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16. August 2021 1 16 /08 /August /2021 17:18

Laufen & Wandern im Garten Eden

 

Kaiser-Franz-Josefs-Höhe - Heiligenblut - Döllach - Marterle - Stall - Innerfragant

Der Trail beginnt inmitten des Nationalparks Hohe Tauern und führt uns von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2369 m Seehöhe), vom Gletscher des majestätischen Großglockners, über Heiligenblut und Döllach, zur höchstgelegenen Wallfahrtskirche Österreichs, nach Marterle (1861 m Seehöhe). Umringt von Dutzenden Zweitausendern, vorbei an imposanten Wasserfällen, bewegen wir uns weiter über die herrlich blühenden Mölltaler Almen, wo das Weideland der Bergbauern bis in höchste Lagen reicht. Entlang des geschichtsträchtigen Kirchweges, der Route der traditionellen "Jakobus Wallfahrt", geht es bergab zur Gemeinde Stall, wo wir eine gemütliche Unterkunft (die dem Namen der Gemeinde in keiner Weise gerecht wird) finden.
Tags darauf führt uns der Trail steil bergauf zur romantischen Goldberghütte, danach zur beeindruckenden "Rollbahn", wo in der Zeit des Kupferbergbaus das Erz entlang einer in den Fels gehauenen Wegeanlage über Brücken und durch einen Tunnel abtransportiert wurde. In Innerfragant endet unsere Fußreise für dieses Mal. Doch wir kommen wieder um in den Kärntner Bergen, beim Laufen und Wandern, die Lebenslust aus dem Vollen zu schöpfen. 
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Text und Bilder:  Christian Stolovitz   08.2021

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Alpe-Adria-Trail
Ultra Tirol 12h-Lauf  -  96,51 Km     Gerne hätte ich im schönen Innsbruck mehr geleistet, das aber sollte mir an diesem Tag nicht möglich sein. Trotzdem war es ein Genuss mit einigen der Ultralauf-Familie, in herzlicher Atmosphäre, bei unserer Passion zu verbringen. Den Veranstaltern gebührt Lob, mit viel Herzblut ist es ihnen gelungen, trotz Corona-Auflagen, ein Laufevent unkompliziert und zu unserer Zufriedenheit durchzuführen. Danke, ihr wart großartig. 
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-TrailAlpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Text: Christian Stolovitz  05.2021
Bilder: Ultra Tirol F7 Team, Christian Stolovitz

 

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6h-Lauf am Trabocher See, bei den "Ultra Turtles"

 

Groß war die Freude als Florian Steinmaurer und Andy Berninger zum 6h-Lauf der "Ultra Turtles" in die Obersteiermark, an den Trabocher See, einluden. Nach langen Corona-bedingten Einschränkungen endlich wieder einen Lauftag mit einigen aus der Ultralauffamilie zu verbringen versprach gut zu tun.
Alpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-TrailAlpe-Adria-Trail
Alpe-Adria-Trail
Der Trabocher See ist ein Gebirgssee im Bezirk Leoben. Malerisch in ein Seitental des Liesingtales gebettet, an einem Ufer von der Eisenstraße und am anderen von einem netten Freizeitzentrum gesäumt. Nach einer Umrundung des lieblichen Gewässers zeigte mein GPS etwas mehr als 2,14 Km an. Ein schöner Rundkurs, auf dem wir uns 6 Stunden im Laufschritt bewegen sollten. Im Hintergrund ragten schneebedeckte Berggipfel in den Himmel, davor dominierte Wald das Landschaftsbild. Entlang unserer Strecke - ein Ziegengehege, Wasservögel, nette Menschen - Idylle pur. Nach 6 Stunden standen 27 Runden auf meinem Zähler und 58,45 Kilometer auf dem GPS. Guter Dinge traf unsere Läuferschar beim Ausgangspunkt zusammen und ehe wir auseinander gingen, uns in alle Himmelsrichtungen verteilten, klang dieser schöne Lauftag mit guter Unterhaltung bei einem belebenden Schaumgetränk aus. So soll es sein.
Text: Christian Stolovitz   04.2021
Bilder: Andy Berninger, Christian Stolovitz

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30. Oktober 2020 5 30 /10 /Oktober /2020 03:38

 

  • Es bedarf schon eines außergewöhnlichen Durchhaltevermögens 72 Stunden auf einer 400 Meter Bahn zu laufen. Aber gerade das macht den Reiz aus, mich dieser speziellen Herausforderung zu stellen. Der Lauf wurde als offizieller Wettkampf ausgeschrieben, die Zeitnehmung und Rundenzählung erfolgt mit GPS. Leider wurde die Teilnehmerzahl, wegen der Corona-Auflagen, sehr begrenzt und zuletzt war es dann einigen Ultraläufern aus den benachbarten Ländern, wegen zwischenzeitiger Grenzschließungen, nicht mehr möglich dabei zu sein. Wir aber lassen uns davon nicht beirren und starten trotzdem. Gut so, denn in wenigen Tagen sollte erneut ein Lockdown, im Kampf gegen die Corona-Pandemie, verordnet - und natürlich auch wieder die Sportstätten geschlossen werden.
Früh am Morgen, bei feuchtem, kühlen Herbstwetter starten mein Ultralaufkollege Martin Trimmel und ich auf der 400 Meter Bahn der Leichtathletikarena, mit lockerem Trab.
Nur nicht zu schnell, um unser Pulver nicht vorzeitig zu verschießen. Runde um Runde geht es in gleichmäßigem Tempo dahin, immer darauf bedacht auf der Ideallinie zu bleiben. Also innen auf Bahn 1, denn dort - 30 Zentimeter im Abstand zur Innenbegrenzungslinie - verläuft die Ideallinie, auf der die Bahn genau 400 Meter misst. Auf Bahn 2 läuft man pro Runde schon um 8 Meter weiter. Um die unterschiedlichen Bahnlängen auszugleichen, stehen die Athleten beim Kurz- und Mittelstreckenlauf fortlaufend versetzt am Start. Beim Ultralangstreckenlauf hat diese Startanordnung, aufgrund der langen Distanz, relativ wenig Bedeutung. Nach dem Start macht es allerdings schon Sinn auf der Innenbahn, also auf der Ideallinie, zu bleiben. Denn für das Ergebnis wird, wie auch bei den kürzeren Läufen auf der Bahn, die Strecke der zurückgelegten Runden und nicht die mit dem GPS gemessenen Kilometer gewertet.
Die ersten Stunden verfliegen. Familie, Freunde und Zaungäste verkürzen mit aufmunternden Zurufen die Zeit. Auf Abstand und sonstige Corona-Auflagen wird beruhigenderweise vorbildlich geachtet. Denn jetzt, wo die Corona-Infektionszahlen wieder ansteigen, ist ein sensibles Einhalten der aktuellen Auflagen angebracht um keine Probleme oder gar einen behördlich angeordneten Abbruch unseres Laufes zu riskieren.
Nach einem enttäuschenden 2020, mit vielen abgesagten Laufveranstaltungen, extremen Reiseeinschränkungen und Be-schneidungen der persönlichen Freiheit, wäre ein Abbruch meines letzten großen sportlichen Zieles für dieses Jahr schon ein mental schwer verdaulicher Brocken. Ein sehr schwer verdaulicher Brocken. Aber von solchen Gedanken, die wie Damoklesschwert über dem Mentalspeicher hängen, darf ich mich jetzt keinesfalls bremsen lassen. Tue ich auch nicht.
Nach 12 Stunden habe ich, wie geplant, 100 Kilometer in den Beinen. Nun wird die Laufrichtung gewechselt, um unsere Gelenke nicht einseitig zu belasten.  Trotzdem entwickelt sich zunehmend stechender Schmerz in meinem rechten Knie. Da kommt mir in den Sinn, dass dies auf mein für die weiche Kunststoffbahn eigentlich ungeeignetes, zu gut gedämpftes Schuhwerk zurückzuführen sein könnte. Sofort ist ein Wechsel auf härtere Laufschuhe angesagt. Dennoch bleibt der Schmerz, auch nach einer kurzen Schlafpause, noch stundenlang mein unerwünschter Begleiter. Erst als ein heller Schein im Osten den neuen Tag ankündigt beruhigt sich mein Laufwerkzeug. Nach starkem Zweifel, wie lange es mit dieser Blessur überhaupt noch weitergehen könne, kehrt Zuversicht und Freude an der Bewegung zurück.  
"Die große Herausforderung des Lebens liegt letztendlich darin, die Grenzen in dir selbst zu überwinden und so weit zu gehen wie du dir niemals hättest träumen lassen."  (Paul Gauguin)
Der zweite Tag beginnt vielversprechend. Heidi, meine hilfsbereite Frau versorgt mich mit frisch gekochten Kartoffeln und Nudeln. Angenehme Unterhaltungen mit Lauf-kollegen, sowie das Beobachten unseres Nachwuchslaufteams beim Training auf den angrenzenden Bahnen, lassen die Stunden schmelzen. 24 sind nun seit dem Start vergangen. Somit ist unser Benefizlauf für MOKI (Mobile Kinderkrankenpflege) vorüber. Martin Trimmels und meine gesammelten Laufkilometer bringen unsere Spendenkasse für MOKI hoffentlich kräftig zum klingeln. Motiviert läuft Martin noch 3 Stunden weiter. Mein Vorhaben ist es, wie angekündigt, noch 48 Stunden zu laufen und damit die österreichische Bestleistung im 72 Stundenlauf, in der Altersklasse M50+, einzustellen. Davon haben mittlerweile auch einige der Jugendlichen des Nachwuchslaufteams erfahren und so spendet mir die muntere Schar, mit offensichtlicher Begeisterung, Beifall. Währenddessen deutet mir Heidi kurz anzuhalten, da sie gefragt wurde ob ich denn Autogrammwünsche erfüllen würde. Obwohl mich das schon etwas überrascht, nehme ich mir dafür natürlich gerne etwas Zeit, denn mit einer Bewunderungsbekundung dieser Art verwöhnt zu werden bin ich nicht gewohnt, doch es umschmeichelt das Gemüt, spornt an und sorgt für Abwechslung.
Abwechslung tut gut. Denn das Laufen entlang der öden, blauen Bahn, kann dem Anspruch des Geistes auf Erlebnis nicht einmal ansatzweise genügen. Oft bemühe ich mich der Eintönigkeit zu entgehen, blicke über den Zaun des Leichtathletikstadions zu den bewaldeten
Hügeln des Leithagebirges, oder den ge-genüberliegenden Erhebungen des Öden-burger Gebirges, mit dem alles überra-genden Sendeturm von Sopron in Ungarn. Die Grenze zu Ungarn ist nah. Zur Zeit aber doch nur geographisch, ansonsten scheint unser Nachbarland aktuell leider wieder so fern wie damals, als wir noch vom eisernen Vorhang getrennt waren.
      Temporäre Grenzschließung sowie Einreisebeschränkungen, aufgrund von Corona-Bestimmungen, erschweren das Zusammenleben und bedrücken viele Menschen. Etwas schwermütig gleiten meine Gedanken zu unseren Freunden nach Ungarn, mit denen ich an diesem Wochenende eigentlich gemeinsam im Laufschritt unterwegs sein wollte. Tja, das Jahr 2020 hat bis dato von uns allen viel Anpassungsvermögen und eine ordentliche Portion Bereitschaft zum Verzicht gefordert. Trotzdem möchte ich mich gerade heute nicht beklagen, stehen mir hier doch meine Familie und einige Freunde aus der Umgebung treu zur Seite, umsorgen und begleiten mich bis spät in die Nacht. Was für ein Glück solche Menschen um sich zu haben.
Trugbilder
Die Temperatur sinkt von Stunde zu Stunde. Um Mitternacht steht das Quecksilber bereits unter der +10°C Marke. Nebelschleier ziehen heran. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu, die Lust am Laufen nicht. Meine Gehpausen werden häufiger. Mühsam schleppe ich mich im Zombie-Modus dahin, bin nur noch vom Wunsch beseelt zu schlafen. Selbst die kühle Luft und ein koffeinhaltiges Getränk erwecken meine Lebensgeister nicht von Neuem. Bleierne Müdigkeit befällt Geist und Körper. Durch die starke Ermüdung vermischt sich die Fantasie nur zu leicht mit der Realität und die Ränder der beiden beginnen folglich zu verschwimmen...... Plötzlich erscheint mir mein kleiner Ver-pflegungstisch, überraschend real, als seltsames Fahrzeug. Später huschen dunkle Schatten wie kleine Geister über die Laufbahn. Solche Trugbilder sind für mich nichts Neues, als Folge extremer Ermüdung, während langer Ultraläufe. Dies beunruhigt mich längst nicht mehr. Im Gegenteil, irgendwie üben diese sehr existent wirkenden Sinnestäuschungen sogar eine gewisse Faszination auf mich aus. Doch sind sie auch Anzeichen dafür dass es an der Zeit ist eine kurze Schlafpause einzulegen. Denn danach geht es wieder mit mehr Freude zur Sache, wodurch sich natürlich auch die Leistungsfähigkeit steigert. Na gut, also ab in die Kabine und Augen zu.
Kalt.....unbeschreiblich kalt ist mir, als ich etwa 1 Stunde später aus dem angenehm, warmen Schlafsack krieche. Zitternd ziehe ich noch 2 Jacken über die Laufbekleidung, welche ich zur Ruhezeit ohnehin nicht abgelegt habe. Die Verlockung zurück in den Schlafsack zu krabbeln, um dort in der Wärme zu bleiben, ist groß. Aber der Wille zu laufen, um mein mir selbst gestecktes Ziel zu erreichen, ist größer. Also los! Unrund, mechanischen Schrittes versuche ich sofort Tempo zu machen. Doch fühlt es sich an als wäre mein Körper, in der kurzen Ruhezeit, um Jahrzehnte gealtert. Wie der aus Geppettos Werkstätte entsprungene stakse ich dahin. Und so sinnbefreit, wie die Tat eines Holzkopfes, kommt mir mein momentanes Tun auch vor. Zum Glück ist eine meiner Stärken mich schnell zu erholen, und somit wird weiteren Sinnesfragen kein Raum gegeben. Bald ist der Körper warmgelaufen, hat quasi Betriebstemperatur erreicht. Muskulatur und Geist entspannen sich, Zuversicht kehrt zurück. Im Laufschritt geht es unentwegt dem Morgenlicht entgegen.
3.Tag
8:00 Uhr
48 Stunden sind seit dem Start vergangen. 673 Runden, also beinahe 270 Kilometer, habe ich in den vergangenen beiden Tagen auf dem blauen Oval zurückgelegt. Es läuft eigentlich wie geplant. Das gibt Hoffnung.
Der Wind schläft noch, meine Ultralauffreunde Martin, Andi und Michael nicht mehr, sie haben sich neuerlich an meine Seite gesellt. Sehr schön. Weniger schön ist die Wetterprognose für die folgenden Stunden. Feucht und kalt ist angesagt. Egal, da muss ich durch, wenn es auch anstrengend wird. Denn.......
"Es liegt nicht in der Natur des Menschen, sich an dem zu erfreuen, was wir ohne Anstrengung erhalten,"  (Sri Chinmoy)
Die Vorhersage des Wetterdienstes trifft diesmal leider zu. Schon bald ziehen dunkle Wolken heran. Der Wind erwacht. Nebel verhüllt das Leithagebirge. Es beginnt zu regnen.
Umgebungsgeräusche dringen nur noch gedämpft durch die feuchte Luft. Dem Anschein nach wird sich die Sonne heute nicht mehr zeigen. Aber trotz der Abwesenheit meines Lieblingsgestirns läuft es bei mir den ganzen Tag über sehr gut. Ohne eine nennenswerte Pause geht es dahin. Angehalten wird nur um mich der Endprodukte meines Stoffwechsels zu entledigen und bei einem kurzen Powernap Kraft zu tanken. Apropos. Langes Schlafen ist sowieso nicht das meine, dafür fehlt es mir an Veranlagung, an Talent. Also ehrlich gesagt bin ich diesbezüglich eigentlich gänzlich frei von Begabung. Die biphasischen und polyphasischen Schlafmuster, bei denen der Schlaf nicht in einem, sondern in Teilen genossen wird liegen mir mehr. Schon von Kindesbeinen an. Der mehrphasige Schlaf ist für mich intensiver und erholsamer als eine Ruhezeit in einem durchgehend. Mit dieser Veranlagung lässt sich die Schlafzeit aber auch leichter minimieren, und das ist bei einem mehrtägigen Ultralauf natürlich schon von Vorteil. Daher fällt es mir nicht allzu schwer, mit der für den 72 Stundenlauf geplanten Schlafzeit (max. 1,5 Stunden pro Tag) auszukommen. Länger zu ruhen wäre mir aber heute ohnehin nicht möglich. Zu sehr bin ich durch die permanente Bewegung aufgedreht, und zu stark darauf fixiert mein Ziel zu erreichen. Obwohl die eintönige Kulisse, um mich herum, genug Anlass geben würde einzuschlafen. Ja, ein langer Lauf auf einer 400 Meter Bahn ist an Monotonie nur noch auf dem Laufband oder in einem Hamsterrad zu übertreffen. Hier im Stadion gipfelt die Spannung schon beim Suchen des neuen Standpunktes, eines die Laufbahn querenden Käfers, von einer zur nächsten Runde.
Am späten Nachmittag verliert der Wind allmählich an Potenz und die Wolken haben sich endlich zur Gänze entleert. Heidi befüllt mir Thermoskannen mit Maisbrühe. Vorrat, damit der Magen auch zur nächtlichen Stunde Warmes zu verarbeiten bekommt, und dadurch bei Laune bleibt. Unentwegt tragen mich meine Beine durch das Stadion, in die Nacht. Eintönigkeit löscht jeden Zeitbegriff und die künstliche Beleuchtung nährt die seltsame Vorstellung der Zeit entglitten zu sein.
Der lange Lauf auf der Bahn fordert aber nicht nur die mentale Stärke des Läufers, mehr als das bei einem Straßen- oder Traillauf der Fall ist, auch dem Schuhwerk geht es ordentlich an die Substanz. Denn, obwohl der relativ weiche Bodenbelag der Bahn (wie schon zuvor erwähnt) dämpfend wirkt, also gelenkschonenderes Laufen als auf Asphalt ermöglicht, ist die Oberfläche rau, wie jene eines groben Schleifmittels. Dadurch macht sich an meinem Schuhsohlen ein wesentlich größerer Verschleiß, als ich das bei vergleichbaren Einsätzen auf Böden mit anderen Beschaffenheiten gewohnt bin, bemerkbar. In Zukunft wird die 400 Meter Bahn wohl nicht zu meinen bevorzugten Revieren gehören, da bewege ich mich schon lieber im Wald, auf Feldwegen oder auf grauem hässlichen Asphalt. Jetzt aber genieße ich die letzten Stunden hier auf dieser blauen Schleife, in der Gewissheit dass das Ziel nahe und erreichbar ist. 

2:30 Uhr - Sportfreund Michl erkundigt sich nach meinem Befinden. Glücklicherweise ist mir gerade nicht nach Jammern zumute, das habe ich schon zuvor mit mir selbst erledigt. Es gibt also Raum für eine gute Unterhaltung, während Michl mich begleitet. Unsere Seelenverwandtschaft ist die Basis für einen gute Draht zueinander, ermög-licht einen Austausch der mich pusht. Gedanken über Müdigkeit und Erschöpfung verschwinden. Es geht voran, der Morgendämmerung entgegen. Die Tageszeit in der mein Biorhythmus im muntersten Takt schwingt zieht ins Land. Es geht mir gut. Der Aufwind meines Gemüts trägt mich durch die frühen Stunden. Dann, endlich Tageslicht, wenn auch nur durch die Wolkendecke gedimmt wahrnehmbar. Umso heller strahlen mir die Gesichter meiner mittlerweile eingetrudelten Vereinskolleginnen entgegen. Welch eine Freude das letzte Stück von der fidelen Gruppe begleitet zu werden.

Endlich, 910 Runden sind geschafft, 364 Kilometer liegen hinter mir. Die nationale Bestleistung in der Wertung 72 Stundenlauf - Altersklasse M50+ geht auf mein Konto. Zufrieden lustwandle ich mit meiner kleinen Gruppe noch 2 weitere Runden durch das Stadion. Danach ist aber Schluss, obwohl noch Zeit wäre, es reicht für heute. Josef und Michael, die Sektionsleiter unseres Vereins, gratulieren mir zur erbrachten Leistung. Den beiden, aber natürlich auch allen anderen, welche ihre Zeit und Energie bei dieser Unternehmung für mich aufgewendet haben, bin ich dankbar. Besonders meiner Familie, durch deren Beistand mir einiges erleichtert wurde. Es ist schön solche Menschen um sich zu haben.  

Das GPS zeigt nach 72 Stunden um 1,6 Kilometer mehr an als die von mir zurückgelegten Runden in Summe ergeben. Das liegt daran, dass ich mich ja nicht ständig auf der Ideallinie der Innenbahn fortbewegt habe und die zusätzlichen Meter zum Lokus dem GPS natürlich auch nicht entgangen sind.  

Kaum zum Stillstand gekommen werden auch schon Pläne für die Zukunft geschmiedet. Mehrtagesläufen möchte ich mich in nächster Zeit noch intensiver widmen. Weil es nicht darum gehen soll so schnell wie möglich anzukommen, sondern möglichst lange durchzuhalten. Ja, Ultralangstreckenlauf ist eng mit der Lebenseinstellung verbunden.

Text: Christian Stolovitz          Foto: Heidi und Nastassja Stolovitz

 

 

 

Walter Horvath - mein zuverlässiger Be-treuer, Begleiter und Freund ist auch selbst schon seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Ausdauersportler
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16. Juli 2020 4 16 /07 /Juli /2020 17:33

Viele Wege führen in den Himmel, einige der schönsten über die Berge. 

Hallstätter Gletscher, Taubenkogel, Krippenstein

Christian Stolovitz 2020
Christian Stolovitz 2020
Christian Stolovitz 2020
Christian Stolovitz 2020
Christian Stolovitz 2020

Christian Stolovitz 2020

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23. Oktober 2019 3 23 /10 /Oktober /2019 07:28
48 Stundenläufe faszinieren mich. Weil sie so richtig fordern. Ja, sie fordern mehr als andere Ultralaufdistanzen. Ist man anderswo schon längst im Ziel, geht es beim 48er erst so richtig los. Dauerbelastung und Schlafentzug nagen beim 2-Tageslauf an der Motivation. Ein zäher Brocken Last den es zu verdauen gilt. Es gehört schon eine tiefe Verbundenheit zum Laufsport, sich bei Erschöpfung nicht dem Verlangen nach Ruhe hinzugeben und trotzdem weiterzumachen. Doch es zahlt sich aus durchzubeißen. Genau das ist es nämlich, was hinterher Hochstimmung schafft. (Vor Nachahmung sei allerdings gewarnt, da nach mehrmaliger Wiederholung eines solchen Aktes, der Ultralangstreckenlauf die Lebens-einstellung beeinflussen kann und Nebenwirkungen, wie Zufriedenheit, innere Ruhe und die Infragestellung materieller Werte nicht aus-zuschließen sind).
Verständlicherweise ist die Schar der Wiederholungstäter, welche sich einer solchen Herausforderung stellen, überschaubar. Nur wenige Menschen muten so etwas mehrmals ihrem Geist und Körper zu. Wir, die es tun, kennen uns also untereinander. Wir haben uns konsequent einer extremen, zeitaufwendigen Sache verschrieben. Das verbindet. Gelegentlich trifft man sich bei (den nicht dicht gesäten) Ultraläufen, manchmal in fernen Länder oder gar auf anderen Kontinenten. Groß ist dann die Freude vertraute Gesichter zu sehen. Gut das Gefühl auf Verständnis zu stoßen. Denn Verständnis ist das, was uns für unsere extreme Laufleidenschaft von vielen Mitmenschen im Alltag oft nicht entgegen gebracht wird. Ja, wer von uns Ultraläufern kennt sie nicht, die ungläubigen Blicke und fassungslosen Reaktionen manch ahnungsloser Zeitgenossen, wenn man ihre Fragen - bezüglich seiner üblichen Laufgewohnheiten - wahrheitsgemäß beantwortet. Schnell wird man als Spinner oder Fantast eingeschätzt und ebenso schnell ignoriert. Egal, was solls, die Distanzen welche wir Ultraläufer zurücklegen sind eben für manche Couch-Athleten schwer oder gar nicht nach-vollziehbar. 
Einer der wenigen 48 Stundenläufe Europas wird erfreulicherweise in Gols, nahe meines Wohnortes, ausgetragen. Heimspiel quasi. Und wie es ein Heimspiel nun mal mit sich bringt, breitet sich ein wenig Nervosität in mir aus, als ich am Start stehe. Sind doch Erwartungen meiner Zaungäste in mich gesteckt und das untätige Warten ist schwieriger zu ertragen als das Tun. Umso besser ist das Gefühl sich nach dem Startsignal in Bewegung zu setzen. Die Spannung fällt ab, endlich geschieht etwas, endlich geschieht das worauf ich Monate hingearbeitet habe. Endlich gibt es das zu tun was mich erfüllt - Laufen. 
Leichtfüssig geht es durch die ersten Stunden. Die Sinne sind noch scharf, es macht Freude hier zu sein. Vorsicht ist nun geboten, den Euphorie verleiht Flügel. Nur nicht zu schnell werden, nur nicht unnötig, vorzeitig Kraft verschwenden. Den ersten Marathon des Tages sollte man kaum spüren, dann wurde das Anfangstempo richtig gewählt.
Jetzt heißt es mit dosiertem Tempo den Lauf bewusst genießen, denn Leichtfüßigkeit und Laufspass sind in späteren Stunden vergänglich. An diesbezüglichen Erfahrungen mangelt es mir nicht, und trotzdem geschieht es nicht leicht mein Tempo zu drosseln. Hier in Gols fühlt man sich nämlich wohl, hier ist man von Laufenthusiasten umgeben, hier beflügelt die Begeisterung des Veranstalters, hier besteht die Gefahr zu sehr mitgerissen zu werden.
Doch die Vernunft bleibt Sieger und ich komme unverbraucht durch den warmen Tag, in die längst ersehnte Nacht. Zwischendurch drücke ich mir Power-Gels in den Verdauungstrakt, danach Brötchen, Riegel, Salzgebäck und was sonst noch alles bei der gut bestückten Labestelle zur Verfügung steht. Wahllos, unbedacht auf Gusto und Geschmack. Gierig, gleich einem hungrigen Tier. Leistungsfressen hält den Körper bei Lauflaune.
Durch die zweite Hälfte der Nacht steuere ich wie gewohnt in mentalem Höhenflug. Mit gesteigerter Wahrnehmung und intensiverem Zeiterleben laufe ich dem jungen Tag entgegen. Vogelgezwitscher vertont das Schauspiel der Morgendämmerung - meiner liebsten Tageszeit. Flachen Schrittes, darauf bedacht auf Vor- oder Mittelfuß zu landen, geht es voran. Langstreckenlauf im Gelenkschonmodus  ist angesagt. Wirkt optisch zwar nicht so elegant wie man sich schnelleren Schrittes auf Kurz- oder Mittelstrecken bewegt, doch mit Eleganz kommt man beim Ultralauf nicht sehr weit und die Choreografie wird dabei zum Glück ja nicht bewertet.
Geografisch gesehen kommen wir hier in Gols so oder so nicht weit, auf unserem 1Km Rundkurs. Schritte, Runden und Kilometer summieren sich, der Ort bleibt der Gleiche. Das hat allerdings den Vorteil ständig in guter Gesellschaft zu sein, im Gegensatz zu manch überstandenem Abenteuerlauf, wo mir viele Stunden kein Mensch begegnete. So auch geschehen beim "Yukon Arctic Ultra" in Kanada. Einsam und mit vor Übermüdung benebeltem Geist zog ich halluzinierend durch die Wildnis. Heute gibt es derweilen noch keine Anzeichen derartiger Bewusstseinsstörungen. So soll es bleiben. Daher Boxenstopp, Füße hochgelagert,
Powernap, Schuhwerk durch größeres ersetzt - weiter geht's.
.

Besuch

"Opa" - rufen mir überraschend zwei vertraute Mädchenstimmen herzerwärmend zu. Aus den Mündern meiner Enkelkinder wirkt dieses Wort wie Sonnenstrahlen auf mein Gemüt. Zärtlich, bemüht mich nicht unsanft zu geben - werde ich ja von beiden (meines Bartes wegen) liebevoll "Stachelopa" genannt - beginnen wir unser Begrüßungsritual. Gleich fordern mich die Mädels zu einem Wettrennen. Zu einen von ihnen gewählten Punkt, den sie natürlich vor mir erreichen, um in der nächsten Runde aufs Neue gegen mich anzutreten. Meine Frau und unsere Tochter wohnen dem Ganzen sichtlich amüsiert bei. Alles ist gut. So könnte es bleiben. Tut es aber nicht.

Kilometerfressen 

Längst haben meine Prinzessinen den Heimweg angetreten, als sich in meinem Bewegungsapparat Probleme ankündigen. 200 Kilometer in den Beinen spürt man eben. An manchen Tagen mehr und an anderen weniger. Heute mehr. Mal quält ein Ziehen in einem Muskel, dann ein Stechen in einem Gelenk. Einige Schmerzen vergehen, einige sind gekommen um zu bleiben. Sie zu ertragen läßt selbst auf einem 1Kilometer - Rundkurs keine Langeweile aufkommen. Gute Gespräche mit Leidensgenossen wirken schmerzlindernd, der positive Zuspruch unserer Betreuer, an der Labestelle, stärkt das Durchhaltevermögen. Selbstschonung ist keine Option.
Vor dem Gasthaus im Park, gleich neben unserer Laufstrecke, wird geheiratet. Feierlichkeiten unter freiem Himmel, Folkloretanzvorführung, Fotoshooting, zur späteren Stunde - Feuerwerk. Für die Dauer der pyrotechnischen Einlage wird unser Lauf, nach behördlicher Auflage - aus Sicherheitsgründen, unterbrochen. Egal, um die uns dadurch verloren gegangenen Minuten wird das Rennen im Anschluss verlängert. Hier in Gols kommt man nie zu kurz. Gols bleibt nichts schuldig.
Mit Oliver aus Deutschland funktioniert der Gedankenaustausch prächtig. Gemeinsam traben wir plaudernd, im Wohlfühltempo dahin. Mal wird geredet, mal geschwiegen. Peinliche Pausen gibt es nicht, es darf gelegentlich auch Stille herrschen. Das gehört dazu. Ultraläufer sind die Stille gewohnt.  Oliver und ich kennen uns kaum und doch kommt es mir vor als hätten wir schon in einem vergangenen Leben eine gemeinsame Schlacht geschlagen. Ultralauf verbindet. Ultralauf ist mehr als sich unentwegt zu bewegen, es ist eine Lebenseinstellung, eine Daseinsform die eint. Und obwohl sich nach dem Zielsignal die Augenlider nur noch mit Mühe offen halten lassen, verbringen wir gemeinsam noch unterhaltsame Stunden. Schnell sind die Schmerzen vergessen, gleich werden neue Pläne geschmiedet. Eine Aura der Zufriedenheit umgibt uns exzentrischen Haufen. Nun ist alles gut. 

 

48h Lauf Balatonfüred

 

Ungarn hat sich zur Top-Ultralaufnation gemausert. In den Ranglisten der härtesten und längsten Laufveranstaltungen sind unsere Nachbarn weltweit immer öfter im Spitzenfeld vertreten. Aber auch die Ultralauf-Veranstaltungen in ihrem eigenen Land werden zahlreicher und professioneller. Mir ist das sehr recht, denn unser Wohnort liegt nur wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, das erspart mir eine weite Anreise. Somit folgte ich der Einladung des Organisators vom Ultra-Marathon-Balatonfüred natürlich gerne.......
Bei strahlendem Sonnenschein treffen mein Betreuer Andreas und ich in Balatonfüred, am malerischen Plattensee, ein. Der Empfang des Organisators Mate Baranyai gestaltet sich herzlich, seine Freude darüber dass ich seiner Einladung gefolgt bin ist augenscheinlich - liegt unsere letzte Begegnung ja doch schon einige Monate zurück. Es war in Athen wo Mate sich, ebenso wie ich, durch den 48 Stundenlauf gekämpft hatte. Hier sehen wir uns nun wieder, seltsam wie klein einem die Welt in solch einer Situation erscheint.  
Während wir unser Zeltlager errichten, erscheinen im Start-Ziel Bereich - der das Zentrum der Laufstrecke ausmacht - nach und nach Athleten. Etwa 250 Teilnehmer sind für die ausgeschriebenen 6 Bewerbe gemeldet. Die mir selbst gestellte Aufgabe beginnt mit dem Startsignal zum 48 Stundenlauf, dem längsten Bewerb dieses Ultramarathon-Festivals.
Vor dem Start befällt uns Läufer (wie immer) eine gewisse Unruhe, dann - wenn es losgeht - kehrt innere Ruhe ein. Erlösung. Gedrosselt starte ich in das Rennen. Meine durch eine Erkältung angeschlagenen Bronchien lassen nur ein gemäßigtes Lauftempo zu. Macht nichts, man hat ja ausreichend Zeit.  
Entlang Balatonfüreds Strandpromenade führt der 2 Km-Rundkurs, der für die folgenden beiden Tage unser schönes aber doch sehr eingegrenztes Aktionsfeld sein wird. Vorbei am Strandbad, hin zum einladenden Gastgarten des Promenadencafes, zur Wende bei der Parkallee nahe des Jachthafens. 
 Schöne Eindrücke, wo einem - noch in aller Frische - alles in harmonischem Licht erscheint. Auch Andreas - mein Betreuer - ist in seinem Element. Konzentriert äugt er durch den Sucher der Fotokamera, knipst sich durch den Tag, lebt auf. Gut so.

Unentwegt,

ohne nennenswerte Unterbrechung trabe ich die ersten 24 Stunden durch, der 170 Km - Marke entgegen. Um mein Pulver nicht vorzeitig zu verschießen ist es nun an der Zeit eine kurze Schlafpause einzulegen. Jedoch für derlei Bedürfnisse hegt der Platzsprecher nicht das geringste Verständnis, er beschallt die Gegend unermüdlich aus vollem Halse. Meine Erholungsversuche scheitern. Ruhe zu finden ist bei diesem Lärm unmöglich. Gar meine Ohrstöpsel durchdringt der Schall der lautstarken Kommentare des stimmgewaltigen Redners. Gerne würde ich ihn knebeln und fesseln, kehre aber - aus verständlichen Gründen - unverrichteter Dinge, von meiner Liegestätte zur Laufstrecke zurück und trabe weiter. Was bleibt mir anderes übrig?
Kraftlos schleiche ich dahin, ziehe nur noch aus der Tatsache Mut, dass andere auch noch laufen. Der Kampf gegen herabfallende Augenlider hat begonnen. Müdigkeit und das, durch die Erkältung, eingeschränkte Atemvolumen zehren zunehmend an Leistungsfähigkeit und Motivation. Aufgeben wird zur Option. In der 30. Stunde sind alle Vorsätze und gesteckten Ziele begraben. Desillusioniert krieche ich in mein Auto, lager die Füße hoch und schlafe ein. Tief und fest, wie nie zuvor bei einem 2-Tageslauf.
Der Morgen macht den Tag. Nach einer Handvoll Stunden Schlaf ist Resignation wie durch ein Wunder kein Thema mehr. Ein Gedankenmosaik aus Motivationsgründen, zur Fortsetzung des Laufes, hat sich gebildet. Wodurch? Das bleibt Gottes Ge-heimnis...... Mit Tatendrang kehre ich zurück ins Geschehen. Erst noch ein wenig benommen, doch schon bald erwachen die Sinne und der Laufspaß kehrt zurück. Nun geht es voran. Stunde für Stunde, mit frischer Lust, wie von Duracell gespeist, bis das Zielsignal erklingt. 266 Kilometer steht zuletzt auf dem Bildschirm der Zeitnehmung hinter meinem Namen. Das bedeutet den 7. Gesamtrang und den 1. Rang in der Altersklasse M50. Es ist nun mein 3. Altersklassensieg in diesem Jahr, nach den 48-Stundenläufen von Athen und Gols. Na ja, und wenn auch nicht alles nach Wunsch verlaufen ist, unzufrieden sollte ich mit solch einem Ergebnis wirklich nicht sein, wo es doch schlimmere Alterserscheinungen gibt. 

Text: Christian Stolovitz   Foto: Andreas Horvath

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29. April 2019 1 29 /04 /April /2019 15:16
Laufen & Tauchen

Laufen & Tauchen

Wüstenläufe

 

Ich liebe den Morgen, sein sanftes Licht, die zarten Farben des Himmels. Es wird wohl mein ganzes Leben nicht ausreichen, um mich daran satt zu sehen und davon zu schwärmen. Man verzeihe mir meine grenzenlose Begeisterung für Ereignisse welche andere lieber verschlafen, oder ohnehin gar kein Auge dafür haben.
Belebt von den warmen Sonnenstrahlen laufe ich über Sand und Geröll, weg von der Küste, in die Wüste. Wie damals, vor 16 Jahren, als ich hier meine ersten Wüstenlauferfahrungen sammelte. Zu einem Ort, an dem man in seinem Leben einen Meilenstein gesetzt hat, kehrt man gerne zurück. Schöne Erinnerungen, unvergessene Bilder längst vergangener Tage erscheinen vor meinem geistigen Auge. Doch die eindrucksvolle Umgebung holt mich schnell ins Hier und Jetzt zurück. Die Farbenspiele durch die schnell empor steigende Sonne erhellen die Landschaft, beschmeicheln mein Gemüt. Es herrscht Stille.
Ägypten - Quesier - Mangrove Bay
Keine Menschenseele weit und breit. Einsamkeit.
Einsamkeit geht mit einem intensiverem Erleben einher als Geselligkeit. Ich fühle mich frei. Freiheit scheint mit der Einsamkeit eng verbunden zu sein.
Steine, Dünen, Berge, Schluchten. "Die Wüste ist der Garten Gottes, aus dem er alles Überflüssige entfernt hat, damit es einen Ort gibt, wo er in Frieden wandeln kann" - heißt es bei den Beduinen. Ja, mich fasziniert die Schlichtheit der Wüste, immer weiter zieht es mich landeinwärts.
Ägypten - Quesier - Mangrove Bay
Ägypten - Quesier - Mangrove Bay
Es fühlt sich an als ob ich ewig weiterlaufen könnte. Doch geht mein Wasservorrat langsam zur Neige und so mache ich mich auf den Rückweg, zur Unterkunft an die Küste. 

 

Tauchen - Mangrove Bay

 

Konträr zur Schlichtheit der Wüste präsentiert sich die Welt unter Wasser , am Hausriff - also unmittelbar vor unserer Unterkunft, verschwenderisch an Farben und Viel-falt.
Kaum abgetaucht, schweben wir schon zwischen bunten Korallenstöcken, Falter - Wimpel - Igel und Kugelfischen. Im sandigen Boden suchen Röhrenaale und Blaupunktrochen nach Nahrung. Scheu beäugt uns ein ausgewachsener Napoleon aus einer Felsnische. Daneben reckt uns eine Riesenmuräne ihr weit aufgerissenes Maul bedrohlich entgegen. Vorbei an Oktopus und Teppich-Krokodilfisch tauchen wir durch ein Paradies. 

 

    Es gibt wenige Orte an denen sich das Laufen und Tauchen, vom gleichen Ausgangspunkt, so unkompliziert und intensiv ausüben lassen wie hier am Mangrove Bay. Für mich somit ein perfekter Ort um eine schöne Zeit zu verbringen. Leider verfliegen die Tage im Nu, wenn man seinen liebsten Beschäftigungen nachgeht und der Tag der Abreise naht schneller als einem lieb ist. Doch es bleiben eindrucksvolle Erinnerungen, schöne Bilder im Kopf und zum Glück auch schon Pläne für ein nächstes Mal. Ein guter Trost um ohne Wehmut das lieb gewonnene Mangrove Bay zu ver-lassen.

Bilder und Text: Christian Stolovitz 2019 

 

 

 

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23. Januar 2019 3 23 /01 /Januar /2019 18:24
               48h  -  272Km  -  AK Rang 1  -  Gesamtrang 8 
In Athen zu laufen ist immer etwas besonderes. Wenn hier auch dichter Straßenverkehr und Smog die Lebensqualität beeinträchtigen, so ist trotzdem noch der Geist einer Jahrtausende alten Laufkultur vorhanden und lebt in Veranstaltungen wie "Athens Ultramarathon Festival" weiter.
Auch heuer sind auf dem geschichtsträchtigen Boden des Olympiaparks mehr als 100 Läufer zusammengetroffen um ihre Ausdauer in 6 Bewerben zu messen. Am Start des 48 Stundenlaufes stehen Athleten aus 17 Nationen, darunter auch ich. Leider erfolgt dieser Start erst abends um 18:00 Uhr und nicht wie üblich vormittags. In die Nacht zu starten bedeutet für mich, nach einem schlaflosen Tag und einer kurzen Nacht davor (im ständig beschallten Schlafsaal am Wettkampfgelände) schon zu Beginn Schlafdefizit zu fühlen.
Bemüht keine negativen Gedanken daran zu verschwenden, finde ich bald ein langsames, der Distanz angepasstes Tempo. Konstant geht es guter Dinge, wie immer in den ersten Stunden eines Wettkampfes, auf dem 1 Km-Rundkurs dahin. Durch die Olympiahalle, dem Start / Zielbereich unseres Laufes,
hinaus zum Parkgelände - umgeben von den vom Mond und den Lichtern der Stadt beschienen Hügeln Athens.
Nach Mitternacht stehen, auf dem Bildschirm der Wertungsanzeige, bereits mehr als 60 Km hinter meinem Namen. Alles läuft planmäßig....... Doch auch das Schicksal hat seinen Lauf und so komme ich (wie auch zwei weitere Läufer) an ungesicherter Stelle, über ein aus dem Straßenbelag ragendes Metallstück zu Sturz. Schürfwunden an den Händen sowie Schmerzen am rechten Knie und an der Hüfte erschweren die Fortsetzung des Rennens nach der Wundversorgung.
Mit einer ordentlichen Portion Überwindung trabe ich durch die Nacht, dem Morgen entgegen, während das Quecksilber beinahe bis zum Gefrierpunkt fällt. Langsam reduzieren sich die Schmerzen an meinen angeschlagenen Körperteilen auf ein erträgliches Maß. Ohne Zutun - dies sei erwähnt, da ich das Einnehmen von Schmerzmittel, um meiner Gesundheit nicht zu schaden, grundsätzlich vermeide. Zur Krisenbewältigung wende ich, in schweren Stunden, ausschließlich meinen MP3-Player als akustisches Hilfsmittel an. Für jemanden wie mich, der im Normalfall beim Laufen zumeist in sich hinein und seltener Musik hört, kann dies eine hilfreiche, wirksame Methode sein den Schmerz zu vergessen. So geschieht mir auch jetzt. Mitreißend hämmern AC/DC und Co. im Takt meiner Schritte. Gut so, Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen sind ja in diesem Fall (bei gemäßigter Lautstärke) auszu-schließen.
Tagsüber steigt die Temperatur auf 15°C, böiger Wind und hohe Luft-feuchtigkeit rauben Energie. 
Doch der Wille das angepeilte Ziel zu erreichen bleibt ungebrochen. Gespräche mit anderen Teilnehmern halten das Stimmungsbarometer hoch. Man tickt eben auf dem gleichen Level und es tut immer wieder gut sich mit Seelenverwandten auszutauschen. Obwohl Ultraläufer häufig alleine, nur mit sich, also als Einzelgänger unterwegs sind, habe ich mit solchen ironischer Weise einige der beständigsten, engsten Freundschaften geschlossen. Mit jenen welche sich der gleichen Lebenseinstellung verschrieben haben kann man scheinbar am ehesten enge Verbindungen knüpfen.
Halbzeit - 24 Stunden sind vorüber. Erfreulicherweise machen sich keinerlei Probleme im Rückenbereich bemerkbar. Der Rücken hatte sich in den letzten Jahren zu meiner Achillesferse entwickelt. Längere Distanzen ganz ohne Rückenschmerzen zu laufen war unmöglich geworden. Gepeinigt und in der Bewegung stark eingeschränkt, war ich gar gezwungen mir wichtige Läufe vorzeitig zu beenden. Nun ist aber alles gut. Der Top-Physiotherapeutin Angelika Huemer-Toff habe ich dafür zu danken. Sie hat mir mit Anleitungen und Ratschlägen geholfen dieses Problem zu beseitigen, die Bremse zu lösen. Zum aktuellen Zeitpunkt, mit 160 Kilometern in den Beinen, bremst mich anderes - Müdigkeit. Das Tempo schwindet, die Wahrnehmung ist getrübt - Zeit für eine Schlafpause.
Einigermaßen erholt geht es 3 Stunden später weiter. Während der Ruhezeit rutschte ich in der Wertung ins Mittelfeld ab. Welch ein Ansporn Tempo zu machen! Ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten treibe ich meine ramponierten Knochen voran. Trabe Stunde um Stunde durch die Nacht. Meine für die zweite Hälfte des Rennens gewählten, normalerweise um 2 Nummern zu großen Laufschuhe sind nun zu klein. An den Druckstellen peinigen schon heftig brennende Blasen. Kurzes Hochlagern der Extremitäten bringt ein wenig Linderung, das aber nur kurzfristig. Wie auch immer, schmerzfrei läuft nach 200 zurückgelegten Kilometern sowieso niemand. Am frühen Morgen reiht sich mein Name im Ranking wieder in den Top-Ten. Freude darüber und die ersten Sonnenstrahlen des Tages erwärmen das Gemüt.
 Andreas Horvath, mein aufmerksamer Betreuer versorgt mich mit selbstgemixtem Maltodextrin-Honig Getränk, alkoholfreiem Bier und Cola. Die offizielle Verpflegungsstelle kredenzt uns Nudelgerichte. Der Energienachschub funktioniert. Das Wetter allerdings, der Prognose nach, zu unserem Glück nicht - der angekündigte Regen bleibt aus. Trotzdem sind die Stunden nach so vielen Kilometern so richtig hart - filterlos quasi. Mir selbst geht es den Umständen entsprechend schon noch relativ gut, im Gegensatz zu einigen Laufkollegen. Einer humpelt mit arg schmerzverzehrter Mine weg vom Laufgeschehen und wurde da nicht mehr gesehen, ein anderer entleert seinen Magen ins Gebüsch am Wegesrand, während starre Blicke aus müden Gesichtern an ihm vorüberziehen. Die noch im Rennen verbliebenen trotten wortkarg dahin. Ausschließlich der Bildschirm mit der Anzeige des Rankings weckt noch Interesse. Noch ist nichts entschieden! Noch einmal gilt es über den eigenen Schatten zu springen. Noch einmal werden Kraftreserven mobilisiert, Pausen vermieden - obwohl Körper und Geist schon dringend Ruhe bräuchten. Ja, es gibt angenehmere, kurzweiligere Laufstunden als die Finalen eines 48ers.
Endlich ertönt das erlösende Schlusssignal und ich stehe nach 272 gelaufenen Kilometern als Sieger in der Altersklasse (M50 Jahre+) und mit dem 8. Gesamtrang im Ziel. Unbeschreiblich gut fühlt es sich an, nach den für mich nicht gerade günstigen Umständen vor und während des Laufes, doch noch erfolgreich angekommen zu sein. Sich selbst zu überwinden ist zweifellos der schönste Sieg.
Christian Stolovitz  2019

 

 

ULTRA RUNNING COMPETITION KECSKEMET    11.2018

60,6 Km - 6 Std. - Rang 8 - AK Rang 2

60,6 Km - 6 Std. - Rang 8 - AK Rang 2

In Zentralungarn ging der Sommer heuer in die Verlängerung. Außergewöhnlich trockenes, warmes Wetter ließ mitten im Herbst Sommerlaune anstatt Novemberstimmung aufkommen. Bedenken darüber dass ich meiner Höchstform aufgrund lästiger Rückenprobleme schon seit Monaten hinerherhinkte wurden vom Sonnenschein ausgeblendet. Guter Dinge stand ich in einer Schar Ultraläufer am Start des 6 Stundenlauf Wettbewerbes im Stadtpark der ungarischen Sportmetropole Kecskemet.
Pünktlich um 10:00 Uhr ging es los. Die Laufstrecke, ein Rundkurs mit einer Länge von 1002 Meter, führte durch bewaldetes Gebiet zur Uferpromenade eines kleinen Sees. Gleich danach ging es zwischen Sommerrodelbahn und Fußballplatz zurück zum Start/Zielbereich, wo sich auch gleich die Verpflegungsstelle befand. Der Distanz entsprechend lief ich zügig Runde um Runde motiviert dahin. Alles war gut. Bis zu Kilometer 23, dort wurde mir eine der zahllosen Unebenheiten des Weges zum Verhängnis. Sturz. Ungebremst prallte mein Körper mit Wucht auf den Asphalt.
Mühsam ging es mit einigen Blessuren weiter. Hüfte und Knie schmerzten.
Gnädigerweise verzog sich inzwischen die Sonne hinter einer Wolkendecke und das Quecksilber bremste sich ein. Hilfe von oben, das stimmte zuversichtlich. Langsamer als vor dem Unfall ging es nun voran. Zweifel, die angeschlagenen Körperteile könnten mit Totalstreik auf weitere Belastung reagieren verdunsteten in der angenehmen Atmosphäre dieser gut organisierten Laufveranstaltung. Doch kostete es in den letzten beiden Stunden zunehmend Überwindung mich nicht dem Verlangen hinzugeben, Gehpausen einzulegen oder gar zu stoppen. Wenngleich ich es nicht wahrhaben wollte, die Folgen des Sturzes zehrten an der Substanz, drosselten das Tempo.
   Ziele braucht der Mensch um einer Sache Sinn zu geben. Meines wurde nun dieses Ergebniskosmetik zu betreiben, eine schöne, runde Kilometerzahl zur vollen Stunde zu erreichen. Mühevoll war es, aber es gelang. Nach 6 Stunden Laufzeit und einer zurückgelegten Strecke von 60,6 Kilometer endete für mich das Rennen mit dem 8. Gesamtrang und den 2. Rang in der Altersklasse.
Das Ergebnis stellte mich in Anbetracht der Umstände zufrieden. Hüfte und Knie heilten nach relativ kurzer Zeit und die lästigen Rückenprobleme verschwanden beim Sturz auf wundersame Weise. Das Schicksal spielt manchmal seltsame Spiele. 

 

Christian Stolovitz  2018

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23. April 2018 1 23 /04 /April /2018 07:27
La Reunion - Traillauf-Paradies im Indischen Ozean
Einige Inseln im Indischen Ozean gehören zu Frankreich. Eine davon ist La Reunion. Wir reisen beinahe 10.000 Km und befinden uns also immer noch in der Europäischen Union.
La Reunion ist eine Tropeninsel von einzigartiger Schönheit. An der Westküste erstrecken sich weite Sandstrände, davor wundervolles Tauchgebiet, im Inneren der Insel ragen Berggipfel bis zu 3000 Meter in den Himmel - eingebettet in tropischem Regenwald und im Südosten bereichert einer der aktivsten Vulkane unseres Planeten die Vielfalt Reunions.
Traillauf ist auf La Reunion Volkssport. Nirgendwo auf der Welt habe ich bis dato so viele Menschen mit Rucksack durch die Gegend laufen gesehen wie hier. Wir treffen solche tatsächlich überall. In der heißen Küstenregion, unter sengender Sonne, auf endlosen Anstiegen, zwischen Bananen, Ananas und Zuckerrohrfeldern, im tropischen Regenwald, bei Regenschauer und Gewitter, in der Bergregion - reißende Bäche auf glitschigen Felsen überquerend, bis zu den Gipfeln in schwindelnden Höhen. Ja, keine Frage, das ist definitiv auch das Meine. Genau deshalb bin ich hier.

 

Cirque de Salazie

Vulkan Fournaise

Tauchausfahrt  -  St. Leu

Saint-Gilles-les-Bains

Viele unvergessliche Kilometer haben wir auf dieser wunderbaren Insel erlaufen und erwandert, Abenteuerliches erlebt, Schönes gesehen. Aber leider sind die Folgen davon, wie rücksichtslos und zerstörerisch der Mensch auf die Umwelt einwirkt, nun auch hier unübersehbar. Bei einigen Tauchgängen am, der Insel vorgelagerten, Korallenriff mussten wir leider feststellen, dass Korallenbleiche (Korallensterben durch die globale Erwärmung) um sich greift. Zu allem Überfluss wird soeben auch noch die teuerste französische Autobahn (Voranschlag 138 Mio. Euro pro Kilometer) auf kirchturmhohen Pfeilern, parallel zur Küste ins Meer gebaut - anstatt der Errichtung einer kostengünstigeren, umweltschonenderen Variante an Land den Vorrang zu geben. Um einen Bruchteil dieser verschwenderischen Investition könnte man ein flächendeckendes, öffentliches Linienbusverkehrsnetz schaffen, welches schon den Individual-straßenverkehr verringern und dieses Autobahn-Mammutprojekt noch überflüssiger machen würde, als es ohnehin schon ist. Aber solange der schnöde Mammon bei politischen Entscheidungsträgern über allem steht, gibt es wenig Hoffnung für die letzten Naturoasen unserer Erde.  

 

Text und Bilder von Christian Stolovitz  - 2018

 

 

 

Burgenland Extrem Tour  2018

Rund um den Neusiedler See

 

120 Kilometer - Laufzeit: 12 Stunden 43 Minuten

 

"Geh auf das Leben zu, mit all dem Mut, den du aufbringen kannst, mit all dem Glauben, dessen du fähig bist. Sei treu, sei tapfer, sei standhaft."  (Stephen King)
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15. Mai 2017 1 15 /05 /Mai /2017 06:54
Race across Germany

Deutschlandlauf 2017 - Die Strecke

 "Nur wo man zu Fuß war, war man wirklich."

GESCHAFFT!!!

 

1320Km - 19 Tage - Laufzeit 181 Stunden 12'

 

Anlauf
Zwei Jahre sind nun vergangen seit Ignatios mit der Frage an mich herangetreten ist ob ich mich für den Deutschlandlauf begeistern könnte. Ignatios Konstantin lebt in der Schweiz, hat griechische Wurzeln und ist ebenso wie ich ein begeisterter Ultralangstreckenläufer. Wir kennen uns von den Abenteuerläufen "Marathon des Sables" (Marokko) sowie vom "Yukon Arctic Ultra" (Kanada). Tiefgehende Erlebnisse die uns bis zum heutigen Tag verbinden.
Unverzüglich ging es ans recherchieren, eine Besprechung mit meiner Frau folgte und schon war ich angemeldet. Training und Vorfreude erfüllten meine Zeit vor dieser langen Fußreise. Aber auch Rück- und Schicksalsschläge wurden zu meinen Begleitern auf dem langen Weg zum "Race across Germany". Mein treuer Freund und langjähriger Weggefährte Franz starb nach kurzer schwerer Krankheit. Er hatte mir seine Hilfe als Betreuer für den gesamten Zeitraum des Deutschlandlaufes zugesagt. Ein schmerzlicher Verlust, vor allem auf der menschlichen Seite. Der lebensfrohe Franz fehlte mir mehr als Freund wie als Helfer.
Weiters erschwerten hartnäckige Rückenschmerzen eine schnelle Fortbewegung und zuletzt hätte mich beinahe ein schwerer Sturz (3 Wochen vor dem Start) aus dem Deutschlandlauf geworfen, noch bevor er begonnen hatte. Aber irgendwie war das Schicksal dann doch auf meiner Seite, ließ mich noch rechtzeitig genesen, und so stieg ich dann doch recht zuversichtlich ins Flugzeug nach Westerland. Entspannt und voll Vorfreude flogen Heidi, meine Klassenkameradin in der Schule des Lebens, unsere Freundin Elisabeth und ich 8 Tage vor dem Start des Race across Germany einer Woche Urlaub auf Sylt entgegen.
Sylt - Wenningstett
Race across Germany

Mit den ersten Sonnenstrahlen laufe ich dem Tag entgegen. Zahlreiche frei lebende Kaninchen naschen im saftigen Gras. Ohne Scheu, sie sind an Menschen gewöhnt, würdigen mich nur beiläufiger Blicke. Heckenrose Geissblatt und Wiesenblumen die in den Breiten meiner Heimat um diese Jahreszeit längst verblüht sind bilden einen wilden Garten entlang des Wenningstetter Kliffs. Auf der etwa 30 Meter hohen Anhöhe schweift mein Blick über den mehrere Kilometer langen Sandstrand, bis nach Westerland. Am westlichen Horizont ragen die Türme des Windparks Butendieck in den Himmel. Ein Austernfischer macht sich mit einem kräftigen Pfiff bemerkbar. Mit seinem eleganten Federkleid und dem leuchtend roten Schnabel gehört er zu den auffälligsten Vogelarten der Insel. Tief sauge ich die saubere erfrischende Luft in mich hinein. So beginnt der Tag genau nach meinem Geschmack.

Später erkunden Heidi, Elisabeth und ich auf Leihfahrrädern den Norden der Insel. Vorbei an den bis zu 35 Meter höhen Wanderdünen der "Sylter Sahara" radeln wir durch das Listland bis zum Naturschutzgebiet Ellenbogen. Kaffee-Pause im urigen Hippie-Imbiss Bam-Bus, und weiter geht es in das pulsierende Zentrum der Gemeinde List, dem Hafen.
Am Tag danach umwandern wir das Süd-Kap der Insel entlang des kilometerlangen beschaulichen Sandstrandes. Hier spielen die Badegäste nicht Handtuch-Tetris wie an vielen Mittelmeerstränden, nein, hier sitzt man im gemütlichen windgeschützten Strandkorb.
Aus niedrig hängenden Wolkenfetzen blinzelt die Sonne während wir in den Abendstunden die Uwe-Düne besteigen. Es ist mit 50 Meter Höhe die höchste Erhebung der Insel, mit faszinierender Weitsicht nach allen Seiten. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages tauchen das steil abfallende rote Kliff und das Meer in warmes Licht. Herrlich.
Die Natur auf Sylt hinterlässt unvergessliche Eindrücke. Nicht zuletzt dadurch wurden schon im vorigen Jahrhundert prominente Besucher gelockt, wie die Literaten Stefan Zweig, Hermann Hesse und Thomas Mann. In den sechziger Jahren als Gunter Sachs mit seiner damaligen Gattin Brigitte Bardot an Sylt gefallen fand, wandelte sich die Insel zur Jet-Set Oase. Dementsprechend wurden die Grundstückspreise im Laufe der Zeit angepasst. Heute wandern wir durch gepflegte Straßen mit aufwendig restaurierten Reetdachhäuser. Die Lebenserhaltungskosten sind hoch. Wir lassen es uns trotzdem an nichts fehlen und genießen Tag um Tag bis zur Abreise. 
Husum
Mit einer merkwürdigen Mischung aus sprühender Vorfreude und großem Respekt steige ich in Husum aus dem Zug. Heidi und Elisabeth sitzen bereits im Flugzeug in Richtung Heimat. Husums TSV-Sporthalle ist der Ort des Zusammentreffens der Deutschlandläufer aus 6 Nationen und des Organistionsteams.
Ausgabe der Startnummern, Briefing, Abendessen, 21:30 Uhr Nachtruhe. Auf einer relativ harten Turnmatte liege ich in meinen Schlafsack gehüllt am Boden der Sporthalle, mit montierten Ohrstöpseln und angebrachter Augenbinde. Um mich herum zig Läufer und Betreuer. Flüchtlingslagerromantik. Mal piept ein Handy, mal muß jemand aufs WC, an Schlaf ist nicht zu denken. Nach gefühlt endlos langer Zeit gelingt es mir dann doch einzunicken. Doch die Rast währt von kurzer Dauer. Das gewaltige Sägen eines Schnarchers durchdringt den Schallschutz in meinen Ohren. Nun ist der Kollege zu beneiden, welcher abends seine Hörgeräte ausschaltete. Im Dämmerzustand wälze ich mich im Schlafsack durch die Nacht. Um 4:30 Uhr ist es damit entgültig vorbei. Tagwache. Los geht es mit den Vorbereitungen für die erste Lauf-Etappe.
Vor den beiden Toiletten herrscht ebenso Stau wie beim Frühstücksbuffet. Also beginne ich mit dem Eincremen der Füße verklebe die Brustwarzen und streife die Laufbekleidung über. An das Lagerleben muss man sich erst gewöhnen, Flexibilität ist angesagt. Wenig später, nach dem Verrichten der morgendlichen Bedürfnisse, reisen wir endlich per Bahn und Bus zum lange ersehnten Start des Deutschlandlaufes nach Sylt.

 

Deutschlandlauf 2017

 

1.Etappe   Sylt - Enge-Sande  61,7Km 

 

Sonntag 16.Juli

 

Der Startort auf der äußersten Landzunge im Naturschutzgebiet Ellenbogen, oberhalb der nördlichsten Gemeinde (List) könnte abgelegener nicht sein. Nun ja, schließlich geht es doch darum tatsächlich das ganze Land, vom nördlichsten bis zu südlichsten Punkt zu durchlaufen und das eben deutscher Gründlichgkeit entsprechend.
Eine kurze Ansprache des Organisators Oliver Witzke, Fotoshooting, Filmdreh fürs TV
und los geht unsere 1320 Km lange Laufreise in Richtung Süden zur Zugspitze. 60 Sololäufer und 2 Teams aus 6 Nationen traben den Strand entlang über die Ufer-Düne hinauf zur Straße. Unter uns der älteste Teilnehmer, Peter Bartel (75), in gesonderter Wertung auf einem Tretroller. Die Nordsee zeigt sich wenig gastfreundlich, starker Wind treibt den Regen horizontal und die Lufttemperatur lässt den Sommer gedanklich in weite Ferne rücken. Egal, guter Dinge laufe ich ein gemäßigtes Tempo, achte darauf in der Euphorie (endlich das zu tun worauf ich schon so lange gewartet habe) nicht zu schnell zu werden.
Nach dem mir schon wohlbekannten Hauptradweg weist uns ein rosa Kreidepfeil nach Kampen. Pfeile wie dieser, mit rosa Sprühkreide auf den Asphalt gebracht und reflektierende Aufkleber auf Wegweiser und Laternenmasten werden uns durch Deutschland führen. Zurück nach Kampen. Auf der Ortstafel des Nobelortes prangt das Wappen der Partnergemeinde Lech am Arlberg, reich und reich gesellt sich eben gern. Schön ist es hier, und trotzdem würde es mich nicht reizen dauerhaft zu bleiben. Kurze Sommer, rauhes Klima, nichts für einen sonnenverwöhnten Mitteleuropäer. Bewundernswert wie es dennoch gelungen ist die Zahlungskräftigen an die Insel zu binden wo der Atlantik selbst im Hochsommer nur mit Temperaturen aufwartet bei denen höchstens Eisbären das Schwimmen Spaß macht. Gerne geizt die Sonne am 54. Breitengrad mit ihren Reizen und Sommertage wie der heutige, welche eher an den Spätherbst erinnern sind keine Seltenheit.
Ein Stück danach, am Watt von Keitum gesellt sich Thorsten aus Ingolstadt an meine Seite. Gemeinsames Laufen, plaudern, Natur genießen- Sternstunden für Ultraläufer. Schneller als erwartet treffen wir an der Abzweigung zum Bahnhof Morsum ein. Hier vom westlichsten Ort Sylts soll uns die Bahn über den 1927 errichteten Hindenburgdamm zum Festland bringen, denn über den Damm zu laufen ist tabu. Wir freuen uns, glauben den ersten Teil der Tagesetappe in rekordverdächtiger Zeit heruntergespult zu haben. Aber die Realität steht nicht im Einklang mit unseren Vorstellungen. Und so bleibt uns nichts anderes übrig als zur Kenntnis zu nehmen, dass der nächste rosa Pfeil uns nicht zum Bahnhof leitet sondern weiter zum Hindenburgdamm in eine Sackgasse. Unsicher laufen wir auf einer langen Geraden dem Damm entgegen, da begegnet uns eine Radfahrerin. Es ist Corinna Mertens, sie gehört zum Betreuerteam, markiert täglich früh morgens abwechselnd mit Organisator Oliver unsere Laufstrecke. Nun weist sie alle ihr entgegen kommenden Läufer in die Sackgasse, wofür sie manch verwunderten Blick erntet. Was solls, man folgt den Anweisungen Corinnas.
Endlos lange zieht sich der schmucklose Feldweg dahin, bis zum letzten für das Fußvolk begehbaren Meter der Insel. Dort wartet Oliver, notiert die Startnummer jedes Ankömmlings und schickt diese wieder zurück zum Bahnhof. Unser Weg durch Deutschland wird der direkteste nicht sein, soviel ist nun klar. Durchnässt erreiche ich endlich den Bahnhof. Die Laufzeit wird gestoppt, nun heißt es auf den Zug zu warten.
Kalter Wind durchbläst das offene Wartehäuschen und alle, die sich darin befinden. Mich fröstelt, nein hier bleibe ich nicht. Schnell ist der Entschluss gefasst im nahen Cafe Unterschlupf zu suchen. Christian Maierhofer mitsamt seinem Kumpel Konrad Vogl, zwei sehr kommunikative Typen, schließen sich ohne Umschweife an. Bei wärmenden Tee und spaßiger Unterhaltung verbringen wir eine herzerfrischende Stunde, geben dem Wetter keine Chance unser Stimmungsbarometer zu drücken.
FESTLAND 
Der gemeinsame Start zum zweiten Teilstück der Etappe, am Bahnhof Klanxbüll verläuft unspektakulär. Heruntergezählt Stoppuhr gedrückt und schon schickt uns Wettkampfrichter Eberhard Richter, der sich für die Zeitnahme verantwortlich zeigt, mit seinen besten Wünschen auf den Weg.
Nach dem Ortsgebiet breitet sich weitläufige ebene Landschaft. Felder, Schafe, Ziegen, Kühe soweit das Auge reicht. In Nordfriesland bekommt das Wort Weite eine eigene Bedeutung. Schnurgerade Straßen ziehen sich endlos durch den fruchtbaren Küstensaum ins dermaßen flache Land, dass schon eine Stehleiter als Aussichtswarte dienen könnte.  Aus großer Entfernung sind Kirchtürme und Windräder bereits zu sehen. Dennoch zeigt sich die Strecke nach Enge-Sande reich an schönen Eindrücken, mit  welchen ich nach 6 Stunden und 13 Minuten Laufzeit unter dem Beifall einiger Einheimischer und unserer Betreuer zufrieden das Ziel der Tagesetappe erreiche.
"Alle die des Nachts träumen in den verstaubten Winkeln ihres Geistes, erwachen, und der Traum ist verweht.
Gefährlich aber sind die Tagträumer, denn sie führen ihre Träume aus."
(T.E. Lawrence  "Die sieben Säulen der Weisheit")

 

 

2. Etappe   Enge-Sande  - Jevenstedt  88Km

 

Der Tag begrüßt uns mit einem strahlenden Morgen. In glühenden Farben leuchtet die Sonne durch zarte Nebelschleier. Einige Pferde beäugen mich neugierig, während ich an ihren Koppeln vorbeilaufe, andere tollen ausgelassen umher. Seit einer Stunde sind wir schon unterwegs. Das Landschaftsbild beginnt sich zu verändern. Abseits der motorisierten Verkehrsadern schlängelt sich nun der Deutschlandlauf auf einem Radweg durch bewaldetes Gebiet. Herrlich.
 Bei der Verpflegungsstelle, wieder auf freiem Feld, nehme ich schnell einen kleinen Imbiss, befülle die Trinkflaschen und weiter geht es. Kurz danach schließt die Holländerin Wilma Dierx auf leisen Sohlen zu mir auf. Wilma spricht gut Deutsch, ist ein nettes Wesen und eine extrem starke Langstreckenläuferin. Läuferinnen wie sie heben durch ihre Willenskraft Geschlechtsunterschiede auf. Gemeinsam geht es zügig voran. An einer Mühle links abgebogen, danach zwischen Maisfelder und Straße am Güterweg zum nächsten Ort. Da kommen uns zwei Läufer aus der französischen Gruppe gestikulierend entgegen. "Wrong way", ruft der eine etwas genervt. Worte die mich wie ein Faustschlag treffen. Tatsächlich war seit längerem keine rosa Markierung mehr zu sehen. Wie lange? Zu lange, also zurück zur Abzweigung bei der Mühle. Mein Gott das sind doch mindestens zwei Kilometer geht es mir durch den Kopf. Mein Adrenalinspiegel steigt an. Nur nicht ärgern, das raubt wertvolle Kraft die ich noch dringend brauchen werde. Lächeln, gute Laune behalten. Psychohygiene ist bei extremen Unternehmungen wichtig. Geschieht aber nicht immer leicht, gerade jetzt eben nicht. Gleich muss ein kleiner Fluch aus mir heraus, worauf wieder Ruhe in mich einkehrt. Zurück mit einer 4-Kilometer-Draufgabe auf dem Streckenkonto entdecken wir, bei der Weggabelung vor der Mühle, was schiefgelaufen war. Nämlich die Bodenmarkierung. Der uns irrleitende rosa Pfeil, weist eindeutig eine Krümmung nach links auf (weshalb wir ja nach links....), sollte aber nur zum überqueren der Straße anregen, um danach den Pfeilen einige Meter weiter rechts zu folgen. Na super. Organisator Oliver gesteht uns später zwar den Fehler seinerseits ein (die Bodenmarkierung in diesem Fall nicht korrekt angebracht zu haben), was uns aber nicht wirklich nützt, denn mit unserem Mehraufwand an Zeit und Kraft müssen wir leben.
Es geht weiter, entlang der Straße, zu einem gut beschilderten Wanderweg. Kaum wage ich meinen Augen zu trauen als in meinem Blickfeld, auf einem der Schilder, das Symbol des Jakobsweges erscheint. Die Pilgermuschel in Gelb auf blauem Hintergrund. Mein Herz schlägt höher. Ja, es sind die kleinen Freuden die das Leben würzen. Erinnerungen erwachen. Mehr als 2600 Kilometer habe ich bereits auf dem Jakobsweg nach Santigo de Compostela (Spanien) zurückgelegt. Am Camino verbrachte ich die beste Zeit meines Lebens. Freiheit, weg vom Parkett der Eitelkeiten, der Leistungsgesellschaft entflohen. Alles was es zu tun gab war sich zu bewegen, das Leben zu spüren. Das Materielle auf den Inhalt des Rucksackes reduziert. Ballast abgeworfen. Wie wenig an Materiellem man braucht um tiefe Zufriedenheit zu erlangen war eine wertvolle Erfahrung.
Träumend, in Gedanken verloren, trabe ich der Stadt Rendsburg entgegen. Durch Rendsburg zieht sich der Nord-Ostsee-Kanal, der wie der Name schon sagt die Nordsee mit der Ostsee verbindet. Der Kanal ist etwa 100 Kilometer lang, mehr als 110 Jahre alt und die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Eine weitere Superlative gibt es in Rendsburg auf unserem Weg durch die Fußgeherunterführung des Nord-Ostsee-Kanals zu bewundern. Und zwar die längste Rolltreppe Europas, welche bis 20 Meter unter den Kanal reicht. 
 Dort, unter den Wassermassen, führt der Tunnel in den südlichen Teil der Stadt. Im Stadtgebiet sind für uns Läufer Ampelanlagen lästige Passagen. Meist leuchtet bei der Ankunft das rote Signal, drückt man dann den Passierknopf, so vergeht eine gefühlte Ewigkeit bis die Ampel umschaltet und den Weg freigibt. Kaum ist nach der ungewollten Pause der Laufrhythmus wieder gefunden, steht man auch schon vor der nächsten Ampel und das Spiel beginnt von Neuem. An einer überschaubaren Kreuzung überkommt mich Ungeduld. Kein Fahrzeug weit und breit, das Ampelsignal leuchtet rot. Es reicht, genug gewartet, los. Kaum einen Schritt getan, da vernehme ich hinter meinem Rücken eine Stimme - "Stopp". Überrascht blicke ich zurück, da steht Oliver - Organisator, Betreuer, Kontrollorgan des Laufes und.....wer weiß was sonst noch alles. Er scheint tatsächlich überall zu sein. Gibt es einen Klon? Sofort erinnert er mich an die Wettkampfregel bezüglich Einhaltung der Straßenverkehrsordnung. Ansonsten sei, natürlich zur eigenen Sicherheit, mit Konsequenzen (Zeitstrafe?) zu rechnen. Kleinlaut lausche ich der kurzen sachlichen Belehrung, komme aber als noch Unbescholtener mit einer Verwarnung davon. Andere Läufer berichten später davon, dass es ihnen ähnlich ergangen ist. Und so bin ich nicht der Einzige, der ab jetzt, vor allem bei Fußgeherübergängen (dort nun mit leicht paranoiden Anwandlungen) die Verkehrsregeln beachten wird. Ganz egal in welch ausgestorbener Ecke dies auch sein mag, denn "Big Brother is watching you". 
11 Stunden und 12 Minuten nach dem Start in Enge-Sande berühre ich das Zielbanner in Jevenstedt. Man empfängt mich herzlich und reicht mir wundervoll schmeckendes, alkoholfreies Weizenbier, der Tag ist gerettet.

 

"Auf deiner Reise zu deinen Träumen wirst du auf Wüsten wie auf Oasen stoßen. In beiden Fällen darfst du nicht aufhören." 

(Paulo Coelho)

 

3. Etappe   Jevenstedt - Hamburg  78Km 

 

4:30 Uhr. Sanfte Töne irgendeines Weckgerätes begleiten uns aus dem Schlafsack. Zwischen Reck und Barren  habe ich in dieser Nacht, im an den Turnsaal unserer Unterkunft angeschlossenen Geräteraum, etwas Ruhe gefunden. Ausreichend geschlafen  haben, den Gesichtern meiner Laufkollegen nach zu urteilen, die wenigsten. Trotzdem herrscht beim Frühstück gute Laune. Schließlich gibt es guten Grund dafür. Unsere Betreuer geben sich freundlich, hilfsbereit, umsichtig und wir die Protagonisten dieses außergewöhnlichen Haufens sind unter unseresgleichen. Egal welche unterschiede es im sozialen, familiären oder beruflichen Stand zwischeneinander gibt, eines verbindet - die Liebe zum Ultralangstreckenlauf. Gesellig sitzen wir gemeinsam bei Tisch. Veganer, Vegetarier, Fleischesser - ganz egal, die Einstellung des Anderen wird akzeptiert. Geselligkeit ist eine Schwester der Freundschaft.
Anschließend das Notwendigste an Körperpflege verrichtet, das Gepäck auf den Begleit-LKW verladen und auf geht es in den neuen Arbeitstag. Schnell finde ich mein Wohlfühltempo, habe mich demnach in den letzten beiden Tagen richtig eingelaufen. Die 1. Verpflegungs- station darf man, den Gegebenheiten der Strecke und den Witterungsbedingungen entsprechend, zwischen 10 und 15 Kilometer nach dem Start erwarten. Die Nummer 1 ist diese Labestelle nebenbei auch noch in Sachen Umweltschutz, dafür sorgt Sanna Almstadt. Sanna, selbst gut durchtrainiert, transportiert täglich mit dem Fahrrad sämtliche Getränke im Radanhänger zum Verpflegungspunkt. Ungefähr 10 Kilometer danach, beim 2. Verpflegungs- punkt erweitert sich das Angebot zur Stärkung um Kekse, Kuchen, Salzgebäck und dergleichen. Thomas Dornburg, der erfahrene Betreuer dieser Station wird puncto Ernährung in den folgenden Wochen für mich noch eine wichtige Rolle spielen, davon aber später. Mit Vorfreude geht es zum 3. Verpflegunspunkt. Hier erwarten uns die schon oftmals erprobten Betreuer Uschi, Herbert und Theo mit einer umfangreichen Auswahl an Köstlichkeiten. Ja und mit ihren Salzkartoffeln, mit denen kochen sich die drei regelrecht in unsere Herzen. Bei ihnen werfe ich gar meine Einstellung zum Vegetarierdasein vorübergehend über Bord, stopfe wahllos Wurstbrötchen, Kartoffeln, Süßigkeiten, bunt durcheinander in mich hinein. Ein Leistungsfuttern, bei dem manch Unbeteiligten vom bloßen Zusehen sich der Magen zum entleeren anschicken möchte. Was solls, wenn es der Körper braucht.....
Ansonsten zeigt sich die heutige Laufstrecke beinahe frei von Abwechslung. Umgebung und Route bezaubern mit dem Charme eines Laufbandjoggs. Kernstück der Monotonie, ein mehr als 20 Kilometer, sich in die Länge ziehender, gerader Radweg.
 Parallel daneben eine stark befahrene Verkehrsader des nördlichen Einzugsgebietes von Hamburg. Vom Aroma der motorisierten Fortbewegung angewidert flüchte ich in meine Gedankenwelt. Lasse die Beine laufen, schwelge in Erinnerungen, schmiede Zukunftspläne. Erst die Ortstafel von Quickborn reißt mich aus meinem geistigen Exil. Quickborn? Moment mal, das war doch die Heimatgemeinde von Mike Krüger. Mike war in den 70er Jahren neben Otto der Top-Blödelbarde im deutschsprachigen Raum. Die Texte seiner Ulk-Lieder vom 79er Motzbeutel kannte ich auswendig. Einiges davon blieb in meinem Gedankenspeicher bis ins Lesebrillenalter erhalten. Fröhlich vor mich hinträllernd erreiche ich nach 9 Stunden 3 Minuten das Ziel der Tagesetappe in Hamburg. Oliver Witzke begrüßt mich herzlich, gratuliert mir zur erbrachten Leistung. Guter Dinge berichte ich ihm, es schön zu finden nun endlich durch Quickborn gelaufen zu sein, wo ich diese Stadt doch schon seit meiner Jugendzeit aus Mike Krügers Liedertexten kenne. Nach einem gedankenverlorenen Blick formt sich Olivers Mine zu einem Grinsen. Sich in solch einer Situation für eine derartige Banalität begeistern zu können fasziniert und amüsiert ihn dermaßen, dass er später noch oft davon erzählen wird. Tja, lieber Oliver, wie schon erwähnt, die kleinen Freuden würzen das Leben. 

 

"Glück kommt aus der Sichtweise auf die Dinge"
(Motto des Tages
4. Etappe    Hamburg - Rotenburg (Wümme) 81 Km
Unser heutiger Lauftag beginnt im Norden von Hamburg. Also liegt die Hansestadt vor uns. Sightseeing. Gleich zu Beginn der Tagestour löst sich eine Gruppe Läufer vom Rest des Teilnehmerfeldes und zieht vorne davon. Ich mit dabei. Unser Lauftempo ist für die schlechte Beschaffenheit der Hamburger Gehsteige zu hoch, die Angst vor einem neuerlichen Sturz mit Folgen sitzt mir im Nacken. Fliesenartige Betonplatten bilden, vermutlich durch Frost aber auch durch Baumwurzeln angehoben, holprige Wege. Zum Glück verbessert sich der Untergrund auf der Reeperbahn. Denn hier, auf der sündigsten Meile der Welt, richtet sich die Aufmerksamkeit woandershin als zu Boden.
 
 Die "geile Meile" ist die zentrale Straße des Vergnügungsviertels St.Pauli. Bars, Nachtclubs, Discotheken - ein bunter Schuppen reiht sich an den anderen. Verwahrloste Jugendliche schlafen in Decken gehüllt, zusammengekauert am Gehsteig. Schnellen Schrittes nähern wir uns einem Gebäude mit grüner Kuppel bei den Landungsbrücken an der Hafenstraße, zum Eingang des St. Pauli Elbtunnels.
Der alte Elbtunnel wurde 1911 fertiggestellt und war damit die erste Flußunterquerung des europäischen Kontinents. Staunend nehme ich die steile Treppe bis 24 Meter unter die Nordelbe, trabe durch die beeindruckende Tunnelröhre, fühle mich durch die Bauweise längst vergangener Tage wie im Zeitsprung. Nach 426,5 Meter untertags geht es auf der Elbinsel wieder ans Tageslicht. Denn Damm des Fährkanals entlang, über Brücken, Schleusen, durchs Industriegebiet hinaus in die Vorstadt. Hier ist man, den uns entgegengebrachten Sympathiebekundungen nach zu schließen, über unseren Deutschlandlauf durch die Medien informiert. Anfeuerungsrufe, hochgestreckte Daumen und Hupsignale sorgen für Kurzweile. Werde ich im Vorbeilaufen von nicht eingeweihten Passanten nach meinem Ziel befragt, so beantworte ich dies kurz und freundlich mit "Zugspitze". Eine nicht für jedermann glaubhafte Information, wo die höchste Erhebung des Landes doch noch in weiter Ferne liegt. Aber das Tagesziel als Ziel zu sehen kommt mir heute, wo es so richtig gut läuft gar nicht in den Sinn. Zügig geht es hinaus entlang der Heide nach Hamburgs Vorstadt. Stunden vergehen.
Mancher Lauftag will einfach nicht enden, andere, wie der Heutige verfliegen. Alles geschieht mit Leichtigkeit, alles geschieht etwas schneller. Von selbst einfach so. Ohne auf Puls oder Pace zu achten, ohne Daten irgendeines Messgerätes zu berücksichtigen, einzig bedacht im Wohlfühlbereich zu bleiben, laufe ich dahin. Bis zum Etappenende in Rotenburg.
Gehobener Stimmung steuere ich nach dem Zieleinlauf ohne Umwege Thomas Dornburgs Wohnwagengespann entgegen.
  Thomas erweist sich als ideale Besetzung für den 2. Verpflegungspunkt, und ist außerdem mit seiner Mini-Feldküche im Ziel die Anlauf-stelle für Kalorienbedürftige wie mich. Quasi der Erstversorger. Bei einer ordentlichen Portion Rührei mit Kartoffeln lässt es sich angenehm verweilen bei diesem ausge-glichenen Menschen. Während ich die Atmosphäre genieße treffen nach und nach Läufer ein. Bald sitzt eine erschöpfte aber gut gelaunte Gruppe beisammen und es kommt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl auf bei einem Wettkampf zu sein. Zusammenhalt und Respekt voreinander sind Ultraläufern nichts Fremdes, wahrscheinlich sind wir auch deshalb in dieser Sportart beheimatet. 

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"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." 
(Oscar Wilde)
5.Etappe   Rotenburg (Wümme) - Sulingen  70,7 Km 
Eine schlaflose Nacht im Liegen kann lange dauern. Leider halten die Ohrstöpsel dem Geräuschpegel meines Umfeldes nicht stand. Außerdem habe ich tagsüber Cola konsumiert, obwohl dieses - seit dem Ende meines Lebensabschnittes, in dem höher als auf einen Barhocker zu steigen noch kein Thema war und der Zapfhahn als Lieblingstier herhalten musste - für mich ein Tabugetränk ist. Und wenn man dieses Gebräu nicht gewohnt ist, kann es zum Schlafräuber werden. So eben jetzt. Am Morgen krieche ich mit der Schwere eines Gefolterten aus meinem Konkon. Katzenwäsche und Frühstück wecken die Lebensgeister, während das Tagesziel vor Augen den Motivationszug nicht entgleisen lässt.
7:00 Uhr - Im Pulk der zweiten, schnelleren Gruppe, starte ich nach Wettkampfrichter Eberhards Signal los. Das etwas langsamere Hauptfeld ist schon seit 6:00 Uhr unterwegs. Vollzählig ist unsere Truppe leider nicht mehr. Verletzungen, teils aus Überlastung, zwangen schon einige das Rennen vorzeitig zu beenden.
Dank des nächtlichen Regens hängen feine Nebelschwaden in der Landschaft. Einmal mehr versteckt sich die Sonne hinter einer Wolkendecke, aus der es bald zu nieseln und schlussendlich zu regnen beginnt. Nach etwa 16 Kilometer überhole ich die Läufer am Ende der 1. Startgruppe. Freundlichkeiten werden ausgetauscht. Ein wenig Kommunikation zur Abwechslung (auf einem wieder einmal endlos langen, geraden Begleitweg, neben einer typisch norddeutschen Freilandstraße) tut gut und stärkt das Fundament des Durchhaltevermögens. Danach an der Weser zeigt sich die Gegend überraschend einladend.   
Neben der Straße gedeiht ein prächtiger Blumengarten und am Horizont erscheint die Silhouette der geschichtsträchtigen Stadt Verden, wie ins Land gemalt. Ein Stück weiter holt eine historische Windmühle die Vergangenheit in die Gegenwart. Weniger ästhetisch ragen die Windräder des einige Kilometer südlicher gelegenen Windparks ins Gewölk. Schönheit sollte bei letzterem aber eine untergeordnete Rolle spielen, wo Windräder als Stromerzeuger doch die vernünftigere Alternative zur Atomkraft darstellen. In Gedanken versunken trabe ich zwischen Raps und Haferfelder dahin. Wie ähnlich dieses Gebiet der Windparkregion meiner Heimat am Neusiedler See ist, sogar die Windräder stammen vom selben Hersteller. Ein Heimspiel würde ich meinen, wäre ich hier ausgesetzt worden ohne über meinen Aufenthaltsort bescheid zu wissen. 
Der heutige Tag entwickelt sich zum Stichtag, mal sticht es hier, mal sticht es da. Erst in einem Zehengelenk, dann in der linken Leistengegend, anschließend mach sich das rechte Hüftgelenk bemerkbar. Mit nach links geneigtem Oberkörper laufe ich dahin, bemerke nicht dass die Eleganz meiner Haltung zu wünschen übrig lässt. Erst nachdem mich ein Betreuer auf meine seltsame Ausrichtung anspricht wird mir mein fragwürdiges Erscheinungsbild bewusst. Bemühungen aufrecht zu laufen enden nach kurzem abermals mit leichter Schräglage des Oberkörpers. Egal, kein Grund zu bremsen, denke ich und ziehe nach 8 Stunden Laufzeit ohne Eleganz aber ungebremst durch das Ziel.
"Das Leben besteht in der Bewegung."  
(Aristoteles) 
6.Etappe   Sulingen - Osnabrück   78,2 Km
Ein wunderbarer Morgen. In der vergangenen Nacht war es mir vergönnt zu regenerieren. Schlaf als Selbstheilungsmittel.
Neuer Tag, neues Glück. So wie ich es mag, führt die heutige Strecke schon kurz nach dem Start ins Grüne. Bäume, Sträucher, Wiesen - lösen sich aus dem Morgendunst.  Am Ufer eines kleinen Teiches lauern Fischer bewegungslos hinter ihren Angeln. Einige Gedanken später ruht ein etwas größeres Gewässer, still, von saftigem Bewuchs umrahmt. Eine Augenweide.
Danach erstreckt sich unser Weg, kerzengerade wie eine Blaupause mancher Strecken-abschnitte der vergangenen Tage, in die Länge. Abermals entleeren sich Regenwolken, die treuen Begleiter dieses Deutschlandlaufes, über unseren Köpfen. Im an den Radweg grenzenden Wäldchen wachsen Pilze zwischen bemoosten Bäumen. Kein Wunder bei diesem Wetter.
Ansonsten läuft es heute relativ gut. Na ja, man ist über 50 und knackig, mal knackt es hier mal knackt es da. Aber schließlich sind wir seit Sylt ja schon 400 Kilometer gelaufen und davon quälen jüngere unter uns schon wesentlich größere körperliche Probleme. Da darf sich unsereiner im Spätsommer des Lebens nun wirklich nicht beklagen, solange es noch irgendwie voran geht.
Zaghaft schließt sich die Himmelsschleuse, es klart auf. Hat sich der April in den Sommer verirrt? 
Ein Raubvogel kreist elegant über weite Felder. Dahinter schmiegt sich eine gepflegte Mühle malerisch ins Landschaftsbild.
Bei der Verpflegungsstelle warten Brötchen und freundlich Worte. Außerdem bestand die Möglichkeit Drop-Bags mit Wechselkleidung hier deponieren zu lassen. Eine gut Einrichtung welche auch genützt wurde. Mühsam schält sich einer aus seiner Laufhose, während ich mich mit den Manieren eines Raubtieres der Nahrungsaufnahme widme. Zeit mich umzukleiden nehme ich mir nicht. Wofür auch, die Wechselkleidung ist nach der gestrigen Waschprozedur noch immer feucht und stinkt mittlerweile in der Intensität eines nassen Ziegenbockes. Keine Frage, man muss bei diesem Unternehmen das Bedürfnis nach Komfort auf ein Minimum reduzieren. Waschmaschinen und Trockner stehen in unseren Nachtlagern leider nicht zur Verfügung und so waschen wir, mit eher dürftiger Effizienz, unsere Kleidung unter der Dusche oder im Waschbecken. Die kurze Zeit, bis zum frühen Morgen, reicht bei der hohen Luftfeuchtigkeit jedoch selbst für atmungsaktive Sportbekleidung nicht aus um zu trocknen. Also werden die Sachen feucht in die Taschen gepackt, worin sich schön langsam erfolgreich aber wenig wünschenswert eine kleine Pilzzucht entwickelt. Und so umgibt uns mit jedem Tag mehr die Duftnote umherstreifender Vagabunden. 
Wie auch immer, mich heute umzukleiden wäre sowieso nicht sinnvoller gewesen als Wasser in die Donau zu schütten. Denn nach dem zuletzt monotonen Asphaltweg weist uns ein rosa Pfeil in matschiges Gelände. Im Laufschritt durch knöcheltiefe Pfützen spritzt der Schlamm bis zu den Ohren. Juchhu, beschwingt im Banne des Bewegungsrausches geht es mit einem Grinsen im Gesicht dahin. 
"Ihr seid die weißen Kenianer", ruft uns eine überaus reizende weibliche Person am Stadtrand Osnabrücks zu, und mein Grinsen wird noch breiter. Am Endpunkt der Tagestour, 8 Stunden 30' nach dem Start rangiere ich auf Platz 5 und der Grinser im Gesicht bleibt mir bis in den Schlafsack erhalten.
"Wie man sich bettet so liegt man."
  (Erkenntnis der Nacht, am Boden unseres Nachtlagers, im Sand der Tennishalle von Osnabrück)     
7. Etappe   Osnabrück - Werne   90,1 Km

 

6:00 Uhr. Wir sind nur noch zu sechst in der Startgruppe der schnelleren Läufer, alle anderen begannen die Tagestour bereits vor einer Stunde. Die Startzeit ist täglich abhängig von der Streckenlänge sowie von den Witterungsverhältnissen und wird abends beim Briefing vom Organisator bekannt gegeben. Ebenso flexibel wie die Startzeit ist die Gruppenzugehörigkeit jedes Einzelnen. Maßgeblich dafür, wer in der schnelleren oder der langsameren Gruppe startet, ist immer die Durchschnittsgeschwindigkeit des jeweiligen Läufers vom Vortag. Also starten die deren durchschnittliche Kilometerlaufzeit weniger als 7 Minuten betrug in der schnelleren und jene welche darüber lagen in der langsameren Gruppe. Letztere ziehen - wie schon erwähnt - um eine Stunde früher los, um nicht das Läuferfeld schon vorzeitig in die Länge zu ziehen und damit die Logistik der Verpflegungsstellen zur schwer lösbaren Aufgabe zu machen. 
Flott geht es unter einer dunklen Wolkendecke, welche sich schon bald zu einem düsteren Wolkengebirge wandelt, dahin. Der Himmel beweint einmal mehr die Erde. Jens ein baumlanger Kerl mit ungezähmten Gesichtsbusch, legt ein ordentliches Tempo vor. Es war ihm schon vor dem Frühstück anzusehen dass sich Unruhe in seiner Haut breit machte. Wie ein wildes Tier in einem zu kleinen Käfig lief er im Schlafsaal umher. Irgendetwas ließ ihm keine Ruhe. Als ich zwischendurch einige Worte mit Jens wechselte (während Adrenalin beinahe schon aus seinen Ohren sickerte), war aber schnell klar, dass er - ohne es kundtun zu wollen - den Etappensieg anvisiert. Es sei ihm vergönnt.....
Die weite Ebene Norddeutschlands liegt endlich hinter uns, es wird hügelig. Auf einem Bauernhof, neben der Landstraße beleben Hühner, Schafe und Pferde die ländliche Gegend. Die Wolken sind weitergezogen, der Himmel gehört nun der Sonne. Maisfelder und Weiden grenzen an kleine Waldstücke. 
Zwischen prächtigen Bäumen zieht sich eine Straße, sanft ansteigend, hoch bis zur Verpflegungsstelle. Schnell sind die Flaschen befüllt, Schokoriegel in die Kängurutasche gepackt und ab ins Gelände. Gemeinsam mit Harry Lange geht es übermütig, auf matschigem Waldweg voran. Harry besinnt sich, durch meine Anwesenheit, seiner österreichischen Wurzeln und besingt die Folgen der Witterungsumstände. "Hupf in Gatsch und schlog a Wön", tönt es im Wiener Dialekt mit leicht deutschem Akzent durch den Wald. Amüsant gestaltet sich die morastige Spritztour neben dem ein wenig ausgeflippten Typen. Einer seiner deutschen Landsleute wird ihn später als "liebenswerte Knalltüte" bezeichnen. Doch Harry ist auch ein sehr starker Läufer. Er steckt in einem muskulös geformten Körper, hat aber mit einem Handicap zu kämpfen, nämlich mit seinem sehr stark eingeschränkten Sehvermögen. Er selbst bezeichnet sich als beinahe blind. Um den richtigen Weg zu finden begleitet ihn seine Freundin mit dem Fahrrad und manchmal orientiert er sich an denen welche unmittelbar vor oder neben ihm laufen. Das funktioniert bestens und erfüllt ihn. Gut so.
Einfach ist die Suche nach dem richtigen Weg aber auch für jene nicht immer, deren Sehvermögen nicht eingeschränkt ist. Denn der Regen hat übel mitgespielt. Rosa Sprühkreidepfeile, welche am frühen Morgen vom Organisator sorgfältig angebracht wurden, sind schon wenige Stunden später verwaschen und teils nur noch schemenhaft erkennbar. Im Vorfeld der Veranstaltung wurden zwar GPS-Daten zur Verfügung gestellt, die Verwendung eines GPS-Gerätes aber nicht zwingend vorgeschrieben. Also ist nun der Großteil der Teilnehmer - inklusive mir - ohne Navigationsgerät unterwegs und somit auf den eigenen Orientierungssinn angewiesen.
Abgesehen von einem kleinen Umweg zwischendurch läuft es für mich, bis zum Stadtrand von Werne, auch ohne technische Hilfsmittel ganz gut. Dort jedoch verpasse ich die Markierung zum Zieleinlauf und verlängere  die Etappe mit einer unfreiwilligen Stadtbesichtigung. Im urbanen Labyrinth begegnen mir überraschend einige Deutschlandläufer denen es nicht anders ergangen ist als mir. Später, im Ziel finde ich mich nach 10 Stunden und 29 Minuten auf Rang 6.
Ja und Jens, der glänzt tatsächlich mit dem Tagessieg. Chapeau. 

 

"Speed is sex, distance is love"
(Long distance-runner's wishdom)

 

8.Etappe    Werne - Solingen    83,2 Km
Getratsche wabert durch die Luft und mischt sich mit dem strengen Geruch unserer Ausdünstungen. Schlaftrunken sitze ich zwischen Turngeräten auf meiner Schlaf-matte. Einige meiner Laufkollegen schleppen sich wie Zombies durch Wernes Sportsaal der heute Nacht unser Schlafsaal war. Einige mussten nach dem gestrigen Tag die Segel streichen. Mir selbst geht es den Umständen entsprechend gut, obwohl sich das Schlafdefizit summiert, die Erholungs-zeiten nicht ausreichend sind und das Ganze zunehmend an der Substanz zehrt.
Das Morgenprogramm, vor dem Start zur Tagesetappe, verläuft mittlerweile routinemäßig. Katzenwäsche, Vaseline an Scheuerstellen auftragen, Frühstücksbrei aus dem Zahnputzbecher löffeln......und auf geht´s.
Wieder fällt Wasser aus dem Himmel. Ja, dieser Juli ist auch ein April. Morast schmatzt bei jedem Schritt, auf dem Grenzpfad eines Kraftwerks zum Datteln-Hamm Kanal. Der Kanal ist eine Bundeswasserstraße und dient mehreren Kraftwerken für Kühlprozesse und Kohle-transporte. Trotz der gewerblichen Nutzung ist es gelungen eine gewisse landschaftliche Idylle zu erhalten. Nahtlos grünt es bis zu den Außenbezirken Dortmunds, und noch weiter. Mit vielen Naturflächen und Parks präsentiert sich Dortmund, bis zum Zentrum, als grüne Großstadt. In den äußeren Stadtvierteln blieben zahlreiche Altbauten erhalten. Das historische Stadtzentrum wurde 1945, gegen Ende des 2. Weltkrieges beinahe gänzlich zerstört. Es war die schwerste Luftoffensive gegen eine Stadt in Europa. Heute ist Dortmund mit etwa 600.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Ruhrgebietes und hat sich zum Wirtschafts und Handelszentrum gemausert. Großstädte sind eigentlich nicht das Meine, aber hier in Dortmund gefällt es mir. Gut so. Ablenkung hilft den zunehmenden Schmerz in meiner Leistengegend zu ignorieren. Noch.......
Je weiter wir in den Süden Deutschlands vordringen desto abwechslungsreicher gestaltet sich die Topografie. Welliges Gelände, kurze Anstiege, Andeutungen auf das, was uns im Allgäu erwartet - ein sanftes "warm-up" für die finale Etappe auf die Zugspitze.
Wuppertals stillgelegte Bahntrasse wurde zum sehenswerten Rad- und Wanderweg umgewandelt. Sogar ein alter Tunnel ist für uns im Laufschritt passierbar.
Danach, vor einer restaurierten, zur Raststätte für Wanderer und Radfahrer umgewidmeten Haltestelle, winken mir einige unserer Betreuer schon von weitem zu. Freude. Kurzer Smalltalk (bei Sonnenschein!!!), Nahrungsspeicher befüllt und vorwärts ins Stadtleben Wuppertals. Die historische "Schwebebahn", das Wahrzeichen der Stadt, reiht sich als weitere Perle an unsere Kette von Sehenswürdigkeiten. Diese Einschienenhängebahn ist aufgrund der Bauart einzigartig, knattert seit über 100 Jahren durch Wuppertal und hat bereits 1,5 Milliarden Menschen transportiert. Beeindruckend.
Der Nachmittag und ich ziehen uns ein wenig schleppend dahin. Mein Leistenschmerz wächst, der Kopf ist gefordert den (mit Streik drohenden) Körper unter Kontrolle zu behalten. Die Monotonie der Laufbewegung und das Panorama tragen dazu bei die Pein im Bereich des Erträglichen zu halten. Auf einer Anhöhe zeichnen sich die Konturen der Stadt Remscheid erhaben gegen den Himmel ab. Nur noch wenige Kilometer trennen mich vom ersehnten Tagesziel in Solingen, als unerwartet ein Wolkenbruch loslegt. Es schüttet aus allen Kübeln. Abermals beschert uns der Himmel eine ausgiebige Wäsche. Wovon natürlich auch die rosa Sprühkreidepfeile betroffen sind, welche uns den Weg weisen sollen, nun aber nur noch mit viel Fantasie erahnbar werden.
Doch der Himmel schickt nicht nur Regen, er schickt mir auch noch den netten Laufkollegen Ralf Ruppert, mitsamt GPS-Gerät. Hoffnung...... Leider schlägt das Schicksal gerne Haken und es stellt sich heraus, dass Ralfs GPS-Gerät den Track verlor und somit keine Route anzeigt. Gemeinsam ziehen wir rat- und orientierungslos durch Solingens Wald.
 Endlich schimmer die Wohnmobile unseres Trosses durch das Grün des Waldes. Welch erfreulicher Anblick. Plötzlich, das Ziel vor Augen, ist auch der Track wieder auf Ralfs GPS sichtbar. Oh ja, gerne würde ich dieses Gerät zwischen zwei Steinen justieren, das aber bleibt zum Glück Ralf überlassen.
Zieleinlauf nach 11 Stunden und 3 Minuten auf Rang 9. 
9.Etappe   Solingen - Bornheim-Hersel  60,1Km

 

"Alle Glieder sind steif, bis auf eines"
(Bemerkung eines Läufers, kurz nach der Nachtruhe)
Was für ein eigenartiges Gefühl nach beinahe 4 Jahrzehnten wieder in einer Schülerherberge aufzuwachen. Als wäre ich durch ein Zeitfenster gelaufen. Vieles in diesem alten Gemäuer blieb erhalten wie es zu meiner Schulzeit war, intakt, irgendwie heimelig. Mit warmen Erinnerungen behaftet. Viel Zeit ist verstrichen, Vergangenes im Gedankenspeicher geschönt, Erwartungen hoch. Groß war die Vorfreude darauf endlich wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, nun bin ich froh darüber hier wegzukommen. Beengend ist es hier, viele Menschen auf wenig Raum. Stau vor dem Start, im Bereich des Ausganges, dann endlich raus in den Regen.
Vom nahen Burgtor Solingens setzen wir unseren Weg durch das Bergische Land fort. Die Route führt ohne Umwege in das von andauernden Niederschlägen triefende Waldgebiet. Dunstschleier hängen mystisch in Bäumen. Steine, Wurzeln, Unebenheiten gestalten einen anspruchsvollen abenteuerlichen Trail. Nicht jeder unserer Läufer kann sich mit dieser Streckenführung anfreunden. Ich schon, mich begeistert der Zauber dieser prächtigen, grünen Lunge. Flott geht es über Stock und Stein. Zur Euphorie gesellt sich Leichtsinn. Rutsche, stolpere - "uff", noch einmal gut gegangen. Weiter mit Lust, voran mit Spaß am Tempo.
Gemeinsam mit Günter Naab hefte ich mich an die Fersen einer noch frischen Tagesetappenläuferin. Nicht etwa wegen der zugegebenermaßen netten Rückansicht der schnellen Dame - nein, eigentlich folgen wir tatsächlich nicht ihrem wohlgeformten Hinterteil, wie es vielleicht den Anschein erweckt, sondern dem GPS-Gerät in ihrer Hand. Und das hat seinen guten Grund, denn leider sind auch heute wieder viele unserer Wegweiser (rosa Sprühkreidepfeile) zur Beute des Regens geworden.
Unbeschwert, vom Druck den richtigen Weg finden zu müssen vorübergehend befreit, renne ich in unserer kleinen Gruppe über Waldpfade, durch Bachbette und Forstwege dahin. Sorglos, ohne Gedanken darüber zu verschwenden dass es möglich wäre uns zu verlaufen oder einer der Irren dieser Welt gerade dabei sein könnte diesen schönen Planeten in die Luft zu jagen. Alles ist gut.
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Der Morgen wurde mittlerweile vom Vormittag abgelöst. Ich bin wieder mit mir alleine, habe Günter samt unserer Navigatorin beim letzten Verpflegungspunkt aus dem Blickfeld verloren. Sind die Beiden vor oder hinter mir? Keine Ahnung. Egal....weiter. Geradeaus, keine Abzweigung, keine Möglichkeit sich zu verirren. Bis zu einer Kreuzung bei der selbst die Phantasie von J.R.R. Tolkien nicht ausreichend wäre eine Zielführende Bodenmarkierung zu erkennen. Dem breitesten Weg zu folgen erscheint mir am sinnvollsten. Na ja...... Einige hundert Meter weiter - noch immer keine Spur von zartem Rosa - wende ich, kehre unsicher zur Kreuzung zurück. Dort sind inzwischen unsere französischen Kameraden angekommen. Ratlose Gesichter. Palaver. Nach mehr als einer halben Stunde gemeinsamer, erfolgloser Suche, beschließe ich einen der Wege auf gut Glück, ohne Umkehr fortzulaufen. Erleichterung. Entschlossenheit überstrahlt Zweifel. Und dann, etwas später wird es zur Gewissheit, das Glück ist mir hold. Endlich wieder eine Markierung sichtbar. Jubel!
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Fließendes Wasser ist das Gesicht der Zeit. Ich mag es am Wasser entlang zu laufen. Besonders entlang beschaulicher Uferpromenaden wie dieser, vor der 2000 Jahre alten Stadt Köln, am Rhein gefällt es mir.
Köln ist die viertgrößte Stadt Deutschlands und Wohnort für mehr als 1 Million Menschen. Schon von weitem ist der große, gotische Dom, der den Dreikönigsschrein beherbergt, zu sehen. Davor erhebt sich die Hohenzollernbrücke majestätisch über den Rhein. Dieses von 1907-1911 errichtete Bauwerk ist heute mit 1220 Zugfahrten pro Tag die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Deutschlands. An den Außenseiten der Brücke wurden Geh- und Radwege angebracht. Über den Gehweg führt unsere Route vorbei an unzähligen Liebesschlössern (Vorhängeschlösser mit den Initialen von Verliebten beschriftet, sollen nach einem Brauch durch die Anbringung an Brücken, symbolisch deren ewige Liebe besiegeln) zum Domplatz. Gerne würde ich hier verweilen, schön wäre ein Stadtbummel, eine entspannte Kaffeepause an der Promenade..... Ein andermal, verspreche ich mir - habe heute bei der Sucherei nach dem richtigen Weg schon genug Zeit verloren. Allez, allez!
Entlang des Rheins zieht sich das verbleibende Stück zum Etappenziel ereignislos aber dennoch kurzweilig dahin. 
Nach 8 Stunden 16' reicht es, trotz der zeitaufwendigen Suche nach unseren Wegweisern doch noch für Rang 13 in der Wertung der Sololäufer (dazu sei erwähnt, dass auch Staffelläufer, Einzeletappenläufer und 1 Tretrollerfahrer mit dabei sind - davon aber später). Und abgesehen von der Suche, war dies für mich bislang die abwechslungsreichste, ja eigentlich schönste Etappe des Deutschlandlaufes. So sollte es weitergehen.
10. Etappe   Bornheim-Hersel - Mühlheim-Kärlich   58,1Km
Und so geht es auch weiter. Vor allem mit dem Regen, er wird uns heute den ganzen Tag begleiten. Im Gegensatz dazu ist der Schmerz meiner Leiste, welcher mich seit 3 Tagen begleitet, langsam im Abklingen. Gut so.
Entlang des bekanntesten Stroms Deutschlands geht es an der Bonner Promenade zügig dahin. Kopf an Bug, im Wettlauf mit einem langen, schwer beladenen Frachtschiff. Hinter dem gegenüberliegenden Ufer erhebt sich das Siebengebirge, mit dem Drachenfels, ins tief hängende Regengewölk. Drachen und Riesen sollen einst, überlieferten Sagen nach, in dieser bewaldeten Hügellandschaft ihr Unwesen getrieben haben. Es muss eine düstere Wetterlage gewesen sein - so wie die Heutige - welche die Fantasie der Menschen damals beflügelt hat solche Geschichten zu erfinden. Das feuchte Wetter hat aber auch Gutes für uns Läufer, denn die Promenade zeigt sich menschenleer - wir haben freie Bahn. An einem sonnigen Tag wären hier sicherlich Menschentrauben zu umlaufen, heute zum Glück nicht. Jeder Situation ist eben Positives abzugewinnen. 
Ein Stück weiter südlich, immer noch auf gleicher Höhe im Wettlauf mit dem Frachtschiff, passiere ich die zum Friedensmuseum restaurierten Überreste der Brücke von Remagen. Die Ludendorff-Brücke bei Remagen war im März 1945 der letzte intakte Rheinübergang vor dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands. Hart umkämpft. Ein letzter von den Deutschen missglückter (aufgrund ungenügend Sprengstoffs) Sprengungsversuch, dann waren die Alliierten nicht mehr zu stoppen. Sie überquerten die Brücke, worauf sich die restlichen deutschen Soldaten den Amerikanern ergaben. 10 Tage nachdem Sprengungsversuch stürzte die Brücke wegen der durch die Sprengung entstandenen Schäden doch noch ein.   
Nie wieder sollte derartiges geschehen, geht es mir durch den Kopf, bin von Dankbarkeit erfüllt nicht in einem Kriegsgebiet leben zu müssen und trage wie immer beim Laufen den inneren Frieden in mir. Kein Geld der Welt kann solche Augenblicke ersetzen. 
Viele Menschen können die Ausgeglichenheit wie sie beim Langstreckenlauf in einem entsteht nicht nachvollziehen. Wie sollten sie auch wo man, einer aktuellen Studie nach, in unseren Gefilden pro Person täglich im Durchschnitt nicht mehr als 500 Meter zu Fuß zurücklegt. Gut, es ist mir schon bewusst, dass nicht jeder zum Langstreckenläufer werden kann, aber etwas mehr Bewegung würde dennoch nicht schaden. Laufen wirkt stimmungsaufhellend, psychohygienisch. Wahrscheinlich wären Konflikte, ja vielleicht sogar Kriege vermeidbar gewesen, hätten politische Entscheidungsträger vor heiklen Verhandlungen einen gemeinsame Lauf unternommen. Laufen wirkt.
Wenngleich es manchmal mühsam sein kann die Motivation dafür aufrecht zu erhalten. So zum Beispiel heute. Stundenlanger Regen dringt bis in die verborgensten Furchen des Körpers vor, weicht die Haut, unterkühlt. Glücklicherweise bin ich für die Bildung wunder Stellen und Blasen nicht besonders anfällig. Habe aber trotzdem vorsorglich Vaseline an empfindlichen Körperregionen aufgetragen, die Füße mit Hirschtalg verwöhnt und natürlich die Brustwarzen verklebt. So weit, so gut. Diesbezüglich sollten sich also keine Unannehmlichkeiten anbahnen. Angenehm ist mir aber trotzdem nicht, es ist die Windjacke die ich vermisse. In der Hoffnung, dass die Pieselei endlich ein Ende findet, packte ich die Jacke morgens ins Reisegepäck. Nun reist der Regenschutz im trockenen Begleitfahrzeug und mir ist kalt. Ja, ja, wie im Wörterbuch, Leichtsinn kommt vor der Vernunft. C'est la vie.
Froh darüber, nach 6 Stunden 42' als 9. im Tagesziel und endlich im Trockenen angekommen zu sein, springe ich mit Kalle Dravec ausgelassen durch den Eingangsbereich unseres Nachtlagers. 
 Komfortabel haben wir es heute, in dieser geräumigen sauberen Sporthalle. Sogar die Heizung hat man für uns aktiviert. Keine Selbstverständlichkeit, denn wer rechnet schon mit Herbstwetter im Hochsommer. Selbst das heiße Wasser der Dusche ist auf unserer Reise nichts Alltägliches. Da manche Turnhallen in den Schulferien wenig oder gar nicht benützt werden und somit im Energiesparmodus sind. Kürzer als mir lieb ist gönne ich mir das Vergnügen unter der heißen Dusche, denn schließlich sollen auch jene, welche nach mir ankommen noch etwas von diesem Luxus genießen können. Wir nehmen Rücksicht aufeinander, sind in diesen fordernden Tagen zu einer großen Familie zusammengewachsen. Einige von uns wird dieser Deutschlandlauf noch viele Jahre freundschaftlich verbinden, manche vielleicht sogar ihr ganzes Leben. 
11. Etappe  Mühlheim-Kärlich - Oberwesel  54,4 Km
"Hit the road Jack"
(Ray Charles)
Na super, noch keinen Kilometer unterwegs und schon geht es durch knöcheltiefes Wasser. Der Regen hat auf unserem Radweg riesige Pfützen entstehen lassen. Fallweise in einem Ausmaß, dass ausweichen unmöglich macht. Also durch. Dies erweist sich aber, nachdem die Füße immer kälter werden, nicht als dauerhaft ideale Lösung. Somit entschließe ich mich die angrenzende Böschung zu erklimmen und auf der parallel verlaufenden Straße mein Glück zu versuchen. Dort jedoch lässt die Rücksichtnahme der motorisierten Verkehrsteilnehmer manchmal sehr zu wünschen übrig. Bedrohlich nahe rasen einige an mir vorbei. So als machten sie sich einen Spaß daraus dem Störefried auf "ihrer" Straße zu zeigen wer hier die Macht hat. Arme Seelen, bei manchen dürfte sich mit dem Anlassen ihres Fahrzeuges die Fähigkeit vernünftig zu handeln erheblich einschränken. Jedenfalls wird meinem Schutzengel zur Zeit nicht langweilig. Zum Glück ist er einer der Besten seiner Zunft und ich erreiche unbeschadet Koblenz.
Koblenz am Mittelrhein gehört zu den ältesten Städten Deutschlands. Historische Burgen, Schlösser und Kirchen zeugen von langer Geschichte. Besiedelt war das heutige Stadtgebiet schon in der Steinzeit. Die Römer errichteten später an dieser strategisch gut gelegenen Stelle eine städtische Siedlung namens Kastell Confluentes. Der lateinische Name Confluentes (die Zusammenfließenden) leitet sich von der Lage - dem Zusammentreffen - von Rhein und Mosel ab.... 
An der kilometerlangen Uferpromenade laufe ich dem Zentrum der Stadt entgegen, da gesellt sich eine Radfahrerin zu mir. Sie verdient als Journalistin ihre Brötchen und würde daher Informationen über den Deutschlandlauf benötigen. Gerne beantworte ich ihre Fragen, schließlich freut sich auch unsereiner wenn in den Sportnachrichten nicht nur über Fußball berichtet wird.
An der Mündungsspitze, wo Rhein und Mosel zusammenfließen, ragt das Kaiser-Wilhelm-Denkmal erhaben empor. Ich bin wieder mit mir alleine. Leider nicht ganz, denn der Leistenschmerz ist zurückgekehrt - mein treuer Begleiter. 
  Mühsam geht es heute voran, der Flow-Zustand will sich nicht wirklich einstellen. Da erblicke ich am Wegesrand ein bekanntes Gesicht. Es ist Mirko. Welche Freude. Mirko war vor einigen Tagen verletzungsbedingt gezwungen den Deutschlandlauf vorzeitig zu beenden. Nun, nach ärztlicher Versorgung, scheute er nicht die Mühe uns nachzureisen. Mit Chauffeur natürlich, denn Mirkos verletztes Bein ist in Gips gehüllt. Aufmunterndes ruft er mir zu. Das gibt Antrieb, Motivation. Danke Mirko, ich wünsche dir ein baldiges Comeback in der Laufszene. 
Fotogene Dörfer, Städte, Burg Rheinfels - Blickfänge wie Filmkulissen, ziehen an mir vorbei. Entlang des Rheins ist es gelungen historische Mauern mit Geschmack in die Gegenwart zu holen.
Bilder die in schöner Erinnerung bleiben werden. Der Deutschlandlauf ist eigentlich eine Fußreise, es wäre schade ihn auf den Wettkampfgedanken zu reduzieren. Ja, Ultralangstreckenlauf ist mehr als nur Sport - es ist die intensivere Art zu reisen - ist eine Lebenseinstellung. Abnormal??? Durchgeknallt??? Egal, beim Laufen findet man immer Zuflucht mit den Problemen seiner Existenz und Normalität ist ohnehin eine Illusion.
Erwartungsvoll laufe ich dem sagenbehafteten Loreley-Felsen entgegen. - In weißem Kleide, mit fliegendem Schleier und wehendem Haar soll eine Nixe auf dem Felsen gestanden sein. Durch ihren Gesang, gleich den Sirenen der griechischen Mythologie, soll die Schöne die Rheinschiffer abgelenkt und an den Felsriffen mit den gefährlichen Strömungen ins Verderben gelockt haben.
Mich persönlich lockt gerade das nahe Ziel. Vom Loreley-Felsen habe ich mir optisch mehr erwartet, er verleitet mich nicht zu verweilen. Unser heutiger Zielort heißt Oberwesel. Kurz geht es durch die charmante Gemeinde, dann steil aufwärts zum Elfenfels, wo unsere heutige Unterkunft, eine Jugendherberge, thront. Den Endpunkt der Tagesetappe passiere ich nach 6 Stunden 42' als 13. Sololäufer. 
Im luxuriösen Horst über dem Rhein gestaltet sich der Tagesausklang angenehm. Abendessen vom reichhaltigen Buffet, heiße Dusche, einladendes Bett in stiller Ecke - was will man mehr? Ah ja, noch ein herzliches Telefongespräch mit meiner Frau - danach wird sich aber unwiderruflich mit den Annehmlichkeiten der Schlafstätte arrangiert. 
12. Etappe  Oberwesel - Westhofen   66,8 Km
GEDANKEN - BALI 2002
"Ich laufe dem Sonnenaufgang entgegen, eine sanfte Brise weht mir durch das Haar. Ein neuer Tag wird gerade geboren. Der frische Geruch des Meeres ist am Morgen am besten wahrnehmbar. Die ersten Sonnenstrahlen verwandeln das Wasser in einen glitzernden Teppich. Meine Beine spüre ich nicht, als würde ich schweben. Die kleinen nicht identifizierbaren Punkte, welche noch vor einiger Zeit am Horizont waren, sind jetzt näher gekommen und als Fischerboote erkennbar. In den Palmwipfeln begrüßen Vögel den jungen Tag mit ihrem Gesang.
Wie lange bin ich schon unterwegs? Wäre da kein Zeitmessgerät an meiner Hand, ich könnte es nicht sagen. Eine neue Umgebung lässt die Stunden zu Minuten werden, herrlich. Keine Termine im Kopf, das Telefon ist weit weg und keine hupenden Autos, die von Menschen gesteuert werden, welche diese neuzeitliche Krankheit in sich haben, deren Symptome durch heruntergezogene Mundwinkel und panisches Gestikulieren offenbart wird. Die Küstenstraße ist noch Menschenleer.
Niemand, der mich aus meinem traumähnlichen Zustand reißen würde. Mein Atem ist gleichmäßig, beinahe monoton. Die Sonne steht jetzt höher und strahlt mir in das Gesicht.Glücksgefühle, dieses erleben zu dürfen, lassen meinen Körper angenehm erschaudern......."
Erinnerungen, Gedanken wie Rückenwind. Die Markierung des 50. Breitengrades am Rhein-Uferweg holt mich ins Hier und Jetzt zurück. Wir kommen unserem Ziel näher. Ein Stück südlich des 50. Breitengrades führt unser Weg weg vom Rhein, durch ländliche Orte über hügeliges Weinbaugebiet. 
Deja vu. Irgendwie vertraut wirkt alles um mich herum, sehr ähnlich der Gegend in der ich aufgewachsen bin. Wieder hängen Erinnerungen längst vergangener Tage nach. Über Feldwege, Wiesen, Pfade, läuft es sich bestens, so könnte es meinetwegen den ganzen Tag weitergehen. Tut es aber nicht. Leider lande ich nach einiger Zeit wieder auf grauem Asphalt. Autos rasen mit hoher Geschwindigkeit die Landstraße entlang. Ein Truck kommt mir so nahe, dass der Fahrtwind meine Kopfbedeckung selbstständig werden lässt und in hohem Bogen in den Straßengraben befördert. Da geht mir sprichwörtlich der Hut hoch. Aus tiefster Kehle sende ich dem Lenker des Ungetüms ein unanständiges Schimpfwort hinterher und wünsche ihm ein juckendes Hinterteil. Am weißen Begrenzungsstreifen der Fahrbahn ist man als Läufer der Willkür rücksichtsloser, manchmal aggressiver Pseudo-Potenzler schutzlos ausgesetzt. Auszuweichen, auf einen Begleitweg, ist nicht möglich - da nicht vorhanden, also muss man sich mit dem Verkehrsterror irgendwie abfinden. Am besten hilft da noch die Flucht in die harmonische Gedankenwelt. Jawohl, und dort bleibe ich heute auch gleich bis zum Etappenende. 
13. Etappe   Westhofen - Angelbachtal (Schloss Eichtersheim)  78 Km  
"Du weißt nie wie stark du bist, bis stark sein die einzige Wahl ist, die du hast."   (Bob Marley)
Ein unglücklicher Schritt, einstechender Schmerz im rechten Sprunggelenk und der Deutschlandlauf nimmt für mich eine ungeahnte Wende. So schnell geht das, nun hat es also auch mich erwischt. Noch will ich die Tragweite dieses Missgeschicks nicht realisieren. Noch lebt die Hoffnung, dass es so weitergeht wie bisher. Obwohl es sich anfühlt als hätte man mir einen Keil in das betroffene Gelenk getrieben. Schmerzerfüllt trabe ich hinkend dahin. Geduld, bald wird es wieder besser werden - rede ich mir ein. Hoffnung ist ein guter Antrieb. Das Schicksal mischt zwar die Karten, aber spielen muss man schon selbst. Also weiter nach Worms.
Worms, eine der ältesten Städte Deutschlands, ist keltischen Ursprungs und wurde etwa 5000 v. Chr. besiedelt. Heute leben hier mehr als 80.000 Menschen. Auf unserem Weg durch die Stadt reihen sich die Quälgeister des Deutschlandlaufes in bemerkenswerter Dichte - Fussgeherampeln. Kaum von einer losgekommen - nach gefühlt endloser Wartezeit - stehe ich schon vor dem nächsten Rotlicht. Nun kommt für mich hinzu, dass loslaufen (oder in meinem momentanen Zustand besser gesagt loshumpeln), sobald das grüne Licht angeht, besonders qualvoll ausartet. Einige Schritte getan, pendelt sich der Schmerz im Sprunggelenk, auf ein irgendwie erträgliches Level. Bis zur nächsten Ampel, wo die Marter von neuem beginnt.
Vorbei am Bahnhof, zur Nibelungenbrücke mit dem imposanten Nibelungenturm, danach geht es Stadtauswärts.
 Felder, Wiesen, Bäume, alles ist saftig grün. Der Regen der letzten Tage lässt die Natur prächtig gedeihen. Ein schöner Anblick, doch richtige Begeisterung will in mir einfach nicht aufkommen. Zu sehr plagt das rechte Bein, und so kämpfe ich mich lustlos nach Heidelberg. Zielstrebig weiter, durch Orte, mit dem sehnlichen Wunsch im Kopf, dass dieser Tag ein baldiges Ende nimmt. Denn die Uhr scheint heute langsamer zu gehen als sonst. Ausgelaugt steuere ich durch das Zieltor direkt zu Thomas Dornburgs Verpflegungswagen. Thomas, der es immer versteht zur gelösten Stimmung beizutragen, versorgt mich sofort mit alkoholfreiem Weizenbier, Rührei und aufmunternden Worten. Mein Seelenbarometer ist wieder im steigen. Ja, ja, die Freuden des Ultraläufers sind so anspruchslos wie die eines Kindes. 
14. Etappe Angelbachtal (Schloss Eichtersheim) - Lichtenwald  90 Km
Durch Wald und Wiesen ziehe ich morgens mit neuem Mut, aber nicht ganz ohne Zweifel, dahin. Gebessert hat sich der Zustand meines Sprunggelenks über Nacht nur wenig. Trotzdem mache ich weiter, vielleicht weil ich weiß, dass ich weitermachen muss, obwohl ich mir nicht ganz im Klaren bin warum. Also gut, ich habe mir vorgenommen Deutschland zu Fuß zu durchqueren, auf der Zugspitze "CO2-neutral" anzukommen. Aber um jeden Preis? Körperliche Folgeschäden eingerechnet? Mit der Konsequenz eines Zwangsneurotikers? Fragen schwirren, lästigen Fliegen gleich, um mich herum. 
Auf einer Anhöhe, mit herrlichem Ausblick zur Neckarschleife, schließt Armin Storz zu mir auf.
Armin ist gut unterwegs, strahlt Zuversicht aus, freut sich offensichtlich auf den Empfang seines Sportvereins TSV-Lichtenwald am Ende unserer heutigen Etappe. Gemeinsam klettern wir einen steilen, steinigen Hang zwischen Weinbergen abwärts. Eine schwierige Passage, hat man beinahe 1000 Km in den Beinen und eine verletzungsbedingte Einschränkung. Zum Glück ist es nun endlich trocken, dem Himmel ist der Regen ausgegangen. Die Sonne hat aufgrund nicht vorhandener Wolken so richtig Gelegenheit uns einzuheizen. Das wirkt zwar zuerst positiv aufs Gemüt, später aber zunehmend belastend für den Körper. Mein lädiertes Gelenk schwillt an. An einer Labestelle werde ich mit Eisbeutel versorgt, was den Schmerz der betroffenen Extremität kurzfristig lindert. Wie gesagt leider nur kurzfristig. Der Tag verläuft für mich - mild formuliert - wenig wünschenswert.
Zu allem Überfluss scheinen sich unsere Streckenmarkierungen nach Marbach am Neckar in Luft aufgelöst zu haben. Noch ein Stück weiter, trotz Zweifel - nichts. Nein, das ist nicht unser Weg. Sch..... Mit Groll im Bauch geht es zurück zur letzten Kreuzung. Der rosa Pfeil an dieser Stelle weist, meiner Meinung nach, in die Richtung aus der ich gerade komme, trotzdem laufe ich, mit dem Gedanken die Markierung eventuell nicht richtig zu deuten, den angrenzenden Weg entlang. Anders weiß ich mir momentan wirklich nicht zu helfen. Ratlosigkeit. 
Hunderte Meter weiter reift die ärgerliche Erkenntnis auch diesen Weg umsonst zurückgelegt zu haben. Also nochmals retour zur Kreuzung. Passanten, Radfahrer, niemand kann mir Auskunft geben, niemand hat Läufer gesehen. Es kann doch nicht sein, dass ich dermaßen weit von der Strecke abgekommen bin......wo hier - vor mir - doch ein Pfeil auf den Asphalt gesprüht ist. Letztendlich sehe ich es als beste Möglichkeit, dem Ziel näherzukommen, die Pfeile zurückzuverfolgen bis ich auf jemanden aus unserer Gruppe treffe oder sich der Navigationsfehler aufklärt.
Kurze Zeit später, an einer Abzweigung der Straße, trifft es mich wie ein Stromschlag. Der rosa Pfeil, welcher mich auf diesen Irrweg leitete, wurde vermutlich von einer Straßenbaufirma angebracht. Unsere Markierung, wenige Meter weiter, zeigt in eine andere Richtung. Eine Menge Zeit und Ärger wäre uns erspart geblieben, hätte man den Pfeil etwas früher angebracht. Was solls, nun bin ich ja wieder auf dem richtigen Weg und mit ein wenig Optimismus könnte man sogar sagen, dass unsereiner mehr von der Gegend  sehen durfte als andere........   
Gefühlt - ewig später, in einem der folgenden Orte, meine ich, eine meinen Namen rufende Stimme zu vernehmen. Bin ich schon auf der geistigen Ebene der Halluzinationen angekommen? Nein, da sitzen tatsächlich Frank und sein Betreuer Christian bei süßem Gefrorenen vor einem Eissalon. Freude. Gemeinsam ziehen wir weiter. Frank und ich im Marschtempo, Christian auf dem Fahrrad als Begleiter.
Geschwindigkeit verliert an Bedeutung angesichts des drohenden Totalstreiks meines Sprunggelenks. Mühevoll kämpfen wir uns zur 1000 Km-Marke. Gedanken ans Aufgeben schleichen sich ein. Wenngleich auch hier nicht das gesteckte Ziel ist, so hat es doch etwas Ergebniskosmetisches an sich wenigstens diesen Punkt erreicht zu haben. Kann ich damit zufrieden sein? Nein, natürlich nicht! Abgesehen davon scheint es eine Lust zu geben die mit dem Leiden verwandt ist. Gedanken an Konsequenzen, die aus der Verletzung und der damit verbundenen Überanstrengung erwachsen könnten, werden beiseite geschoben.
  Mit schwerem Schritt geht es weiter auf unserer Reise durchs Fegefeuer. Frank und Christian sind extrem nette, kommunikative Typen. Unterhaltsame Gespräche mit den Beiden lenken von der Pein an meinem Bein ab. Die Stunden verrinnen dennoch zäh.
Am frühen Abend münden wir in den Besucherstrom eines Weinfestes. Einige wissen über unsere Tour bescheid, andere erkundigen sich danach. Wie gewohnt bringt man uns Ultraläufer für unsere Grenzgänge sowohl Bewunderung als auch Unverständnis entgegen. Jeder Mensch hat nun einmal eine andere Wahrnehmung und somit eine eigene Realität. Unsereiner geht, im Gegensatz zu Mainstream, gerne an seine sportlichen Grenzen. Wenn es auch manchmal unangenehm ist, später erinnert man sich gerne zurück. Ja, und heute ist es unangenehm. Schmerz trübt meine Sinne. Als hätte ich mich auf dem Weinfest intensiv der Verkostung hingegeben, fühlt es sich an. Vorwärts das Ziel ist nahe, das Licht am Ende des Tunnels wird heller. Nun ist es gewiss, wir werden es schaffen.
Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu. Meine Aufmerksamkeit für das mich Umgebende ebenso. Nur noch anzukommen zählt. Dann irgendwo im Grünen, vernehme ich unerwartet Oliver Witzkes mittlerweile vertraute Stimme. Er wendet eine Menge Energie und Herzblut auf um einen guten, unvergesslichen Deutschlandlauf zu ermöglichen. Trotz der Fülle seiner Aufgaben, als Organisator, scheut Oliver nicht die Mühe seinen Schützlingen mit dem Fahrrad entgegen zu fahren, um diese mit motivierenden Sprüchen zum Endpunkt ihres Fußwerks zu lotsen. Dort, beim lange ersehnten Zielbanner, empfängt uns der Laufsportverein Lichtenwald mit enthusiastischem Beifall. Welch freudige Überraschung. Schnell fühle ich mich hier, aufmerksam umsorgt, pudelwohl und wäre morgen nicht wieder eine fordernde Etappe auf unserem Programm, so hätte ich große Lust mir mit diesen netten Menschen die Nacht um die Ohren zu schlagen.

 

"Deutschlandläufer kommen nicht in die Hölle, die waren schon dort." (Zitat des Tages)

 

15. Etappe    Lichtenwald - Dornstadt   54,8 Km 
"Nicht nie fallen, sondern nach dem Fall wieder aufstehen , ist der wunderbarste Sieg eines Menschen."  (Nelson Mandela)
In schweren Zeiten wendet man sich gerne an spirituelle Instanzen, Schnaps oder Gott. Ich bevorzuge letzteren, und meine Gebete wurden erhört. Laufen ist mir wieder möglich, wenn auch nur langsam und quälend. Egal. Hauptsache es geht irgendwie.
Schmerzmittel habe ich verweigert. Medikamente sollten meiner Meinung nach vermieden werden, solange es nicht die Gesundheit erfordert solche einnehmen zu müssen. Zu riskant ist es, bei dieser körperlichen Belastung Nierenschäden durch Arzneimittelmissbrauch davonzutragen, nur um Warnsignale des Körpers auszuschalten. Angesichts der Tatsache, welche Folgeschäden Schmerzmittel bei sportlichen Extrembelastungen auslösen können, ist es ohnehin unglaublich wie leichtfertig damit umgegangen wird. Ich möchte diesbezüglich sauber bleiben, auch wenn es weh tut. Ja, und weh das tut es auch heute. Die fantastische Landschaft kann nicht verhindern, dass der Schmerz, den mein verletztes Sprunggelenk ausstrahlt, einen erheblichen Teil meiner Aufmerksamkeit beansprucht.
Die Sonne strahlt mit all ihrer Kraft herab und es werden Temperaturen erreicht, die man sich vor wenigen Tagen kaum vorstellen konnte. Badewetter im Mittelgebirge. Etwas mehr als 1000 Meter ragen die höchsten Erhebungen der Schwäbischen Alb über den Meeresspiegel. Das Klima lässt hier subalpine Vegetation gedeihen, wie ich sie aus dem Voralpengebiet meiner Heimat kenne. Teufelskrallen und blühende Disteln leuchten in prächtigen Farben aus der Almwiese neben der Straße. Hügel, Berge, kleine Dörfer - Kilometer um Kilometer geht es voran.
Im Laufe des Nachmittags bilden sich am Horizont Gewitterwolken. Langsam türmen sich die Unwetterboten hoch. Schlimmes lässt sich erahnen. Doch der Himmel ist mir gnädig, denn als er sein Eisfach öffnet und Hagel auf Dornstadt niederlässt, habe ich bereits Schutz in der Unterkunft beim Tagesziel gefunden.
16. Etappe   Dornstadt - Memmingen   68 Km
So ein Ultra-Etappenlauf ist keine Mastkur. Meine Ernährungsgewohnheiten habe ich in den vergangenen beiden Wochen über Bord geworfen, mich vorübergehend vom Vegetarier zum Allesfresser gewandelt. Käse, Wurst, Ei - normalerweise gemiedene Lebensmittel, sollen meinem Körper zusätzlich Proteine zuführen. Der Nährstoffverbrauch bei dieser Dauerbelastung ist enorm, der Verdauungsapparat läuft ständig auf Hochtouren. Meine Nahrungsergänzungsmittel sind mittlerweile aufgebraucht und so versuche ich eben auf herkömmliche Weise den hohen Bedarf an Kraftstoff zu decken.
Doch Angelika und Klemens Huemer-Toff, den beiden österreichischen Top-Physio-Therapeuten, ist das zu wenig. "Du isst nicht genug", gibt mir Angelika zu bedenken, während sie mir mit strenger Miene einen Fläschchenkarton mit Flüssignahrung unter die Nase hält. Dankbar nehme ich die kleinen Energiespender etwas überrascht entgegen. Gerne beherzige ich Ratschlägen der Beiden, denn Angelika und Klemens haben schon etliche Extremsportler erfolgreich bei Wettkämpfen betreut und sind außerdem auch selbst ein starkes Ultralaufgespann. Von den zweien sollte man sich also unbedingt helfen lassen. Obwohl, wirklich zu helfen scheint uns Deutschlandläufer ohnehin nicht mehr zu sein, denke ich mir, während mein Blick durch unseren Schlafsaal schweift. Wie in einer Rehaklinik geht es hier zu. Von den Strapazen gezeichnet hinken einige durch die Gegend, andere sitzen mit starrem Blick auf ihrem Schlafsack. Sich mühelos oder ohne fremder Hilfe vom Boden zu erheben gelingt gar manchem nicht mehr. Welch erbarmungswürdige Anblicke.
Später beim Start stehen wir allerdings alle wieder, voll motiviert unser Tageswerk zu erledigen, beisammen. Die Macht des Geistes, ungeahnte Kräfte im Körper zu wecken, ist selbst für unsereins stets aufs Neue eine wundersame Sache. Belebt durch den frischen Wind der Tagesetappenläufer ( welche sich, wie schon erwähnt, nur an einzelnen Etappen beteiligen) ziehen wir als bunte Schar los. Nebelfetzen hängen auf Dornstadts Wiesen und Äcker. Aus einer Lufttrübung ragt die Spitze eines Silos als würde er schweben. Vögel fliegen, aus dem weißen Nichts kommend, über uns hinweg. Morgenidylle. Doch der Morgenverkehr, entlang der stark befahrenen Freilandstraße, lässt wenig Gelegenheit für Tagträume. Hier ist man einerseits dem Geltungsgehabe und andererseits der unbegrenzten Tiefe der menschlichen Ignoranz vieler Fahrzeuglenker ausgeliefert. Kein lustiges Unterfangen. Weg von der Straße, auf den Gehsteigen der Stadt Ulm verbessert sich unsere Situation erheblich
 und in den Auen entlang der Iller kehrt endlich wieder Ruhe in unser Läuferdasein. Die Iller ist ein Nebenfluss der Donau, entlang des Uferweges geht es schön aber abwechslungslos 40 Kilometer geradewegs dahin. Den Mangel an Abwechslung möchte ich allerdings an dieser Stelle keineswegs negativ bewerten. Verirrt sich doch in dieses naturbelassene Stück kein motorisiertes Fahrzeug und uns zu verlaufen wäre hier schon ein besonderes Kunststück. Man darf sich also bedenkenlos den Lauffreuden hingeben, soweit dies der Schmerz im meiner unteren Extremität erlaubt.
 Am Nachmittag erweitert sich die Schmerzzone um das linke Schienbein. Der Druck, im Takt meines Laufschrittes, nimmt dem Stil meiner Fortbewegung den letzten Funken Eleganz. Wie auf rohen Eiern stakse ich dem Tagesziel entgegen. Nach erbrachter Leistung geht es gleich ans Regenerieren. Futtern, Salben verschmieren, Beine hochlagern - quasi Wunden lecken. Keine Mühe wird gescheut um morgen wieder laufen zu können. Nur wie das in meinem jetztigen Zustand gehen soll, das kann ich mir, vor dem Einschlafen, beim besten Willen nicht vorstellen.
17. Etappe   Memmingen - Füssen  75,7 Km
"Es ist immer zu früh um aufzugeben" (Motto des Tages) 
Deutschland gleitet langsam unter meinen Füßen hinweg. Schritt für Schritt. Linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß... Mühsam geht es voran. Die Schwellung am linken Schienbein nahm über Nacht nur wenig ab. Ein Arzt würde mir vermutlich die Diagnose "Schienbeinkantensyndrom" stellen, also eine Knochenhautentzündung des betroffenen Bereiches. Folge der Mehrbelastung (Überlastung) des unversehrten Gehwerkzeuges. Ein Teufelskreis, wer weiß wo das noch hinführt......hoffentlich letztendlich auf die Zugspitze.
Hier im Allgäu werde ich von Passanten mit "Servus" begrüßt. Das tut der Seele gut, ich nähere mich der Heimat. Am Horizont erscheinen die Gipfel der Alpen als Hoffnung bringende Silhouette.
 An meiner Seite radelt Klaus Wüst. Klaus begleitet den Deutschlandlauf auf seinem Fahrrad, als Betreuer von Bernhard Munz. Zwischendurch schießt er Fotos und für ein kleines Schwätzchen ist er gerne zu haben. So auch heute. Passt, eine willkommene Abwechslung im Läuferalltag. Das Voralpenland zeigt sich bei Sonnenschein von seiner schönsten Seite. Blühende Weiden, malerische Weiher und die hohen Berge die immer näher rücken.
Alles ist gut, nur mir geht es schlecht. Die Hitze gibt den Schmerzen neue Nahrung. Himmel und Hölle liegen näher beisammen als man glauben möchte. Warum tue ich mir diese Schinderei an? Bin ich verrückt oder erleuchtet oder beides? Ich weiß es nicht, weiß nur dass ich etwas zu Ende zu bringen habe und dass mich die Ankunft im Ziel erfüllen wird. Und so kämpfe ich mich eben mit viel Selbstdisziplin nach Füssen. Schließlich soll es keinen Grund geben, mir später selbst vorwerfen zu müssen, nicht alles gegeben zu haben.
18. Etappe  Füssen - Garmisch-Partenkirchen  59,5 Km
"Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft, sondern aus unbeugsamen Willen." (Mahatma Gandhi)  
Gerädert krieche ich um 2:00 Uhr morgens mit rumorendem Gedärm aus meinem Schlafsack, habe Mühe noch rechtzeitig die Toilette zu erreichen. Keine Ahnung welche Körperöffnung zuerst in die Muschel zu halten Sinn macht. Es herrscht multiples Unwohlsein. Zum Glück findet sich die richtige Entscheidung. Download. Blass wie die Wandfliesen stehe ich nach mehrmaliger, ausgiebiger Darmentleerung vor dem Waschraumspiegel. Charme wird mit diesem Aussehen heute keiner versprüht werden.
Zurück zur Schlafmatte. Am Boden, auf ein elendes Häufchen reduziert, plagt mich das üble Befinden bis zum Wecksignal. All das, was mir am heutigen Tag kraft geben sollte hat den Verdauungstrakt verlassen, ist ausgeschieden. Wie besoffen gehe ich an den Start zur vorletzten Etappe. Der Körper folgt nur noch dem Impuls des Geistes weiterzumachen. 
Unserem Kollegen Karl ergeht es nicht besser. Gekrümmt trabt er mit der Miene eines gepeinigten des Weges. In ein flammendes Schmerzenmeer hat sich sein Rücken verwandelt, stöhnt er verzweifelt vor sich hin. Danach beim 2. Check-Point beendet Karl seinen Leidensweg. Nichts geht mehr, das Abenteuer Deutschlandlauf ist für ihn vorbei. Welch ein Jammer. So nahe vor dem Endziel zu scheitern wird lange an ihm nagen. Wie würde es mir an seiner Stelle ergehen? Eigentlich möchte ich mich mit diesem Szenario gar nicht eindringlicher beschäftigen und so ist es ganz gut in dieser Phase mit Matthias Becker zusammenzutreffen. Matthias plagt, ebenso wie mich, Montezumas Rache und damit sind wir, wie einem später zu Ohren kommt, nicht die Einzigen. Es hat sich also ein Virus bei den Deutschlandläufern eingeschlichen. Mit einem an seine Leistungsgrenze geführten Körper ist man leichte Beute für Krankheitserreger. Rasant verbreiten sich Viren unter auf engem Raum lebenden Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Doch wir ergeben uns dem Schicksal nicht und kämpfen, mit dem Ziel vor dem geistigen Auge, weiter.
Stunden ziehen sich in die Länge, es scheint als kämen wir kaum voran. Lustlosigkeit macht sich breit, die Umgebung wird nur noch wenig wahrgenommen. Erst als wir, auf einem Waldweg, Peter Böhm begegnen erwacht das Interesse zur verbalen Kommunikation von Neuem. Peter berichtet aus seinem bewegten Leben, sorgt für Kurzweile. Zur Zeit plagen ihn zwar arge Fußprobleme, von Schonung will er allerdings nichts wissen. Wie ähnlich wir doch gestrickt sind. Passt, Verrücktheit verbindet.
Wie Kriegsheimkehrer ziehen wir bedauernswürdiger kleiner Haufen durch den beschaulichen Passionsspielort Oberammergau.
...GAU. Unerwünscht verführt mich die Endsilbe des Ortsnamens zu einem wenig erfreulichen Wortspiel. Nein, nur nicht lange an einen entgültigen Streik des Körpers denken. In solch schöner Gegend sollte kein Platz für negative Gedanken sein, wenngleich einiges an Schmerz und Überwindung zu ertragen ist. Weiter.
Nach dem verbauten Gebiet, off road, verflüchtigen sich die bösen Eingebungen. Im Gelände bleibt keine Zeit für demotivierende Gedanken. Steine, Wurzeln, ein steiler Abhang. Jeder unkontrollierte Schritt, auf diesem Untergrund, ist in unserem Zustand riskant. Nur nicht noch ein Un-Fall! Wie auf glühenden Kohlen tänzle ich den tückischen Hang hinab. Mangelnde Adrenalinausschüttung ist dabei nicht zu beklagen, fehlendes Glück ebenso wenig. Holprig geht es talwärts. Von der Anspannung mental etwas angekratzt, aber ohne weitere hinzugekommene physische Schäden, gelangen wir in die Ebene, zum nächsten Ort. An Laufen ist nicht mehr zu denken, im Marschtempo geht es zäh voran. 
Peters Sohn Timo begleitet uns seit kurzem als Scout, was sich durchaus als hilfreich erweist. Sparsam wird nun mit Worten umgegangen, nur noch ums Kilometerfressen geht es. Flott wird stumpfsinnig auf endlos scheinenden Wegen dahin marschiert. Dann endlich, auf einer Anhöhe, gibt der Wald die Sicht auf Garmisch-Partenkirchen frei. Augenblicklich gerät mein Geist in Verzückung. Gesichter strahlen, Hände werden geschüttelt, ungeahnte Kräfte mobilisiert. Auf geht's zum Ziel.
Garmisch feiert Kirtag. Lederhosen, Dirndln - traditionelles Treiben belebt die Straßen. Schön. Noch schöner ist das Gefühl endlich angekommen zu sein. Gemeinsam gehen Matthias, Peter und ich durch das Zieltor. Dahinter empfängt mich mit strahlendem Gesicht und vertraut scharfer Zunge mein bayerischer Abenteuerlaufkollege Christian Scheuerer. "Mei schaust du fertig aus. Na guat aber i kenn di ja eh net anders...Hahaha." Ganz unrecht hat er ja damit nicht, wo uns doch ausschließlich fordernde Extremaktionen zusammenführen. So geschah es in Marokko, beim Marathon des Sables, danach in Kanada, beim Yukon Arctic Ultra und als ich Christian unmittelbar nach dem 1500 Kilometer Jakobswegmarsch zu Hause besuchte, na da war ich natürlich auch nicht gerade der Frischeste. Abgekämpft aber glücklich, so wie nun gerade eben. Jetzt gehen wir jedenfalls zur nächsten Bierschänke, denn zu erzählen gibt es einiges. Viel Zeit bleibt uns leider nicht, denn Christian reist in einigen Stunden nach Südamerika und ich muss regenerieren um es morgen irgendwie auf den höchsten Berg Deutschlands zu schaffen. Die angenehmsten Ereignisse des Lebens sind bedauerlicherweise zumeist von kurzer Dauer - Augenblicke in der Ewigkeit.
19. Etappe  Garmisch-Partenkirchen - Zugspitze   24,3 Km 
Im Konzertsaal von Garmisch-Partenkirchen, unserem Nachtlager, erklangen - in Anbetracht der ursprünglichen Bestimmung dieses Gebäudes - außergewöhnliche Töne. Abends beschallten lautstarke Meinungsverschiedenheiten zwischen Organisator Oliver und einigen Läufern die Räumlichkeiten und zu späterer Stunde entfalteten akustische Auswüchse der leidenden Magen-Darm Erkrankten, das Klangvolumen des Saales. In diesen Stunden war die Toilettenanlage der Konzerthalle vermutlich der bestbesuchte Ort Garmischs. 
Langsam schleicht die Nacht davon. Mit der Morgendämmerung starten wir die letzte Etappe des Deutschlandlaufes. Durch die Stadt, vorbei an der Skisprungschanze, hinein in die Partnachklamm. 
Steil ragen die Wände der Klamm empor. Aus Felsspalten und porösem Gestein sickert Wasser, während die tosende Partnach den Klammboden weiter ausspült. Ich folge dem gut gesicherten, seitlich in die Wand geschlagenen Weg. Noch ist es mangels Tageslicht düster, doch gerade das erzeugt eine irgendwie reizvolle Stimmung. Gebückt geht es durch einen niedrigen stollenartigen Tunnel. Eiskaltes Wasser prasselt von der Tunneldecke auf mich nieder. Etwas danach, wieder unter freiem Himmel, stoße ich an eine Weggabelung mit rätselhaften Streckenmarkierungen. Das Glück - launisch wie ein spunghaftes Vogerl - ist abermals nicht auf meiner Seite und so irre ich nach falscher Wegwahl einige Kilometer abseits unserer Laufstrecke herum. Anderen ist es nicht besser ergangen, weshalb sich der Ärger darüber in Grenzen hält - geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Jene Läufer allerdings, welche eine Stunde nach uns starteten, ersparen sich den Umweg, da wir - zurück auf der korrekten Route - bereits in ihrer Sichtweite erscheinen und somit ungewollt die Funktion hilfreicher Guides übernehmen. Es sei ihnen gegönnt. Missgunst ist beim Ultralangstreckenlauf fehl am Platz, hier kämpft man ohnehin genug mit sich selbst, das reicht.
Endlich im Reintal angekommen. Einem der landschaftlich schönsten Stücke des Deutschlandlaufes, wie ich meine. Wald, fließendes Gewässer, gesäumt von mächtigen Felswänden. Mittendurch führt unser Trail - von zahlreichen Wandersleuten ausgetreten - trotzdem wunderschön.
Die Reintalhütte verlockt zu einer Pause. Nein, nur nicht schwach werden - weiter! Mühsam geht es den steilen Latschenhang des Reintalangers zur Baumgrenze hoch. Immer höher, über Felsen, Steine und Schutt. Pfad ist in dieser Geröllwüste keiner mehr erkennbar, nur noch die Farbmarkierungen der Wanderroute weisen den Weg.
Der Ausblick ist grandios, der Schmerz im Sprunggelenk trotzdem nicht mehr ausblendbar. Ich fühle mich schwach. Vor dem letzten Schluck meiner Flüssignahrung ekelt mich. Egal, rein damit. Da, vor mir aus einer Felsspalte rinnt klares Wasser. Mit zittrigen Händen befülle ich meine Vorratsflasche, spüle gleich den penetranten Nachgeschmack des Energiespenders hinunter. Mir wird übel. Ein Blick den Berg hoch lenkt ab, weckt neuen Mut. Die Knorrhütte ist in Sichtweite.
Erleichterung, ich werde es schaffen. Aufwärts, die letzte Hürde zur Hütte nehmen eine Handvoll Laufkollegen und ich im Gänsemarsch. 2051 Meter Seehöhe sind erreicht. Gerne lasse ich mich zum Einkehrschwung überreden. Es wäre schade das letzte Stück dieser Tour auf Leistungsgedanken zu reduzieren. Ein wenig Geselligkeit im Kreise Gleichgesinnter ist selbst für an Einsamkeit gewöhnte Ultraläufer Salz in der Suppe des Lebens. Apropos. Ordentlich gesalzen ist sie, die Suppe welche man mir in der Knorrhütte kredenzt. Stört aber nicht, der Körper lechzt nach Mineralien und nach Ruhe. Letztere soll er später bekommen. Ehe dies hier nicht zu Ende gebracht ist, wird der Geist Entspannung verweigern. Also Suppe hinuntergeschlungen und auf ins letzte Gefecht.
Wie versteinert sind die Beine nach der kurzen Rast. Die ersten Schritte, steif wie die einer Marionette. Ultra-Pinocchio quasi. Noch 900 Höhenmeter zum ersehnten Ziel. Bergwärts, über Schuttdünen und nackten Fels. Langsam erreichen meine Muskeln wieder Betriebstemperatur. Es geht voran. Vorbei an Schafen, die unbeeindruckt von meiner Anwesenheit am spärlichen Bewuchs naschen. Den kontrastreich, himmelwärts ragenden Berggipfeln entgegen.
Die Kuppe mit der Wegmarkierung hinauf, dann durch eine Senke, wieder eine Kuppe..... Endlich, wie aus dem Nichts - Menschen. Allen voran, der übers ganze Gesicht strahlende Organisator Oliver Witzke, danach Betreuer, Publikum. Motivierende Zurufe, Klatschen, Bewunderungsbekundungen. Nur noch wenige Meter. Obwohl nicht sehr nahe am Wasser gebaut spüre ich Freudentränen an meinen Wangen. Endlich im Ziel. Geschafft!
Fotos, Händeschütteln, Umarmungen. Heute hat das Leben für uns den roten Teppich ausgerollt. Es sind besondere Momente an die ich mich bis an das Ende meiner Tage gerne erinnern werde.

 

Zu guter Letzt

 

Hart aber schön, so wird mir der Deutschlandlauf 2017 im Gedächtnis bleiben. Wir haben uns physisch und psychisch unseren Grenzen genähert. Wahrscheinlich nahm man gerade auch deshalb einiges an Qual auf sich, denn seinen Horizont zu erweitern hat schon einen ganz besonderen Reiz.
Freundschaften wurden geschlossen und viele unvergessliche Eindrücke, von diesem schönen, abwechslungsreichen Land gesammelt. Diesem großen Deutschland, durch das wir vermutlich nicht oft dermaßen günstig und umweltfreundlich reisen werden.
1320 Kilometer betrug die offizielle Streckenlänge des Deutschlandlaufes, laut Veranstalter. GPS-Messungen, einigen Läufern nach, waren allerdings beinahe alle Tagesetappen um 1 - 3 Km länger als im Vorfeld angekündigt. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit durch die dauerhafte Belastung, Unachtsamkeit und fehlende Bodenmarkierungen führten zu Umwegen und weiteren Mehrkilometern. OK, so war es nun mal. Ich bin geneigt darauf ironisch zurückzublicken. Habe eben ohne zusätzliche Kosten mehr vom Land gesehen. Auch gut.
Abschließend soll natürlich auch die Ergebnisliste ein Thema sein. Also von 60 Einzelstartern erreichten 40 das Ziel auf der Zugspitze und kamen somit in die Gesamtwertung. Mich findet man in dieser Ergebnisliste an 18. Stelle (bzw. 17.M) und in der Altersklassen-Wertung auf Rang 6. So weit so gut. In den Ergebnislisten der einzelnen Etappen hingegen, welche von der DUV (Deutschen Ultramarathon Vereinigung) veröffentlicht wurden, reihen sich Tagesetappenläufer (Gastläufer - für eine oder mehrere Etappen) gemeinsam mit jenen im Etappen-Ranking, welche sich der gesamten Strecke gestellt haben. Schade dass man Leistungen so verfälscht. Aber Schwamm darüber. Das Ausmaß der vollbrachten Leistung jedes Einzelnen kann sowieso keine Ergebnisliste wiedergeben.
Text: Christian Stolovitz

Foto: Klaus Wüst, Oliver Witzke, Christian Stolovitz

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30. Januar 2017 1 30 /01 /Januar /2017 17:07

120 Kilometer rund um den Neusiedler See

120 Kilometer rund um den Neusiedler See

Laufzeit: 13 Stunden 21´

Start Temp.: -7°C

 

Burgenland Extrem Tour

 

Lange zu Schlafen ist nicht gerade meine stärkste Disziplin, daher ist es mir nicht unrecht dass wir uns schon um 4:00 Uhr morgens im Zentrum der Gemeinde Oggau einfinden sollen.
Wir das sind  1600 Ultraläufer und Wander- er. Ja, für Wandersleute wurde die Tour ursprünglich (vor 6 Jahren) ins Leben gerufen, als ultimative Herausforderung die 120 Kilometer rund um den Neusiedler See in weniger als 24 Stunden zu bewältigen.
Eine Idee die schnell breites Interesse fand und das in weiterer Folge nicht nur beim Wandervolk.
Denn da Ultralaufveranstaltungen zur kält- esten Jahreszeit in unseren Breiten rar sind, wuchs bald nicht nur die Teilnehmerzahl der Marschierer, sondern auch die der Läufer. Obwohl es sich bei dieser Tour nicht um einen Wettkampf handelt, da weder offizielle Zeitnehmung noch Ranking geboten werden. Somit ist der Ehrgeiz nicht gegen andere gerichtet, nein, er ist nur an sich selbst gestellt. Für viele Ultras ist es auch noch die unwiderstehliche Lust am Laufen, die alles Verlangen auf das reine Laufen und nichts anderes reduziert, welche sie hierher getrieben hat.
Startschuß und los geht es. Schnell ziehen wir Läufer vorne weg. Nach dem Ortsgebiet, auf dem Radweg, entlang der Weinberge durch die finstere Neumondnacht. Trotz extremer Dunkelheit vermeide ich den Einsatz meiner Stirnlampe um nicht die Sicht auf die Welt an der Grenze des Lichtkegels enden zu lassen. Mein Auge ist durch viele nächtliche Laufausflüge gut geübt und abgesehen davon ist man hier, bei den zahlreichen überbelichteten Laufkollegen als Lichtschnorrer bestens unterwegs. Eindrucksvoll ziehen wir eine mehrere Kilometer lange Lichtschlange hinter uns her.
Nach der Gemeinde Mörbisch geht es über die grüne Grenze nach Ungarn. Das Thermometer zeigt -7°C. Fahrzeuge auf den Parkplätzen des ungarischen Grenzortes Fertörakos sind dick mit Raureif überzogen. Unangenehm bläst mir der eisige Wind um die Ohren. Pusztagebläse.
BALF 6:50 Uhr
28 Kilometer liegen hinter mir, da erblicke ich mit Freude meinen Sportfreund Michl Steiner. Michl versorgt mich mit Power Gels und Maltodextrintee. Permanente Kalorienzufuhr ist für mich bei solch einem Unternehmen wichtig um nicht in einen Leistungseinbruch zu schlittern. Mein Körperfettanteil liegt im einstelligen Prozentbereich, dadurch habe ich einen guten Stoffwechsel, aber kaum Reserven von denen gezehrt werden kann. Mit klammen Fingern wird der Proviant im Getränkegurt verstaut, während im Osten langsam die Morgenröte aufzieht.
Unzählige Wildgänse fliegen in Formationen über uns hinweg. Alles ist gut, die Morgenstimmung und das lange Laufen verändern die Chemie im Gehirn auf wundersame Weise.
Etwas später, nach dem Kurort Hegykö führt ein Tour-Wegweiser vom Asphalt in naturbelassenes Gebiet. Zaghaft versucht die Sonne den Morgennebel zu durchbrechen. Vergeblich, alles bleibt in düsteres winterliches Grau gehüllt. Vorbei an einem zugefrorenen Weiher laufe ich über vereiste Pfade weiter entlang von Koppeln mit Pferden und Steppenrindern.

Durch den Ort Sarrod zum, mit dicker Eisschicht überzogenen, Ufer des Neusiedler Sees. Nach dem Einser Kanal wandelt sich landschaftliche Schönheit zur unendlichen Weite. Ab hier sind mentale Muskeln gefragt. Eine endlos lange Gerade mündet in die Nächste und hinterm Horizont geht es ähnlich weiter.

APETLON 10:25 Uhr
Kilometer 60. Wieder auf österreichischem Boden. Bei der Labestelle, im Dorfgasthof, ist für viele Teilnehmer Endstation. Zu hohes Tempo, Frost und Wind fordern Opfer. In Apetlon platzen häufig Finisher-Träume. So war es auch schon in den vergangenen Jahren. Aus diesem Grund hatten sich die stets um Verbesserung des Events bemühten Veranstalter dazu entschlossen heuer erstmalig die Möglichkeit zu bieten um 11:00 Uhr in Apetlon zu starten, um auf halber Distanz einem breiteren Teilnehmerfeld die Chance zu ermöglichen das Ziel in Oggau zu erreichen. Allerdings nahmen es viele mit der Startzeit nicht so genau, liefen oder gingen schon morgens los, womit sich der Lauf für mich bis Neusiedl zu einem permanenten Überholmanöver gestaltet. Manchmal werde aber auch ich von körperlich und mental noch frischen Neustartern überholt oder ein Stück plaudernd begleitet.
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NEUSIEDL 13:55 Uhr
Nach 86 gelaufenen Kilometern drosseln lästige Rückenschmerzen mein Tempo. Aufgeben ist allerdings keine Option. Manch falscher Schritt wird getan, indem man stehen bleibt. An Kraft und Ausdauer fehlt es nicht, es wird an der Disziplin liegen dies zu Ende zu führen.
Mit einem anderen Problem sieht sich mein bis vor kurzem redseliger Begleiter konfrontiert, er verschwindet nach sparsamer Verabschiedung im Gebüsch und ich bin wieder mit mir allein. Ereignislos gestaltet sich das Passieren der beschaulichen Weinbaugemeinden Jois, Winden und Purbach. 
Nach Donnerskirchen ändert sich unser Kurs in Richtung Süd-Ost, frontal gegen das Himmelsgebläse. Die letzten Kilometer werden zum Härtetest. Aber es gelingt dem eisigen Wind nicht mir die Lachfalten aus dem Gesicht zu blasen und ich erreiche nach 13 Stunden 21 Minuten zufrieden das Ziel in Oggau. Der Kreis hat sich geschlossen.
Text: Christian Stolovitz 2017
Fotos: Michael Steiner, 24H Burgenland Extrem

 

 

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7. November 2016 1 07 /11 /November /2016 06:40
LAUFEN, TAUCHEN, WANDERN
Kroatien - Cres, Losinj
Von den ersten Hahnenschreien des Tages begleitet laufe ich los. Hell erleuchtet die Mondsichel und unzählige Sterne den Himmel über der Stadt Cres. Das warme Licht der Beleuchtung im Hafen der Altstadt spiegelt sich im Meer. Sanft kämmt mir die Bora (Nordostwind) durchs Haar. Noch sind die Straßen menschenleer, nur die mißtraurischen Blicke vereinzelt umherstreifender Katzen folgen mir. In der Ferne tuckert ein Fischerboot gemächlich aus der Bucht. Zufrieden sauge ich mit allen Sinnen die mir zufließenden Eindrücke auf.
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CRES
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Cres ist die größte Stadt auf der gleichnamigen Insel. Das Stadtbild wurde in der venezianischen Herrscherzeit im 16. Jahrhundert geprägt. Schmale Gassen, Stadttore, Kirchen und Türme bezeugen eine lange Geschichte. Auf mancher Hausfassade sind noch Wappen welche die Berufsstände der damaligen Bewohner symbolisieren zu entdecken und der weit in das Zentrum der Altstadt reichende, noch immer von einheimischen Fischern und Taxibooten befahrene Kanal, erinnert mich ein wenig an Venedig.
Kroatien - Cres, Losinj
Die Berghänge im Norden der Insel Cres sind unwegsam, von der Bora gepeitscht und mit jahrhundertealten Steineichen bewachsen. Perfekte Bedingungen für einen Geländeläufer und Wanderer aus Leidenschaft.
Wanderungen haben sich als ideale Ergänzung zu meinem Lauftraining bewährt. Und so packen Heidi und ich nach dem Morgenlauf unsere Rucksäcke und ziehen mit einem befreundeten, ebenfalls geländegängigen Pärchen los.

Olivenbäume säumen den Pfad welchen wir guter Dinge die Küste entlang marsch- ieren. Am Horizont, in Richtung Nordwesten schimmert die bläuliche Silhouette Istriens. Davor ruht friedlich das Meer. Sonnenlicht reflektiert im smaragdfarbenen Bereich des Kiesstrandes. Zu unserer Rechten suchen Schafe hinter jahrhundertealten, mühsam aufgeschichteten Steinmauern zwischen Wacholder, Salbei und Thymian nach Nahrung. Ein langer steiniger Anstieg führt uns auf die Hochebene zur Kapelle Sv. Salvator. Harmonie. Postkartenidylle nach allen Seiten. Die Seele jubelt.
Weiter geht es - mal auf, mal ab - durch Kiefernwälder über karstige Anhöhen zur Ruine Sv.Blasz. Etwas danach endet unser Steig an einer versteckten, menschenleeren Bucht, einer Oase der Ruhe. Sonnenschein, klares Wasser, ein phantastisches Panorama. Wieder liegt ein strahlender Ort vor uns, aber davon sollten wir auf der Insel Cres noch weitere entdecken.
Einer davon trägt den Namen Valun. Valun ist ein typisches Fischerdorf und liegt in einem weit geschwungenen Uferbogen in der Bucht von Cres. Hier finden wir uns wieder in der Filmkulisse der vor mehr als 30 Jahren gedrehten TV-Aussteigerserie "Der Sonne entgegen". Ein besonderes Erlebnis. Alte Sehnsüchte, beinahe vergessene Träume werden wach.

VALUN

Zur Stärkung gibts in der Konoba, an der Mole, noch schmackhaftes Oktopusrisotto dann geht es weiter auf die westliche Hochebene.
378 Meter ragt der Felssporn aus dem Meer, auf dem die mittelalterliche Siedlung Lubenice trohnt. Winzige Häuser mit Gewölbedurchgängen, kleine Fenster, Lubenice hat sich im Laufe der Zeit wenig verändert. Etwas weiter gelangen wir in das noch entlegenere Dörfchen Pernat. Hier lebte man früher von den Erzeugnissen die der spärliche Ackerboden hervorbrachte, von der Olivenölproduktion, der Feigenverarbeitung und von der Schafzucht. Heute ist Pernat tagsüber wie ausgestorben. Die Bewohner arbeiten auswärts, die Landwirtschaft ist nur noch Nebenerwerb. Wir begegnen tatsächlich nur einer einzigen Bewohnerin, ansonsten weder Hund noch Katz. Erholsame Stille, wie man sie heute in bewohntem Gebiet nicht mehr gewohnt ist. Angenehm, aber irgendwie etwas unheimlich.
Stille umgibt uns auch in der Unterwasserwelt während der Tauchgänge am Hausriff der Tauchbasis von Cres. Unmittelbar nach dem Abtauchen werde wir von im Sonnenlicht schillernden Sardinen umschwärmt. Goldstriemen zupfen Algen zwischen Steinen hervor. Zylinderrosen und Schraubensabellen wiegen federartige Tendakelkronen in der Strömung.
Tauchen am Hausriff von Cres
Tauchen am Hausriff von Cres
Tauchen am Hausriff von Cres

Tauchen am Hausriff von Cres

Langsam tauche ich den sanft abfallenden Uferbereich zwischen bunten Schwämmen, Federsternen und Schnecken entlang. Wunderschöne Momente die ein Leben lang in der Erinnerung leuchten werden.
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LOSINJ

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Das Equipment in unserem Pkw verstaut und auf geht es weiter in Richtung Süden. Über die Drehbrücke der alten Seefahrerstadt Osor erreichen wir die Insel Losinj. Unser Ziel, die Hafenstadt Mali Losinj hat wie Osor lange Tradition in der Seefahrt.

Mali Losinj

 

Wegen des milden Klimas und der subtropischen Vegetation war Mali Losinj schon zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie ein beliebter Luftkurort der oberen Gesellschaftsschicht des Kaiserreichs. Im 19. Jahrhundert errichtete man einen Wanderpfad welcher noch heute besteht und den gesamten südlichen Teil der Insel säumt. Perfekte Gegebenheiten für einen Bewegunsjunkie wie mich.
Kroatien - Cres, Losinj
Kroatien - Cres, Losinj
Kroatien - Cres, Losinj
Morgens wird gelaufen, mittags gewandert und die Abende lassen wir im Hafen, in Speiselokalen und Kaffehäusern bei mediterranem Flair ausklingen.

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Text und Bilder von Christian Stolovitz  2016

"Eines Tages wirst du aufwachen und keine Zeit mehr haben für die Dinge die du immer wolltest. Tue sie jetzt."

Paulo Coelho

Mali Losinj

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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