zu werden, zum anderen beflügelte mich die Realisierung der unterschätzten Gefahr.
Eindeutig zog sich die Spur des Trails durch den Birkenwald. Nur gelegentlich gab es Abzweigungen, wo eigentlich keine sein hätten sollen. Sie waren bedeutungslos und stammten angeblich meist von Jägern, welche abseits mit dem Hundegespann oder dem Schneemobil auf Erkundung fuhren. Manchmal jedoch gestaltete es sich dann doch nicht so einfach auf Anhieb die richtigen Spur zu erkennen. Um mir Umwege oder Irrgänge zu ersparen, orientierte ich mich an den etwa 50 cm hohen Holzpflöcken, die den Trail markierten. Die waren aber bei abgeschalteter Stirnlampe, trotz des hellen Mondlichtes - im Schatten der Bäume, schwer oder gar nicht ausfindig zu machen. Ich war es gewohnt in der Nacht ohne künstlichen Licht unterwegs zu sein, liebte diese geheimnisvolle Stimmung, die diffuses Licht schafft. Bei eingeschalteter Stirnlampe hingegen ist der Blick nur auf dem Lichtkegel vor dem Kopf fokussiert. Begrenzt, wie bei einem Maultier das ansonsten nichts wahrnimmt als die vorgespannte Karotte. Ein sehr eingeschränktes Vergnügen. Also nahm ich die Stirnlampe zur Hand und leuchtete gelegentlich in die Ferne. Da man die Markierungshölzer mit Reflektoren behaftet hatte, konnte ich jene, aus diesem Leuchtwinkel schon aus größerer Entfernung ausmachen. Ohne den stimmungsraubenden Lichtkegel vor dem Kopf.
Das Mondlicht verlieh der Umgebung ein traumhaftes, surreales Aussehen. Eiskristalle glitzerten in den Bäumen. Wie privilegiert ich mich fühlte, dies machen zu können, dort zu sein. Es war wunderschön, aber auch anstrengend. Doch ist es unter Ultralangstreckenläufern eine verbreitete Eigenart, Schmerzen zu vergessen oder in der Erinnerung als harmlos zu behalten. Ich bin da keine Ausnahme. Schattenspiel von Ästen und Schneegebilden, ließen imaginäre Gestalten erscheinen. Im Halbdunkeln neigt man dazu schwach wahrgenommene Oblekte als Lebewesen zu empfinden, welche bei genauerem Hinsehen verschwinden.
Dann entdeckte ich verschiedene Spuren. Wolfsspuren erkannte ich, sie ähneln denen von Hunden, sind aber wesentlich größer. Der Wolf ist dem Menschen gegenüber scheu, es erfordert schon einiges Glück einen zu Gesicht zu bekommen. Worauf ich allerdings hoffte. Angst war kein Thema, dabei hätte es Grund genug dafür gegeben. Nicht wegen der "bösen Wölfe", das ist eine Mär. Wölfe werden zu Unrecht in Filmen und Märchen als blutrünstige Bestien gestempelt. Anders ist die Sache bei den Berglöwen, die können dem Menschen tatsächlich gefährlich werden. Und so einer war uns nämlich auf dem Trail gefolgt, bemerkte einer unserer Streckenposten aufgrund frischer Spuren. Davon erfuhr ich aber erst am nächsten Tag. Gut so, manchmal ist es besser wenn man nicht gleich alles weiß.
Meine kleine Fotokamera steckte einsatzbereit in der warmen Brusttasche unter den Jacken. Fotografieren bei arktischen Temperaturen erfordert eine logistische Vorgehensweise. Jedes Foto-shooting mußte geplant sein. Weil durch die Kälte selbst ein voll geladener Kamera-Akku nach wenigen Minuten keine Energie mehr lieferte. Da mußte jeder Handgriff sitzen, und das mit Handschuhen. Denn nur ein kurzer Versuch, eine kurze Tätigkeit ohne Handschuhe zu verrichten, bescherte mir zwei Frostbeulen. Eine davon an der Fingerkuppe des rechten Zeigefingers, mit dauerhafter Gefühllosigkeit als Folge. Ein Reiseandenken. Ein Souvenier der etwas anderen Art. Also blieben die Handschuhe an den Händen, was das Öffnen und Schließen der Reisverschlüsse so wie das Bedienen der kleinen Kameraknöpfe nicht gerade vereinfachte. Folglich bot sich als einzige Möglichkeit, ein nachtaktives Lebewesen, vor die situationsbedingt nicht so schnell einsatzbereite Kamera zu bekommen, die Linse gegen mich selbst zu richten. Das introspektive Alleinsein nahm Form an.
Wieder ging es bergauf, ein endloser Anstieg, eine endlose Mühe. Die Spur zog sich weiter entlang eines hohen Bergkammes. Paralell zu diesem verlief ein weiterer noch höherer, mit gelegentlich im Mondlicht imposant wirkenden Felsen. Zwischen den Bergen zerschnitt eine tiefe bewaldete Klamm die Landschaft. Welch ein Panorama, mein Herz jauchzte bei dem Anblick. Auch hier glitzerten in den Bäumen unzählige Eiskristalle. Plötzlich entdeckte ich tellergroße Tatzenspuren. Bärenspuren, so weit ich das beurteilen konnte, ziemlich frische. Bären sollten sich aber eigentlich im Winterschlaf befinden, ging es mir durch den Kopf. Außer der ein oder andere erwachte vorzeitig, zum Beispiel wegen eines Warmwettereinbruchs. Und so einen gab es ja in den Tagen davor am Yukon. Was ich diesbezüglich gehört und gelesen hatte, sollen die Frühaufsteher dann so richtig gefährlich sein. Schlaftrunken und mordsmäßig hungrig ziehen sie durch die Gegend, auf der Suche nach Nahrung. In dieser Verfassung sind Bären nicht sehr wählerisch, nehmen praktisch alles Verwertbare zu sich was ihren Weg kreuzt. Bei Gelegenheit auch Läufer. Was hatte ich alles darüber gelesen. Vom Bärenflüsterer zum Beispiel, der jahrelang unter Grizzlys und Braunbären lebte. Gegenseitiges Vertrauen aufbaute, sie studierte, bis er letztlich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin zerfleischt und gefressen wurde. Von "seinen Bären". Übrigens vor seiner eigenen laufenden Filmkamera, die danach den Beweis lieferte. Bei dieser Vorstellung hoffte ich, dass mein Schutzengel nicht gerade mit einem anderen Klienten beschäftigt war. Andererseits war ich ja nicht ganz unvorbereitet auf ein bäriges Treffen. Pfefferspray und Signalpistole steckten einsatzbereit in der Tasche. Das Schießen sollte sich allerdings nach Möglichkeit auf Fotos beschränken. Aufmerksam scannten meine Sinne die Landschaft, für Müdigkeit blieb keine Zeit.
Da schimmerte durch die Bäume ein schwacher Lichtschein. Im Näherkommen zeichneten sich die Konturen einer Gestalt in den hellen Hintergrund der Landschaft. Im Schein einer Lampe erkannte ich eine essende Person. Auf meine Frage ob alles in Ordnung sei, kam ein teilnahmsloses "Yes" zurück. Er erweckte weder den Anschein Hilfe zu benötigen noch Kommunikation zu wünschen. Also verlor ich kein weiteres Wort und schleppte meine Last weiter. Wieder einmal bergauf. Etwas danach ließ sich der anschwellende Druck meiner Blase nicht länger ignorieren. Nach einer hektischen Freilegungsaktion, schaffte ich es gerade noch den Strahl außerhalb der Bekleidung laufen zu lassen. In gekrümmter Haltung, die Hände schützend darüber, um nicht an dieser heiklen Stelle ebenfalls Frostbeulen davonzutragen. Nicht auszudenken welch unabsehbare Folgen solche Reiseandenken nach sich ziehen konnten. Bei diesem, aus gutem Grunde lange hinausgezögerten notdürftigen Akt, überraschte mich zu allem Überfluß eine Läuferin. Keine Ahnung woher die so plötzlich kam. Wegen meiner sehr eigentümlichen Haltung, dachte sie vermutlich mich beim Erbrechen angetroffen zu haben und näherte sich offensichtlich zur Hilfeleistung - mehr als es in der Situation angebracht gewesen wäre. Nach eingehender Betrachtung gelang es ihr schnell die Lage zu beurteilen, entschuldigte sich etwas verlegen und trabte weiter. Da trifft man 9 Stunden keine Menschenseele und dann geschieht so etwas, mitten in der Wildnis. Kopfschüttelnd grinste ich meinem geistigen Spiegelbild zu.
In der zweiten Hälfte der Nacht sank die Temperatur unter die -30°C-Marke. Kopfhaube und Atemschutzmaske froren durch die feuchte Atemluft zu einem Eispanzer. Auf den Wimpern bildeten sich Eisklümpchen. Berührten die oberen Wimpern die unteren, froren sie selbst bei kurzem Zwinkern zusammen. Ließen sich zwar wieder öffnen, was aber ein unangenehmes Gefühl am Auge und eine kurzzeitig verschwommene Sicht verursachte. Versuche die Klümpchen aufzutauen blieben erfolglos. Zum Glück war der Check-Point 2 - Dog Grave Lake, nicht mehr fern. Deshalb beschloß ich, erst dort meine Schutzbrille aus der Tasche zu kramen. Aber zuerst mußte gegessen werden. Das hatte ich in den vergangenen Stunden vernachlässigt. Meine Brennstoffzufuhr bestand aus Power-Gels, Energieriegel, Brot, Leberpastete und dem Getränk beigemengten Maltodextrin. Nun sehnte ich mich nach bodenständigerem zwischen den Zähnen. Die Phantasie servierte den Gedanken allerlei Köstlichkeiten, sodaß mir das Wasser im Munde zusammenlief. Hunger...., nur noch ein Stück bis Dog Grave Lake (welch einladenter Name). Noch eine Kurve, und dann......nichts. Nichts außer Bäume. Weiter. Wieder eine lange Steigung, dann endlich Licht. Freude, das mußte er sein, der Check-Point. Doch als ich näher kam, erkannte ich, dass es sich um das Licht einer Stirnlampe handelte. Und zwar das von der hilfsbereiten Läuferin. Die pausierte gerade neben dem Trail. Ein kurzer Gruß und weiter ging es durch die Nacht. Wieder und wieder dachte ich angekommen zu sein. Sah Zelte, die mein getäuschtes Auge erst beim Näherkommen als Baumformation oder Schneegebilde enttarnte, den Geist des Wunschdenkens überführte. Unendlich lang gefühlte Zeit später stieg mir etwas vertrautes in die Nase, Rauch....der Duft der Zivilisation.
Check-Point 2 - Dog Grave Lake
Diesmal war alles real, kein Wunschdenken, keine Sinnestäuschung. Zuerst der Geruch von Holzfeuer, dann ein zarter Lichtschein in dem sich die Konturen eines Zeltes abhoben. Endlich angekommen. Einige Meter vor dem Zelt parkte ich meine Pulka und kramte aus der knusprig durchgefrorenen Tasche ein Trekking-Menü. Im Zelt begrüßte mich ein Betreuer und mein Teamkollege Christian, der sich sitzend beim Holzofen wärmte. Mittlerweile war es 3:00 Uhr morgens. Der Betreuer goß heißes Wasser in den Alu-Beutel meines Trekking-Menüs, ich stülpte die Öffnung herunter und ließ es einige Minuten garen. Inzwischen taute ich auf. Das starre unbewegliche wich aus meinen Gelenken. Die Augen füllten sich mit Wasser der schmelzenden Eisklümpchen an den Wimpern. Während des Löffenls meiner Pasta mit Pilzen schilderte mir Christian, das Shelley vollkommen entkräftet angekommen war. Übelkeit und Schwäche trieben sie in den Schlafsack, wo sie noch immer lag. Nun ja, Langstreckenlauf ist auch eine Übung von Disziplin und Zurückhaltung. Eine Prüfung welche nicht alle unter uns bestanden hatten. Ich bewältigte die große Herausforderung zu Beginn des Rennens - langsam zu laufen, die Anderen ziehen zu lassen. Die größere Überwindung stand mir allerdings unmittelbar bevor. Nämlich das warme Zelt zu verlassen. Satt gegessen und aufgetaut beschlich den Körper Müdigkeit. Gedanken in den Schlafsack zu kriechen lockten. Seit meinem Betreten des Zeltes waren 40 Minuten vergangen. Zeit genug dass die Beine bleiern wurden.
Rationell gesehen gab es keinen Grund mehr zu verbleiben. Im Gegenteil, mit jeder Minute wurde es schwieriger Motivation zu finden um weiter zu machen. Daher mußte gehandelt werden. Schnell die Thermoskannen befüllt, zusammengepackt und hinaus in die Kälte getrabt. Kurz und schmerzvoll. Während des Anschnallens der Pulka, fuhr mir der Frost bis ins Innerste, nicht nur körperlich. Ein Martyrium. Allerdings macht das Überwinden solcher Krisen tatsächlich einen wesentlichen Teil eines reizvollen Abenteuers für mich aus. Christian und ich beschlossen die letzte Etappe gemeinsam zu laufen. Leider gestaltete sich auch hier der Trail meist zu schmal um nebeneinander zu agieren. Also war Gänsemarsch angesagt, wobei Christian vorerst die Führungsarbeit leistete. Verbale Kommunikation ("ratschn" - wie es mein Gefährte auf guat bayrisch bezeichnete) blieb uns in dieser Formation versagt. Zu laut schliffen die Pulkas auf dem eisigen Untergrund. Die Beschaffenheit des Schnees hatte sich mit fallender Temperatur verändert. Das machte sich nicht nur durch das Geräusch der Pulkas bemerkbar, sondern auch durch deren Gängigkeit. Glitten die Kunststoffwannen vor Stunden (bzw. vor -20°C) noch leicht dahin, scheuerten sie nun wie auf grober Schleiffläche hinter uns her. So fühlte sich also die Arbeit eines Schlittenhundes unter Extrembedingungen an.
Schonungslos trieben wir uns weiter, wechselten gelegentlich die Führung, kamen gut voran. Ein Auge stets hoffnungsvoll zum Himmel gerichtet, um gegebenenfalls nicht die Polarlichter zu verpassen. Aurora borealis, so bezeichnet man die Nordlichter in der Wissenschaft. Solche Leuchterscheinungen sind nach Eruptionen auf der Sonne zu beobachten. Wobei elektrisch geladene Partikel zur Erdatmosphäre geschleudert werden. Da das Magnetfeld unserer Erde die Sonnensturmteilchen zu den Polen leitet, sind die Lichtspiele nach dem Eindringen in die äußerste Schicht der Erdatmosphäre im Polbereich am besten sichtbar. Nach den Sonnenaktivitäten der vergangenen Wochen sollte der Zeitpunkt für Polarlichter mehr als günstig sein. Einzig störend - das helle Licht des beinahe vollen Mondes. Jeder Vorteil hat eben auch seinen Nachteil.
Langsam neigte sich die Nacht dem Ende zu. Da bildete sich ein zarter grüner Schleier am Firmament. Pulsierend wuchs dieser heran, schrumpfte zu einem Streifen, um nach kurzem wieder großflächig zu erscheinen. Hellere grüne Lichtkegel wanderten in unheimlicher Weise über den Himmel. So als würde jemand aus dem All, die Erde mit einem riesigen Schein-werfer suchend ableuchten. Das Natur-schauspiel präsentierte sich nun ständig verändernd. Welch ein Glück, ich jauchzte und Christian ließ seiner Freude ebenfalls freien Lauf. Unsere Begeisterung ließ sich nur mit jener kindlichen unter dem Christbaum messen. Einige Male stoppten wir, um mit offenen Mündern nach oben zu blicken.
Bei solch einem Stop schloß eine kanadische Läuferin zu uns auf. Eilig reichte sie mir meinen linken Überhandschuh, welcher in der Nordlicht-Euphorie unbemerkt verloren gegangen war, und verschwand bei der nächsten Biegung aus unserem Blickfeld. Beim Überstreifen des Handschuhs bemerkte ich, dass der nicht ausreichend geschützte linke Handrücken anschwoll. Der Schmerz ließ nicht lange auf sich warten, blieb aber erträglich. Hinderlich wurde die Frostschwellung erst beim Öffnen der Thermoskannen. Die Verschlüsse der Kannen vereisten binnen kürzester Zeit. Sie zu lockern wurde bei jedem Trinkvorgang zum peinsamen Kraftakt. Blieb mir aber nicht erspart um nicht zu dehydrieren. Viel zu trinken ist bei trockener Kälte besonders wichtig um die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten. Eine permanente, notwendige Mühe, genau so wie das zuführen von Kalorien. Da der Großteil der Energie für die Erhaltung der Körpertemperatur benötigt wird, ist der Kalorienverbrauch bei tiefen Temperaturen natürlich dementsprechend höher. Um Energie zu sparen bemühte ich mich meist durch die Nase zu atmen. So wurde beim Einatmen die Luft durch die Nase erwärmt, Rachen und Lunge geschont. Und beim Ausatmen durch die Nase verlor ich weniger Körperwärme und auch Körperflüssigkeit. Außerdem ist die Nasenatmung tiefer, langsamer und somit effektiver, weil Puls und Blutdruck niederer bleiben. Im Ruhezustand ist diese Form des Gasaustausches einfach, ja eigentlich selbstverständlich. Doch bei sportlicher Betätigung vergingen in der Vorbereitung zum YAU mehrere Wochen ehe diese Art der Atmung zur Gewohnheit wurde.
Langsam zogen wir durch die mehrstündig andauernde Morgendämmerung. Der Trail gewann etwas an Breite, sodaß nun ausreichend Platz zur Verfügung stand, uns nebeneinander voran zu bewegen. Allerdings hatten wir nach dem hinter uns liegenden 20 stündigen Kraftakt wenig Sinn für große Dialoge und schlurften wortkarg dahin. Irgendwann in diesem öden Trott, fuhr uns ein Motorschlitten entgegen. Bei uns angekommen stoppte die Maschine. Der Fahrer gab sich als Streckenposten zu erkennen. Er erkundigte sich nach unserem Befinden und wir wie weit es noch nach Braeburn sei. Einer von uns hatte die Nachricht erhalten die er gerne hören wollte, Christian und ich waren es nicht. Mit den besten Wünschen, freundlich grüßend verließ uns der Bursche. Wir blickten ihm mit langen Gesichtern hinterher. Es war noch ein gutes Stück weiter als wir dachten. Trostlosigkeit überkam uns. Da half es auch nichts sich vor Augen zu halten, dass die Berge nun entgültig hinter uns lagen, die verbleibende Strecke laut Landkarte relativ flach verlaufen sollte und das Bier im Ziel sowieso geduldig wartete. Nach einiger Zeit versuchte Christian mich zu ermuntern, alleine schneller weiter zu ziehen um Zeit zu gewinnen.
Das kam für mich gar nicht in Frage, mein Bestreben war es, als Team gemeinsam über die Ziellinie zu gehen (was aber in den Regeln nicht zwingend verlangt wurde - die Gesamtzeiten beider Teammitglieder wurden addiert und als Ganzes für den Teambewerb gewertet). Kameradschaftsgeist war und ist in meiner Persönlichkeitsstruktur tief verankert, obwohl ich in vielen Belangen gerne Einzelgänger bin. Doch mein Partner gab nicht auf. Beinahe hatte es den Anschein als wollte er mich los werden. Ich aber wußte, dass es nicht so war. Ihm lag tatsächlich etwas daran, meine persönlichen Interessen in den Vordergrund zu stellen, nämlich eine bessere Gesamtzeit zu erreichen.
Jedoch war auch bei mir der Sinnesrausch der Nacht vorüber und wie nach jedem Rausch Ernüchterung eingekehrt. Kälte, Müdigkeit und der Wunsch anzukommen beherrschten mich. Dann, nach einer Aussprache beschlossen wir, die letzten Kilometer doch getrennt hinter uns zu bringen. Christian wollte eine kurze Pause einlegen, um in Ruhe zu essen und ich sollte, seinem Wunsch nach, alleine weiter laufen. So geschah es, wahrscheinlich mußte es so sein. Nach einem bedenklichen Abschied zockelte ich wieder alleine dahin. Gelegentlich durchbrachen kraftlose Sonnenstrahlen das Gewölk. Der Trail erstreckte sich vor mir als endlose Gerade. Als breite Schneise mit kilometerweitem abwechslungslosen Blickfeld. Monotonie.
Mein Zeitgefühl schwand, Stunden vergingen ereignislos. Plötzlich entdeckte ich, ein gutes Stück vor mir, Menschen. Bewegungslos am Rande des Trails stehend, erweckten sie zwischen den Bäumen den Anschein irgendetwas zu erwarten. Zuseher? Freude überkam mich, wenn schon Zuseher da standen mußte Braeburn nahe sein. Langsam trabte ich ihnen entgegen,.....da waren sie mit einem Mal verschwunden. Keine Spuren, keine Stimmen - nichts. Der Vorfall verwirrte mich. Etwas weiter erblickte ich eine Blockhütte, daneben stand aufgeschlichtetes Brennholz. In der Entfernung klar und deutlich zu erkennen. Im Näherkommen verschwand auch dieses. Als ich die Stelle passierte, sah ich ausschließlich wirres Geäst, nichts erinnerte an eine Hütte. Mit meinem Verstand geschah seltsames.
Halluzinationen, wie sonst sollte ich mir meine "Beobachtungen" erklären. Vermutlich durch Schlafentzug in Verbindung mit der Kälte, verwunderlicherweise bei relativ klarem Denkvermögen. Zum Glück konsumierte ich keine Schmerzmittel oder dergleichen. Ansonsten hätte ich wohl niemals die interessante Erfahrung gemacht, dass ohne Zufuhr irgendwelcher Substanzen derartige Sinnestäuschungen so real entstehen können. Faszinierend, mein Forschungsdrang war geweckt. Spielerisch versuchte ich zu beobachten in welcher Entfernung die Trugbilder verschwanden und ob sie mit zunehmender Müdigkeit an Intensität zunahmen. Diese Scheinbilder dürften dem Wunschdenken entsprungen sein. Allesamt hatten sie etwas mit Zivilistion, Ziel und Ankunft zu tun. Menschen, Holzhäuser, Autos. Am häufigsten gaukelte mein Geist mir das Finisher-Transparent vor, und das geschah bis zum tatsächlichen Ziel noch öfters als mir lieb war. Später, nach dem Rennen erfuhr ich, dass es anderen - welche auch schlaflos durchgelaufen waren ähnlich erging.
Einzig die Erscheinung eines seltsamen Vogels wird mir vermutlich Zeit meines Lebens ein Rätsel bleiben. Vor allem deshalb, weil es sich nicht mehr klären läßt, ob es sich um ein reales Geschöpf oder ein Trugbild handelte. Dazu muß ich vorausschickend gestehen, mich bis zu diesem Zeitpunkt mit der Vogelwelt Kanadas so wenig beschäftigt zu haben, wie es Politiker mit Begriffen wie Uneigennützigkeit und Nächstenliebe tun. Ich betrachtete den Haushuhn-großen, makellos weißen Vogel zunächst als Schneehuhn. Er hockte auf einem dürren Ast eines sterbenden Baumes, etwa einen Meter über dem Boden. Sein Gefieder wirkte weich und ein strahlendes Rot um Schnabel und Augen verlieh ihm ein extravagantes Aussehen. Nachdem er nach mehrmaligen Augenzwinkern (meinerseits) und meinem Passieren seines Sitzplatzes noch immer dasaß, hatte er den mir selbst auferlegten Trugbild-Test bestanden. Ja, selbst als ich mich danach nochmals umdrehte hockte das Federvieh unverändert regungslos auf seinem Ast. Da prägte ich mir sein Aussehen genau ein. Auf die Idee das Tier zu fotografieren kam ich nicht, wofür ich mich noch heute liebend gerne in den Hintern beißen würde, wäre ich dafür nicht zu ungelenkig. Jedenfalls handelte es sich späteren Recherchen nach weder um ein Schneehuhn, noch um sonst irgend eine bestimmbare Art. Hätte ich ein Foto geschossen, wäre es nachvollziehbar ob ich mich als Entdecker eines noch unbekannten Federviehs rühmen dürfte, oder nur einen tieferen Blick in die Abteilung des Wahnsinns gemacht hatte. Schwamm drüber.
Schleppend kam ich voran, die Kälte bremste meine Laufgeschwindigkeit auf die eines flotten Gehers. Motorenlärm zeriß die Stille. 3 Schneemobile näherten sich mir aus der Richtung aus der ich kam. Auf meiner Höhe bremste einer, beäugte mich von oben bis unten und streckte seinen Daumen hoch. Nachdem ich das OK-Zeichen erwiderte, brauste er winkend den beiden anderen hinterher. Lärm, Abgasgestank - die waren diesmal echt. Ihre Spuren wiesen mir den Weg. Weg von der öden Schneise, nach einer scharfen Kurve den Hang hinunter zum Braeburn-Lake. Alles wandelte sich wieder zum Guten. Ein herrliches Panorama offenbarte sich meinen Augen. Die Sonne bestrahlte das gegenüberliegende Ufer. Den Horizont begrenzten Berge, dazwischen eingebettet erspähte ich Braeburn. Freudig überquerte ich den See, trabte von einem Markierungspfahl zum nächsten, stoppte um zu fotografieren, bemühte mich das letzte Stück bewußt zu genießen - die wundervollen Landschaftsbilder geistig einzusaugen.
Die finale Uferböschung hinauf und rein in die Zielgerade. Wobei von einer Geraden überhaupt keine Rede sein konnte. Hügelig, kupiert, mit achterbahnartigen Schikanen ging es weiter. Am Ende eines Baumflurs offenbarte sich meinen Augen der lange ersehnte Ortsbeginn Braeburns. Eine Hand voll Menschen jubelten mir aufmunternd zu. Als ich die Stimmen vernahm, wußte ich, dass es keine Täuschung war. Zufrieden grinste ich mir das Eis aus dem Gesicht. Rennleiter Robert Pollhammer kam mir entgegen und lotste mich zum Finisher-Transparent.
Mit klammen Fingern schnallte ich mich ein letztes Mal aus der Pulka. Dann ging es in die heimelige Gaststube des urigen Trail-Lokals, welches auch als Check-Point für den Yukon Quest diente. Ein verwegen wirkender Rauschebart servierte mir einen Riesenhamburger, der garantiert jedem Ernährungsberater den Schrecken ins Gesicht getrieben hätte. Während ich die Kalorienbombe skrupellos verschlang, fügte Robert meinen Namen der handgeschriebenen Ergebnisliste an der Wand hinzu. Zeit: 29 Stunden 38 Minuten, Rang 5, stand hinter meinem Namen zu lesen.
Auch Christian schaffte es ins Ziel, noch ehe 30 Stunden seit unserem Start vergangen waren. Der Sieg im Teambewerb war unser. Was aber zählt schon ein Sieg über andere. Der einzig wahre Sieg ist der über sich selbst. Es trotz aller Krisen geschafft zu haben - wieder ein Stück über sich selbst hinausgewachsen zu sein. Und wir waren uns einig, dass es Sinn machte, es in Zukunft wieder zu tun. Uns aus der Komfortzone zu begeben, um das Leben in seiner ureigensten Form zu spüren - in der Bewegung, abseits urbaner Betonwüsten. Immer auf der Suche was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt.
Christian Stolovitz 2012
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